Marvin Schumacher beendet seine Karriere
Biathlet vom SC Gosheim sieht ohne Sportförderung keine Zukunft im Profisport
- Der Biathlet Marvin Schumacher vom Skiclub Gosheim beendet seine Profikarriere mit erst 21 Jahren – bevor diese richtig begonnen hatte. Der Denkinger hatte nach dem Abitur zwei Jahre lang auf den Sprung in die Sportförderung gehofft. Diese Träume haben sich nun zerschlagen. Ohne die Möglichkeit der sportlichen Förderung sieht Schumacher keine Zukunft für sich im Spitzensport.
„Mit 21 Jahren bin ich zwar noch jung, aber die Behörden wollen sich ganz junge Talente sichern“, sagt Marvin Schumacher. Damit ist der Zug für die Profi-Biathlon-Karriere für den Denkinger im Grunde abgefahren, weil sich der 21-Jährige mit geforderten Erfolgen nicht für eine Laufbahn bei der Bundespolizei, beim Zoll oder der Bundeswehr qualifizieren konnte, die ihm neben der Berufsausbildung auch die sportliche Förderung gesichert hätte. Die Qualifikation zur Junioren Weltmeisterschaft wäre der Türöffner für die Profikarriere gewesen, doch diese verpasste der Denkinger im Winter.
„Ich habe alles versucht, aber es lief nicht so glücklich.“
Marvin Schumacher über seine letzte Saison vor seinem Entschluss, die Karriere zu beenden.
Nach dem Abitur auf dem Sportinternat in Furtwangen hatte es Marvin Schumacher zwei Jahre lang auf eigene Faust und mit Hilfe von privaten Sponsoren versucht, um bei den Junioren in die deutsche Spitze des Biathlons zu gelangen. „Ein drittes Jahr war finanziell nicht mehr zu stemmen“, erklärt Schumacher – trotz der Unterstützung seiner Sponsoren und der Eltern.
Mit seinen 21 Lenzen hätte der Denkinger nun im Herrenfeld mit Erfolgen auf sich aufmerksam machen müssen – eine zusätzliche Bürde, die Schumacher auf sich hätte nehmen müssen, um sich im Biathlon-Zirkus zu zeigen. „Realistisch gesehen ist das unwahrscheinlich, dass ich mich bei den Herren läuferisch und beim Schießen durchsetze und qualifiziere. Es sollte nicht sein“, sagt Schumacher aufgeräumt, wenn auch enttäuscht.
Neben zwei zweiten Plätzen beim DSV Deutschlandpokal im italienischen Martell im vergangenen Winter lief es für den hoch gewachsenen Athleten aus Denkingen zwar nicht gänzlich miserabel, doch die negativen Ergebnisse zehrten am Selbstvertrauen des 21-Jährigen. „Dann kommen die Gedanken. Ich habe alles versucht, aber es lief nicht so glücklich“, beschreibt Schumacher die Entstehung seinen Entschlusses, nach diesem Winter nun endgültig Schluss zu machen.
Nach dem letzten Rennen am 1. März gab er sich zwar selbst zehn Tage Bedenkzeit und führte Gespräche mit den Eltern und seinem Trainer, doch insgeheim war die Entscheidung bereits gefallen. „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber ich muss nicht auf Biegen und Brechen zur WM oder zu Olympia!“
Für Marvin Schumacher gibt es nun aber neue Ziele, beruflicher Art. Erst möchte der Denkinger seine
Ausbildung zum Fahrlehrer absolvieren und dann ein Duales Studium beginnen – BWL und Logistik. „Dem Biathlon-Sport bleibe ich treu, vielleicht als Trainer. Ich möchte auf jeden Fall den jungen Athleten etwas von meiner Erfahrung mitgeben“, sagt Schumacher.
Derzeit ist der vormalige Biathlon-Sportler damit beschäftigt, abzutrainieren – Joggen, Radfahren und Krafttraining. „Ich bin ein sportlicher Typ und werde auch weiterhin nach meiner Karriere Sport treiben“, sagt Schumacher. Aber sein Körper müsse sich nun daran gewöhnen, nicht mehr ganz so viele Trainingseinheiten abzubekommen. Durch das intensive Training ist das Herz des Sportlers gewachsen. Da die körperlichen Anforderungen des Leistungssport durch die Herzpumpe wegfallen, muss der Muskel sowie der gesamte Körper an weniger Beanspruchung gewöhnt werden. Das ist ein wenig wie ein Entzug, schildert Schumacher. „Ich werde immer ganz hibbelig, wenn ich keinen Sport mache.“
Auf was blickt Marvin Schumacher mit seinen 21 Jahren zurück? „Die vielen Kontakte, die ich in dem Sport erfahren durfte. Ich war einmal für einen Trainingslehrgang in Norwegen mit der Baden-Württembergischen Elitegruppe rund um die Weltcupläufer Benedikt Doll und Roman Rees. Das war megacool – da habe ich meine Vorbilder um mich gehabt. Das bleibt mir in Erinnerung“, schwärmt Schumacher. Aber auch ein Auftritt beim Biathlon in der Arena des FC Schalke 04 werde er sicher nicht vergessen.