Wo treibt sich die Hefe herum?
Die Regale in den Supermärkten sind seit Wochen leer – Es hapert am Nachschub
- „Zur Zeit nicht lieferbar“. Diesen Satz lesen zurzeit viele Verbraucher an leeren Regalen. Durch die Corona-Pandemie gab es bei einigen Artikeln Hamsterkäufe – auch bei Hefe. Seit Wochen ist wenig bis keine Frischhefe in den Supermärkten zu finden. Doch warum ist der Kauf so in die Höhe geschnellt?
Manuela Wunderlich, die stellvertretende Marktleitung des „denn’s Biomarkt“in Tuttlingen, ist sich sicher: „Viele Menschen haben Hefe gehamstert, weshalb die Produktion nicht mehr nachkommt.“Sie würden jeden Tag versuchen, neue Hefe zu bestellen, doch wie auch für den Kunden im Regal heißt es: „Derzeit nicht lieferbar.“Wunderlich kann keine Einschätzung dazu geben, wann Hefe wieder regulär im Einkaufsregal zu finden ist.
Auf Anfrage unserer Zeitung antwortet die Zentrale des Rewe Markts in Köln wie folgt: „Die Kundennachfrage liegt bei einzelnen Artikeln über den Produktionskapazitäten, das wiederum kann dazu führen, dass es für ein paar Tage zu einer Lücke im Regal kommt. Wir arbeiten intensiv mit den Herstellern daran, diese Zeit so kurz wie möglich zu halten“, schreibt Ann-Cathrin Geers, Referentin der Unternehmenskommunikation der Rewe Group. Die
Leistungen der Produktion seien erweitert worden und „die Produktion fährt rund um die Uhr unter Volllast“, führt sie weiter aus.
Im E-Center Tuttlingen wird laut Auskunft einer Mitarbeiterin regelmäßig Hefe geliefert, wenn auch nur in deutlich geringeren Mengen. Dadurch, dass viele Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen und auch beruflich gezwungenermaßen mehr Freiraum haben, würden sie auch mehr Brot selbst backen. „Neben der Hefe ist auch das Mehl deutlich weniger in den Regalen vorhanden“, sagt die Mitarbeiterin. „Brot ist nach wie vor das Grundnahrungsmittel Nummer eins“, sagt auch Markus Weck, Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Hefeindustrie in einer
Mitteilung auf der Internetseite der Hefeindustrie vom 26. März. „Verbraucher nehmen die aktuelle Situation zum Anlass, um wieder vermehrt selbst zu kochen und zu backen“, heißt es weiter.
Die Hefeindustrie versucht, die Menschen zu beruhigen. „Hefe wird nicht knapp“und „die Hefeproduktion ist auch während der Coronakrise gesichert“, wird in einem Schreiben garantiert. Die Versorgung der Hefe für die privaten Haushalte sei ebenfalls gesichert und „die Hefehersteller gehen davon aus, dass sich die Versorgungslage in absehbarer Zeit wieder entspannt“, erklärt die Website der Deutschen Hefeindustrie weiter.
„Die Bedarfe seitens der backenden Branche werden zuverlässig bedient, um die Produktion von Backwaren sicherzustellen“, wird in der Mitteilung des Deutschen Verbands der Hefeindustrie versichert. Dies können die Bäckereien Nestel, Schneckenburger und Schäfle bestätigen. „Wir haben bisher kein Problem beim Erhalt von Hefe“, sagt Christina Freudenberger, Filialleiterin der Bäckerei und Konditorei Nestel. Auch Marc Schneckenburger, Geschäftsführer der Bäckerei Schneckenburger, habe zu Beginn der Krise mit dem Hefelieferanten Deutsche Hefewerke GmbH telefoniert, um den Erhalt der Hefe für die produzierende Lebensmittelindustrie sicherzustellen. „Die Logistik ist nun das größere Problem, deshalb haben wir unsere Lagerbestände um eine Woche erhöht“, sagt Schneckenburger.
In dieser Zeit würde die Bäckerei Nestel selbst weniger produzieren und brauche auch etwas geringere Mengen an Hefe, aufgrund von gesunkener Nachfrage am allgemeinen Sortiment, meint Freudenberger. Auch
Thomas Schäfle, der Inhaber der Bäckerei Schäfle, sagt, dass weniger Kunden kommen würden. „Leute, die schnell ein Vesper auf die Hand kaufen wie zum Beispiel Schüler, fehlen zur Zeit“, erklärt er. Laut Schneckenburger würde sein Betrieb in manchen Filialen durch die Schließung der Cafés einen Rückgang von 30 bis 40 Prozent des Umsatzes verzeichnen. „Es kommt auf die Standorte der Geschäfte an. Manche Filialen machen auch ein leichtes Plus“führt er weiter aus. Als das Corona-Virus auch in Deutschland die ersten Einschränkungen mit sich brachte, hätten die Kunden ein wenig gehamstert, „aber Brot braucht man nach wie vor frisch“, fügt Schäfle hinzu. Schneckenburger merkt an, dass die Bäckereien die Versorgung mit Brot, Brötchen und weiteren Backwaren auf jeden Fall sicherstellen, wenn die Menschen keine Hefewürfel in den Supermarktregalen finden können.
„Die Situation wird sich entspannen, wenn, wie sonst auch üblich, bedarfsgerecht und in haushaltsüblichen Mengen eingekauft wird“, sagt Geers von der Rewe Group.
Auch der Deutsche Verband der Hefeindustrie appelliert an die Endverbraucher, keine Hamsterkäufe zu tätigen, denn „es ist genug für alle da!“, schließt die Hefeindustrie die Mitteilung auf ihrer Website.