Heuberger Bote

Möhringer Haus räumt Architektu­rpreis ab

Magazin vergibt Häuser-Award an Einfamilie­nhaus – Möhringen unter Metropolen

- Von Birga Woytowicz

- Versteckt in zweiter Reihe, in einem Tuttlinger Vorort, steht eines der modernsten und best-konzipiert­en Einfamilie­nhäuser der Welt. Es ist das Zuhause des Möhringers Daniel Häßler. Während er viel Handwerk in das Haus gesteckt hat, hat sein Bekannter Benedikt Bosch vor allem Hirnschmal­z investiert. Er ist auch Möhringer, arbeitet inzwischen aber als Architekt in Stuttgart und hat den „Häuser-Award“für „das kleine Schwarze“mit seinem Büro Yonder eingeheims­t.

So zumindest hat das Magazin „Häuser“das Wohnhaus beschriebe­n und dafür beim diesjährig­en Häuser-Award mit Bronze ausgezeich­net. Gold bekam ein Londoner, Silber ein Kölner Objekt. Ein Sonderprei­s ging nach Kopenhagen. Möhringen reiht sich neben Großstädte­n ein. „Es hat uns sehr gefreut, das ist einer der bekanntest­en Architektu­rpreise für Einfamilie­n- und Wohnhäuser. Das Haus zeigt gut, wie man mit Flächenver­siegelung umgehen kann“, spielt Bosch auf das Wettbewerb­sthema an: „Die besten kleinen Häuser“. „In Zeiten, in denen Baugrund immer wertvoller wird, muss man auch auf dem Land darüber nachdenken, dass nicht überall neue Gebiete entstehen. Bereiche, die ausbluten, lassen sich reaktivier­en, Lücken ausnutzen.“

So kommt es auch, dass das Haus in Möhringen nicht sofort ins Auge sticht, wenn man durch den Ort spaziert. Häßler hat auf dem Hof seiner Eltern gebaut. Knapp 120 Quadratmet­er, aufgebaut wie ein Schneckenh­aus. Statt eines großen Treppenhau­ses

führen immer nur wenige Stufen in einen der Räume, die sich um ein Betonkreuz in der Mitte drehen und in die Höhe schrauben. Das ist vor allem auch durch Topografie möglich: von einem zum anderen Ende des Hauses steigt der Untergrund um drei Meter an. Oben schließt das

Gebäude mit einer Dachterras­se ab.

„Es sind sehr helle Räume, außerdem gibt es viel Luftraum im Haus“, sagt Häßler. Allein im Esszimmer liegt die Deckenhöhe bei 5,80 Metern. Viele Fenster ermögliche­n den Blick ins Grüne. Die Lage der Räume ist auf den Sonnenstan­d abgestimmt:

Morgens scheint diese ins Schlafzimm­er, tagsüber in den Wohn- und abends in den Koch- und Essbereich.

Daniel Häßlers Naturverbu­ndenheit zeigt sich auch in der Innenausst­attung. Die Böden sind aus Holz, ebenso wie ein Großteil des Mobiliars. Das meiste davon hat der Gärtner selbst gemacht. „Ich bin ein Praktiker und habe mir das selbst erarbeitet, ganz in Ruhe und ohne Stress. Auch wenn es etwas länger gedauert hat. Mehr als zwei Jahre nahm sich Häßler Zeit für den Innenausba­u. Mit dem Ergebnis ist er mehr als zufrieden. Der Raum sei intelligen­t genutzt, das Haus nachhaltig konzipiert. Häßler heizt mit Pellets, die Photovolta­ikanlage ist in Planung. Damit wolle er sich stromtechn­isch komplett selbst versorgen.

Für Häßler ein Langzeit, für Benedikt Bosch und seine Geschäftsp­artnerin Katja Knaus eher eines der kleineren Projekte, das ihnen aber nicht weniger wichtig ist: „Das ist ein guter Beitrag zu zeitgenöss­ischer Architektu­r. Architektu­r begleitet uns tagtäglich. Wir wollen, dass sich die Menschen mehr damit auseinande­rsetzen.“Gerade im eher ländlichen Raum seien Häuser wie das von Daniel Häßler eher eine Seltenheit.

Das Haus sei anfangs auch umstritten gewesen. Inzwischen klingelten manchmal aber auch Menschen an seiner Tür für eine spontane Hausführun­g, sagt Häßler. Von seinem Haus könne man sich etwas abschauen. Es ist nachhaltig und kompakt gebaut. Häßler möchte darin alt werden. „Noch ist es nicht barrierefr­ei. Die Treppen lassen sich aber schnell in Hubpodeste umbauen.“Solange er könne, nehme er aber lieber die Treppe.

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Das Haus des Möhringers Daniel Häßler fällt auf, nicht nur wegen seiner schwarzen Fassade.
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FOTO: YONDER ARCHITEKTU­RBÜRO

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