Produktion beim Glashandel läuft weiter
Die neue Fertigung eines gläsernen Virenschutzes verhindert vorerst die Kurzarbeit
(maj) - Seit 1983 produziert der Glashandel Tuttlingen am Ort. Zeiten, wie seit Ausbreitung des Coronavirus, hat das Unternehmen lange nicht erlebt. Dank des Baubooms und der Investition in Immobilien waren die Produkte gefragt. Nun muss die Firma umdenken.
„Die Arbeiten auf den Baustellen gehen zurück. Die meisten Neubauten werden noch fertig gemacht, weitere Projekte aber hinten angestellt. Außerdem wird weniger renoviert“, sagt Niederlassungsleiter Benjamin Raidt. Das hat Konsequenzen. Es werden deutlich weniger Gläser – beispielsweise im Fensterbau – benötigt.
Bedrohlich ist die Situation für seinen Arbeitgeber nicht, verdeutlicht er. Anpassungen waren aber unumgänglich. Weil weniger Angebote geschrieben und Aufträge erfasst werden mussten, habe man zwei Mitarbeiter im Vertrieb in Kurzarbeit schicken müssen. Die Aufgaben übernimmt momentan eine Person. In der Produktion sind weiterhin sechs Personen eingespannt.
„Die Produktion läuft“, sagt Raidt. Neben Isoliergläsern für Häuser werden auch weiter Funktionsgläser – wie Spiegel, Ablageflächen oder
Rückwände von Küchen – gefertigt. „Damit sind wir drei, vier Tage pro Woche beschäftigt.“Weil man den Rückgang in der Produktion frühzeitig bemerkt habe, konnte man gegensteuern. „Wir haben uns Gedanken gemacht, was wir tun können, um unsere Mitarbeiter weiter voll beschäftigen zu können“, meint Raidt.
Aufgrund von Kunden-Anfragen war schnell klar: Der Glashandel produziert einen gläserne Virenschutz. Die Kunden hätten ihren „Spuckschutz“zunächst aus Acrylglas haben wollen. Aus Sicht von Raidt nicht die ideale Lösung. „Glas ist leichter zu reinigen, kratzfester, stabiler und vor allem ästhetischer.“Er habe aber Überzeugungsarbeit leisten müssen. Eine gewisse Skepsis habe es bei den Kunden gegeben. Für den Niederlassungsleiter war aber klar: „Wir wollen nicht nur eine Lösung für ein paar Wochen generieren, sondern eventuell für Jahre. Das Virus wird ja auch nicht in den kommenden Wochen verschwunden sein.“Der Vorteil der gläsernen Spuckschutz-Variante sei auch, dass diese nicht nur auf einer Theke abgestellt werden. Denkbar sei es, einen bis zu sechs Meter hohen Virenschutz – beispielsweise für
Autohäuser – zu bauen. „So können die Kunden das Fahrzeug weiter sehen, sind aber nicht in direktem Kontakt zum Verkäufer“, schlägt Raidt vor. An einem Tag in der Woche wird der Virenschutz nun hergestellt. „Sechs bis acht Stück – mehr ist an einem Tag nicht möglich“, meint Raidt, dessen Unternehmen insgesamt 20 Mitarbeiter hat. Dies reicht nicht, um den Auftragsrückgang aufzufangen. Dafür müssten schon hundert Wände hergestellt werden. Das neue Produkt trägt aber dazu bei, den Folgen des Coronavirus etwas entgegenzustellen – sowohl in der Gesellschaft als auch beim Glashandel Tuttlingen.