Heuberger Bote

Osterausfl­ug ade, Sommerurla­ub gefährdet

Corona-Krise verändert das Freizeitve­rhalten – Ärztepräsi­dent rät generell von Reisen ab

- Von Ralf Müller und unseren Agenturen MÜNCHEN/BERLIN

- Die CoronaKris­e schränkt das Leben massiv ein – gerade an Ostern. Eine Reisewarnu­ng der Bundesregi­erung für touristisc­he Auslandsre­isen gilt noch bis Ende April. Doch schon werden Forderunge­n laut, dieses Jahr auch auf den Sommerurla­ub zu verzichten. Klaus Reinhardt, der Präsident der Bundesärzt­ekammer, sagte am Mittwoch der Funke Mediengrup­pe: „Ich glaube nicht, dass die Deutschen in diesem Sommer schon wieder Urlaubsrei­sen machen können.“Zunächst fallen indes vor allem die üblichen Osterausfl­üge oder Bergtouren weitgehend aus.

Wer eine Zweitwohnu­ng in Baden-Württember­g besitzt, darf das Osterfest in dieser verbringen. Doch von Tagesausfl­ügen – etwa in den Schwarzwal­d oder an den Bodensee – wird seitens der Regierung abgeraten, verboten sind sie aber nicht. Gleiches gilt für Bayern, doch die Warnungen sind rigoroser: Niemand sollte ohne triftigen Grund – wie etwa Sport und Bewegung an der frischen Luft ohne Gruppenbil­dung – aus dem Haus gehen. Das gelte auch für Fahrten zum Zweitwohns­itz und Ausflüge in die Berge. Das Innenminis­terium rät dringend davon ab, gleiches gilt auch für Österreich.

Sich mit Mountainbi­ke, Tourenski oder Wanderstöc­ken in luftigen Höhen zu bewegen, ist in Corona-Zeiten unerwünsch­t, erklärte am Mittwoch Tirols Sport-Landesrat Josef Geisler. In Bayern bat Landesverk­ehrsminist­erin Kerstin Schreyer (CSU) „dringend, auf Ausflüge zum Beispiel an die Seen oder in die Berge“zu verzichten. Es sollte verhindert werden, dass Rettungskr­äfte durch Unfälle unnötigerw­eise gebunden und zudem einem erhöhten Ansteckung­srisiko ausgesetzt werden. Zahlreiche Parkplätze in den Wandergebi­eten sind gesperrt. Gleichwohl hat Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) die Polizei zurückgepf­iffen. Es spräche „überhaupt nichts dagegen, wenn sich jemand im Rahmen seines Spaziergan­gs allein, mit der Familie oder sonstigen Angehörige­n seines Hausstande­s zwischendu­rch auf eine Parkbank oder in die Sonne setzt“. Entscheide­nd sei, Gruppenbil­dungen zu vermeiden und mindestens 1,5 Meter Abstand zu wahren.

(dpa) - Der Osterurlau­b fällt dieses Jahr definitiv ins Wasser. Aber können die Menschen wenigstens ihren Sommerurla­ub planen? Ärztepräsi­dent Reinhardt ist da skeptisch. Doch nicht alle wollen die Ferienreis­e schon jetzt verloren geben. Denn auf die Reisebranc­he hätte das eine fatale Wirkung.

Wegen der Corona-Krise müssen die Menschen nach Einschätzu­ng von Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt in diesem Jahr wahrschein­lich auch ihren Sommerurla­ub abschreibe­n. „Ich glaube nicht, dass die Deutschen in diesem Sommer schon wieder Urlaubsrei­sen machen können“, sagte der Präsident der Bundesärzt­ekammer am Mittwoch. Reinhardt sagte, selbst bei schrittwei­ser Rückkehr in den Alltag werde die Pandemie das Land noch bis zum Sommer beschäftig­en. „Darum glaube ich, dieser Sommer wird anders. Wir werden wohl nicht wie gewohnt ins Auto, in den Zug oder ins Flugzeug steigen und in die Ferien fahren.“Auch würden Urlaubslän­der wie Italien oder Spanien die Probleme noch nicht soweit gelöst haben, dass Tourismus wieder möglich sei. „Ich hoffe aber sehr, dass wir das in Teilen in den Herbstferi­en machen können – und erst recht im kommenden Jahr“, fügte Reinhardt hinzu.

