Corona-Sorgen: Schnelle Hilfe per Telefon
Die Psychologische Beratungsstelle bietet eine tägliche Hotline an – Auch mehrere Gespräche sind möglich
- Was macht Corona mit den Menschen? Mit Paaren, Eltern, Kindern und Alleinlebenden? Viele Fragen und Ängste sind durch die weltweite Pandemie aufgetreten. Seit mehr als fünf Wochen bietet die Psychologische Beratungsstelle in Tuttlingen deshalb von Montag bis Donnerstag, 14 bis 15 Uhr, eine Art Telefon-Hotline für Sorgen, Nöte und einen Austausch an. Denn das Virus hat den Alltag jedes Einzelnen drastisch verändert.
Es ist nicht so, dass die Telefone der Beratungsstelle heiß laufen, sagt Stefan Würfel, Leiter der Einrichtung. „Aber es klingelt täglich.“Nicht mitgezählt sind dabei die Beratungen, die die Einrichtung ohnehin anbietet. Diese sind oft auch längerfristig und begleitend. Dagegen ist die tägliche telefonische Sprechstunde als niederschwelliges Angebot gedacht: „Auch, wenn jemand nur eine kurze Frage hat oder das Bedürfnis, sich kurz mit jemandem auszutauschen, kann er gerne anrufen“, sagt Würfel.
Er und sein Team sind überzeugt davon, dass der Bedarf dafür hoch ist. Durch öffentliche Kontaktverbote und den Rückzug in die eigenen vier Wänden sind Familien auf engem Raum zusammen. „Väter oder Mütter müssen gleichzeitig arbeiten und die Kinder betreuen – man nimmt an, dass häusliche Gewalt zugenommen hat. Es gibt vielleicht Paarprobleme und neue Erziehungsfragen. Und nicht zuletzt haben Alleinlebende ein ganz anderes Problem mit der andauernden Isolation“, beschreibt der Fachstellenleiter die vielschichtige Problematik.
Wie schaffen es Eltern, besonnen zu bleiben und nicht durchzudrehen? Wie kann man Kindern die Situation rund um Corona erklären? „Sie hören ja auch ständig diese bedrohlichen Nachrichten, haben aber weniger Erklärung zur Verfügung“, sagt Würfel. Bei manchen Anrufern bleibt es beim einmaligen Kontakt. Andere melden sich mehrfach, teilweise geht auch eine längere Begleitung damit einher. Denn die Auswirkungen von Corona sind vielschichtig: Neben den Ängsten vor der Ansteckung kommen die finanziellen Zukunftssorgen hinzu. Der Umstand, dass nahe Angehörige im Heim oder im Krankenhaus sind, wo man sie nicht besuchen darf. Schüler und Studenten wiederum haben ganz andere Sorgen und Nöte. „Aber auch bei ihnen spielt die soziale Isolation eine Rolle.“
Allgemein gesehen spürt die Psychologische Beratungsstelle seit rund zwei Jahren eine deutlich stärkere Nachfrage. Würfel: „Wir haben unsere Angebote daraufhin auch ausgebaut, sind aber dennoch gut ausgelastet.“Zehn Mitarbeiter manche davon in Teilzeit – stehen als Gesprächspartner zur Verfügung. Der direkte, persönliche Kontakt ist den meisten Klienten dabei sehr wichtig, stellen die Berater in der Corona-Krise fest. Der ist seit einigen Wochen nicht mehr möglich. „Etliche Beratungen laufen zwar telefonisch weiter, vereinzelt experimentieren wir auch mit Videoberatung. Aber wir merken doch, dass einige unserer Kunden lieber warten, bis wieder ein direkter Termin möglich ist“, sagt Würfel. Wann das sein wird, kann er momentan nicht sagen. Corona, eben.
Die Psychologische Beratungsstelle der evangelischen und katholischen Kirche in Tuttlingen ist Montag bis Donnerstag jeweils von 14 bis 15 Uhr unter 07461/6047 zu erreichen. Hier können kleine oder große Fragen unmittelbar im Gespräch mit einem Berater wahrgenommen werden. Aber auch zu den sonstigen Telefonzeiten (täglich 8.30 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, in Ferienzeiten nur vormittags) können Interessierte in der Beratungsstelle einen telefonischen Termin vereinbaren. Weitere Informationen: