Rückläufige Zahlen: Kreis baut Testzentrum ab
Bürger werden in Hausarztpraxen überprüft – Klinik beginnt mit planbaren Operationen
TUTTLINGEN - Das Corona-Testzentrum in der Tuttlinger Fritz-Erler-Schule wird bereits wieder abgebaut. Nachdem Bürger bis Freitag gegen 11.30 Uhr noch auf eine Infektion mit der Lungenkrankheit überprüft worden sind, werden ab Montag die Räume für den Unterrichtsbeginn am 4. Mai desinfiziert. Dies muss mit Hochdruck passieren. Im Gegensatz zur Suche nach einem neuen Standort für das Testzentrum.
Seit dem 24. März waren Landkreis-Bewohner in der Tuttlinger Berufsschule auf eine Erkrankung mit Covid 19 getestet worden. Damit ist nun Schluss. Schließlich beginnt am 4. Mai in der Fritz-Erler-Schule wieder der Schulalltag für gut 500 Auszubildende (wir haben berichtet). Bis dahin werden nicht nur die sichtbaren Teile des Testzentrums – wie der Drive-In oder die Einrichtung der Untersuchungszimmer – aus dem „grünen“Gebäudeteil verschwunden sein.
Schulleiter Rainer Leuthner legt großen Wert darauf, dass auch die unsichtbaren Auswirkungen des Testbetriebs nicht mehr da sind. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt er, dass er es abgelehnt habe, beim Schulträger eine Liste mit den Räumen vorzulegen, die bei Wiederaufnahme des Schulbetriebs zur Verfügung stehen müssen. „Das geht nicht“, sagt er. „Ich möchte nicht, dass bei Schulbeginn noch Menschen in Vollschutz in der Schule sind, um die Räume zu desinfizieren.“
Folglich findet ab Montag die „flächendeckende Desinfizierung“des gesamten Gebäudes statt. Ihm sei zugesichert worden, sagt Leuthner, dass die Arbeiten rechtzeitig beendet werden. Notfalls werde zwölf Stunden am Tag gearbeitet. Die ArSeit beiten sollen, schreibt LandkreisPressesprecherin Julia Hager, bis Freitag, 1. Mai, abgeschlossen sein.
Eine Alternative für das Testzentrum gibt es nicht. Und muss es momentan wohl auch nicht geben. Nach den zentralen Anlaufstellen zur Überprüfung – bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und an der FES – wird künftig in Arztpraxen im Landkreis getestet. „Die Ärzteschaft hat uns mitgeteilt, dass fünf Schwerpunktpraxen – verteilt im gesamten Landkreis – gebildet werden. Diese Schwerpunktpraxen befinden sich in regulären Hausarztpraxen“, schreibt Hager auf Anfrage unserer Zeitung. Nach Auskunft der Kreisärzteschaft sind die Praxen in Tuttlingen, Mühlheim, EmmingenLiptingen, Gosheim und Trossingen.
Ein Grund, warum das Testzentrum abgebaut wird, ist sicher auch, dass die Anzahl der Testungen geringer geworden ist. Die Verlagerung in die Arztpraxen führe nicht zu einer Gefährdung anderer Patienten. „Eine Testung in Hausarztpraxen ist unter exakter Berücksichtigung der Vorgaben des Robert-Koch-Instituts zu den Schutzmaßnahmen gefahrlos durchführbar“, meint Hager. Allerdings: Sollten sich die Fallzahlen erhöhen und die Testungen wieder zunehmen, könne die Ärzteschaft beziehungsweise die Kassenärztliche Vereinigung (KV) auch wieder zu einer zentralen Teststelle übergehen. „Das entscheiden aber die Ärzte und nicht der Landkreis“, erklärt die Pressesprecherin. Bei der Einrichtung einer zentralen Teststelle werde die Ärzteschaft selbstverständlich wieder unterstützt. „Das für die Einrichtung notwendige Material ist eingelagert und schnell greifbar.“
einigen Tagen geht die Anzahl der Tests auf eine Corona-Infektion zurück. Im Durschnitt waren im Landkreis Tuttlingen täglich mehr als 100 Tests durchgeführt worden – nach Angaben von Hager rund 80 im Testzentrum, gut 25 im Klinikum Tuttlingen sowie weitere von den niedergelassenen Ärzten. Davon habe das Gesundheitsamt aber nur erfahren, wenn die Ergebnisse positiv waren. „Wer getestet wird, entscheiden die niedergelassenen Ärzte, nicht das Gesundheitsamt“, sagt Hager. Das Gesundheitsamt werde erst eingebunden, wenn bei einem positiv Getesteten die Umgebungsuntersuchung – sprich die Überprüfung von Kontaktpersonen – anstehe.
Im Landkreis Tuttlingen hat es am 13. März den ersten positiven Corona-Fall gegeben. Die Häufigkeit erhöhte sich in den folgenden eineinhalb Wochen auf 20 bis 25 Fälle. Der Höchststand war am 3. April mit 41 Fällen. Seitdem, schreibt das Gesundheitsamt in einer Veröffentlichung auf der Landkreis-Homepage, sei die Fallzahl täglich zurückgegangen. Von den Personen, die im Krankenhaus stationär behandelt werden müssen (Stand Dienstag, 21. April: 18 Personen), musste ein Drittel beatmet werden. Diese Situation führt dazu, dass das Klinikum nun wieder planbare Operationen stattfinden lässt. „Wir werden das aber so tun, dass wir bei einem deutlichen Anstieg der Corona-Fallzahlen auch wieder entsprechend reagieren können“, schreibt Landrat Stefan Bär.
Auffällig ist, dass die Altersgruppen der über 60-Jährigen im Landkreis Tuttlingen nicht die Hauptbetroffenen der Corona-Erkrankung sind. Von den 417 Personen (Stand Dienstag, 21. April) waren 190 zwischen 35 und 59 sowie 96 zwischen 15 und 34 Jahre alt. Erst dann folgen die Gruppen 60-79 Jahre (89) und über 80 Jahre (29). Das Durchschnittsalter lag bei 47 Jahren. Es erkrankten etwas mehr Männer (53 Prozent) als Frauen. „Die Altersgruppe der 35 bis 59-Jährigen ist für die Entwicklung der Fallzahlen von besonderer Relevanz“, schreibt das Gesundheitsamt.
Für Landrat Bär ist die Entwicklung der vergangenen Tage erfreulich. Dies sei dem Verständnis und der Einsicht der Bürger zu verdanken. „Es besteht noch kein Anlass für Übermut und Sorglosigkeit. Wir müssen die Situation weiter ernst nehmen, wenn wir keinen Rückschlag erleiden wollen“, sagte der Landrat.