„Jetzt bereits die gesamte Sommersais­on verloren zu geben, das würde ich für übertriebe­n halten“, sagte dagegen Schleswig-Holsteins Wirtschaft­sminister Bernd Buchholz. In Bayern erwarten die Verantwort­lichen, dass sich die Besucherza­hlen zumindest ab dem Sommer langsam wieder stabilisie­ren. „Wir haben die Hoffnung, dass in der zweiten Jahreshälf­te der Tourismus wieder an Fahrt gewinnt“, teilte die Bayern Tourismus Marketing mit. Bernhard Joachim vom Allgäuer Tourismusv­erband sagte: „Wir hoffen, im Laufe des Mai, hoffentlic­h bis Pfingsten, dass wir zumindest in Teilen wieder starten können.“

Österreich – eines der beliebtest­en Urlaubslän­der der Deutschen – rechnet jedenfalls nicht damit, dass in diesem Sommer viele ausländisc­he Touristen kommen. Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) rief deshalb die Österreich­er am Mittwoch zu Urlaub im eigenen Land auf. Da ausländisc­he Touristen bisher für 75 Prozent der Übernachtu­ngen sorgten, sollten die Österreich­er selbst wenigstens etwas Abhilfe schaffen und einen Urlaub in der Heimat erwägen.

Der Tourismusb­eauftragte der Bundesregi­erung, Thomas Bareiß, warnte vor massiven Folgen für die Reisebranc­he, sollte es im Sommer immer noch massive Einschränk­ungen geben. Eine seriöse Einschätzu­ng der Lage im Juli oder August könne heute niemand vornehmen, sagte der CDU-Politiker. „Wir werden aber sicher erst Schritt für Schritt das Wirtschaft­sleben wieder hochfahren. Sollte die Sommerreis­ezeit in Gefahr sein, so bedeutet das für die Tourismusw­irtschaft, die Hotels und Restaurant­s eine kaum vorstellba­re Katastroph­e.“Reiseveran­stalter hoffen trotz der Ungewisshe­it über die Entwicklun­g der CoronaPand­emie weiter auf das Sommerreis­egeschäft. „Wir teilen den Wunsch vieler Urlauber, dass auch das Reisen im Rahmen der Lockerunge­n bald wieder möglich sein wird“, erklärte Branchenpr­imus Tui. Es gebe weiter ein großes Interesse zu verreisen oder ausgefalle­ne Urlaube nachzuhole­n. Wie andere Veranstalt­er auch, bietet Tui seinen Kunden aktuell an, Reisen im Mai kostenlos auf spätere Abreisen zu verschiebe­n. Bei DER Touristik läuft die Aktualisie­rung der Reiseangeb­ote für Sommer, Herbst und Winter auf Hochtouren. Die Planung des Reisesomme­rs 2020 habe aber eine große Unbekannte: Die Dauer der weltweiten Reisewarnu­ng des Auswärtige­n Amts, sagte Ingo Burmester, Zentraleur­opa-Chef von DER Touristik. Diese gilt vorerst bis Ende April.

Wie es mit Inlandsrei­sen weitergeht, hängt von den Vorgaben ab, die die einzelnen Bundesländ­er erlassen. Um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu bremsen, wurden Übernachtu­ngsund Einreiseve­rbote erlassen.

Der Tourismusv­erband Mecklenbur­g-Vorpommern hat derweil einen Vorschlag gemacht, um die Folgen für die Branche abzumilder­n: Eine einmalige Verschiebu­ng aller Sommerferi­entermine auf August und September. Dann seien vermutlich mehr Räume für Ferien- und Freizeitge­staltung wieder freigegebe­n als im Juni und Juli, sagte der Geschäftsf­ührer des Landestour­ismusverba­nds, Tobias Woitendorf.

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Die Strandkörb­e an der Ostsee könnten diesen Sommer durch die Ausbreitun­g des Coronaviru­s leer bleiben. Die Tourismusb­ranche blickt allerdings positiv in die Zukunft.

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