„Neurologische Symptome sind häufig“
RAVENSBURG - Bei schweren Covid-19-Verläufen sind untypische Symptome beobachtet worden. Darüber spricht Virologe Professor Thomas Mertens mit Daniel Hadrys.
Neuen Berichten zufolge schädigt das Coronavirus auch das Nervensystem. Was weiß man darüber?
Ja, neurologische Symptome und auch Komplikationen kommen bei Covid-19 wohl häufig vor, dies war auch bereits bei Sars-CoV-1 aufgefallen. Eine umfangreichere Studie aus Wuhan ergab, dass bei mehr als 36 Prozent von 214 ausgewerteten Covid-19 Patienten ganz unterschiedliche neurologische Symptome auftraten, sowohl solche, die klar einem neurologischen Krankheitsgeschehen zugeordnet werden können, wie Riech- und Geschmacksverlust, Muskelbeschwerden und Schlaganfälle, als auch weniger spezifisch Symptome wie Verwirrtheit, Krampfanfälle, Bewusstseinsverlust und Kopfschmerzen. Teilweise traten neurologische Symptome vor einer Lungenentzündung auf und häufiger bei schweren Verläufen von Covid-19. Einzelne SarsCoV-2-Nachweise im Hirnstamm sind gelungen und werfen die Frage auf, ob dies zusätzlich die Atmung bei schwerer Lungenentzündung negativ beeinflussen könnte.
Welche bislang unerwarteten Folgen könnten noch auftreten?
Neben den bereits früher (03. April) in dieser Kolumne erwähnten, vereinzelt möglichen Spätschäden an Herz und Lunge wären Spätfolgen aufgrund von direkter Nervenzellschädigung denkbar, was aber derzeit noch spekulativ ist.
Erhöht eine hohe Luftverschmutzung die Gefahr schwerer Verläufe?
Hierzu gibt es bereits erste epidemiologische Analysen, die genau einen solchen Zusammenhang gefunden haben. Es wurde sogar gezeigt, dass es eine gewisse Parallelität zwischen dem Grad der lokalen Luftverschmutzung und der Anzahl schwerer Covid-19 Verläufe zu geben scheint. Weitere Untersuchungen müssen dies noch bestätigen.