Heuberger Bote

Marvin Schumacher beendet seine Karriere

Biathlet vom SC Gosheim sieht ohne Sportförde­rung keine Zukunft im Profisport

- GOSHEIM Von David Zapp

- Der Biathlet Marvin Schumacher vom Skiclub Gosheim beendet seine Profikarri­ere mit erst 21 Jahren – bevor diese richtig begonnen hatte. Der Denkinger hatte nach dem Abitur zwei Jahre lang auf den Sprung in die Sportförde­rung gehofft. Diese Träume haben sich nun zerschlage­n. Ohne die Möglichkei­t der sportliche­n Förderung sieht Schumacher keine Zukunft für sich im Spitzenspo­rt.

„Mit 21 Jahren bin ich zwar noch jung, aber die Behörden wollen sich ganz junge Talente sichern“, sagt Marvin Schumacher. Damit ist der Zug für die Profi-Biathlon-Karriere für den Denkinger im Grunde abgefahren, weil sich der 21-Jährige mit geforderte­n Erfolgen nicht für eine Laufbahn bei der Bundespoli­zei, beim Zoll oder der Bundeswehr qualifizie­ren konnte, die ihm neben der Berufsausb­ildung auch die sportliche Förderung gesichert hätte. Die Qualifikat­ion zur Junioren Weltmeiste­rschaft wäre der Türöffner für die Profikarri­ere gewesen, doch diese verpasste der Denkinger im Winter.

„Ich habe alles versucht, aber es lief nicht so glücklich.“

Marvin Schumacher über seine letzte Saison vor seinem Entschluss, die Karriere zu beenden.

Nach dem Abitur auf dem Sportinter­nat in Furtwangen hatte es Marvin Schumacher zwei Jahre lang auf eigene Faust und mit Hilfe von privaten Sponsoren versucht, um bei den Junioren in die deutsche Spitze des Biathlons zu gelangen. „Ein drittes Jahr war finanziell nicht mehr zu stemmen“, erklärt Schumacher – trotz der Unterstütz­ung seiner Sponsoren und der Eltern.

Mit seinen 21 Lenzen hätte der Denkinger nun im Herrenfeld mit Erfolgen auf sich aufmerksam machen müssen – eine zusätzlich­e Bürde, die Schumacher auf sich hätte nehmen müssen, um sich im Biathlon-Zirkus zu zeigen. „Realistisc­h gesehen ist das unwahrsche­inlich, dass ich mich bei den Herren läuferisch und beim Schießen durchsetze und qualifizie­re. Es sollte nicht sein“, sagt Schumacher aufgeräumt, wenn auch enttäuscht.

Neben zwei zweiten Plätzen beim DSV Deutschlan­dpokal im italienisc­hen Martell im vergangene­n Winter lief es für den hoch gewachsene­n Athleten aus Denkingen zwar nicht gänzlich miserabel, doch die negativen Ergebnisse zehrten am Selbstvert­rauen des 21-Jährigen. „Dann kommen die Gedanken. Ich habe alles versucht, aber es lief nicht so glücklich“, beschreibt Schumacher die Entstehung seinen Entschluss­es, nach diesem Winter nun endgültig Schluss zu machen.

Nach dem letzten Rennen am 1. März gab er sich zwar selbst zehn Tage Bedenkzeit und führte Gespräche mit den Eltern und seinem Trainer, doch insgeheim war die Entscheidu­ng bereits gefallen. „Ich habe mir die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, aber ich muss nicht auf Biegen und Brechen zur WM oder zu Olympia!“

Für Marvin Schumacher gibt es nun aber neue Ziele, berufliche­r Art. Erst möchte der Denkinger seine

Ausbildung zum Fahrlehrer absolviere­n und dann ein Duales Studium beginnen – BWL und Logistik. „Dem Biathlon-Sport bleibe ich treu, vielleicht als Trainer. Ich möchte auf jeden Fall den jungen Athleten etwas von meiner Erfahrung mitgeben“, sagt Schumacher.

Derzeit ist der vormalige Biathlon-Sportler damit beschäftig­t, abzutraini­eren – Joggen, Radfahren und Krafttrain­ing. „Ich bin ein sportliche­r Typ und werde auch weiterhin nach meiner Karriere Sport treiben“, sagt Schumacher. Aber sein Körper müsse sich nun daran gewöhnen, nicht mehr ganz so viele Trainingse­inheiten abzubekomm­en. Durch das intensive Training ist das Herz des Sportlers gewachsen. Da die körperlich­en Anforderun­gen des Leistungss­port durch die Herzpumpe wegfallen, muss der Muskel sowie der gesamte Körper an weniger Beanspruch­ung gewöhnt werden. Das ist ein wenig wie ein Entzug, schildert Schumacher. „Ich werde immer ganz hibbelig, wenn ich keinen Sport mache.“

Auf was blickt Marvin Schumacher mit seinen 21 Jahren zurück? „Die vielen Kontakte, die ich in dem Sport erfahren durfte. Ich war einmal für einen Trainingsl­ehrgang in Norwegen mit der Baden-Württember­gischen Elitegrupp­e rund um die Weltcupläu­fer Benedikt Doll und Roman Rees. Das war megacool – da habe ich meine Vorbilder um mich gehabt. Das bleibt mir in Erinnerung“, schwärmt Schumacher. Aber auch ein Auftritt beim Biathlon in der Arena des FC Schalke 04 werde er sicher nicht vergessen.

 ?? ARCHIVFOTO: KEVIN VOIGT ?? Marvin Schumacher – hier bei den Deutsche Meistersch­aften am Arber – legt Langlaufsk­i und Gewehr beiseite und beendet seine Biathlon-Karriere.
ARCHIVFOTO: KEVIN VOIGT Marvin Schumacher – hier bei den Deutsche Meistersch­aften am Arber – legt Langlaufsk­i und Gewehr beiseite und beendet seine Biathlon-Karriere.

Newspapers in German

Newspapers from Germany