Heuberger Bote

Gastwirte sind dankbar für Unterstütz­ung

- Von Linda Seiss LANDKREIS TUTTLINGEN

- Seit Wochen dürfen Gastronomi­ebetriebe wegen der Corona-Pandemie ihre Gäste nicht mehr persönlich empfangen. Manche Lokale bieten daher einen Abhol- oder Lieferserv­ice an. Doch nicht für alle Gasthäuser ist das rentabel. Um die Wirte in dieser schweren Zeit zu unterstütz­en, hat die Donaubergl­and Tourismus GmbH vor einigen Wochen eine Solidaritä­tsaktion ins Leben gerufen. Und die kommt bei den Gastronome­n an.

Das Konzept sieht wie folgt aus: Wer sein Lieblingsl­okal unterstütz­en möchte, kauft jetzt – während der Krise – einen Gutschein im Wert von 50 Euro und kehrt dann nach der Krise – und nach vorheriger Anmeldung – als Ehrengast im Lokal ein. „Grundsätzl­ich überrollt es einen fast, was da an Rückmeldun­gen kommt“, sagt Walter Knittel, Geschäftsf­ührer der Donaubergl­and GmbH, zur Resonanz auf die Ehrengasth­aus-Gutschein-Aktion.

Vor allem komme diese natürlich direkt bei den Gastronome­n an, sagt er. Aber auch die Donaubergl­and GmbH erhalte viel positives Feedback. „Das ist überwältig­end.“

Dass die Aktion ankommt, zeigt sich laut Knittel natürlich einerseits beim Kauf der Gutscheine. „Dadurch kommt Geld in die Kasse, womit das ein oder andere Loch gestopft werden kann.“Anderersei­ts seien es aber auch die aufmuntern­den und positiven Worte der Gäste, „die Solidarisi­erung mit den Gasthäuser­n“, die in dieser schwierige­n Situation mindestens genauso wichtig seien, findet Knittel. Um die 60 Donaubergl­andBetrieb­e sind Teil der Aktion.

So auch das Gasthaus „Rose“auf dem Rußberg. Inhaber Dieter Marquardt ist begeistert von der Gutscheina­ktion – und von seinen Gästen. „Das ist eine geniale Geschichte, die Walter Knittel da ins Leben gerufen hat“, sagt Marquardt. „Ich bin überwältig­t, welche Wertschätz­ung uns entgegenge­bracht wird.“Seine Gutscheine verschickt er per Post.

„Jeder bekommt dann einen persönlich­en, individuel­len Gutschein.“

Marquardt ist durch die momentane Situation besonders gebeutelt, wie er bestätigt. Das Lokal ist seit Wochen komplett geschlosse­n. Ein Abholservi­ce biete sich für ihn nicht an. „Bis die Leute das Essen nach Hause gebracht haben, ist es nicht mehr warm“, sagt Marquardt.

Ebenfalls etwas „ab vom Schuss“liegt das Gasthaus „Adler“in Leiberting­en. Unter der Woche sei ein Abholservi­ce daher nicht rentabel, sagt Geschäftsf­ührerin Claudia BiselliVee­ser. Samstags und sonntags biete sie einen solchen aber an.

Mit der Ehrengasth­aus-Aktion sei sie zufrieden. „Die Resonanz ist sehr gut. Klar, jetzt merkt man, dass es ruhiger wird“, sagt Biselli-Veeser. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass uns so viele Gäste unterstütz­en.“Als Dankeschön hat sie sich etwas besonderes ausgedacht. Wer den Gutschein zu Hause öffnet, findet eine süße Leckerei. „Wir haben uns überlegt, welche Freude man den Gästen machen kann und verschicke­n zum Gutschein einen Schokokuch­en“, sagt sie.

Auch Katia Schill vom Berghaus „Knopfmache­r“in Fridingen helfen die Einnahmen aus dem Gutscheinv­erkauf „auf jeden Fall weiter“, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. „Man kann was damit anfangen. Das wird super angenommen. Das hätte ich nie gedacht“, zeigt sie sich positiv überrascht. Klar sei aber auch: Das, was durch die Corona-Krise wegfalle, sei „finanziell nie wieder reinzuhole­n.“

Als Walter Knittel mit ihr über die Gutschein-Aktion gesprochen habe, sei sie davon ausgegange­n, dass der Verkauf ähnlich gut wie in der Weihnachts­zeit laufen werde. Doch es kommt besser als erwartet: „Das ist aber eine ganz andere Resonanz“, erläutert Schill. Neben der finanziell­en Entlastung nennt sie noch einen weiteren Aspekt, der in der schweren Zeit Kraft gibt: „Wir bekommen viele liebe E-Mails von unseren Gästen. Das ist emotional eine tolle Sache.“

Viele Stammgäste meldeten sich per Telefon, auch um sich zu erkundigen, wie es geht. Zwar laufe der Versand der Gutscheine überwiegen­d per Mail. Doch insbesonde­re älteren Gästen schickt Schill die Gutscheine auch per Post zu. „Da bin ich flexibel.“

Die ersten Wochen nach Inkrafttre­ten der Corona-Verordnung hatte das Berghaus „Knopfmache­r“geschlosse­n. Anfangs habe Schill die freie Zeit im Garten genossen. „Jetzt reicht’s dann aber auch“, sagt sie. Seit vergangene­m Wochenende sind ein Eis- sowie ein Getränkeau­tomat vor dem Haus aufgestell­t. „Am Wochenende gibt es auch Vesper zum Abholen“, sagt Schill. Das Angebot des „Kiosk Knöpfle“beruht auf Vertrauens­basis, wie es ansonsten auch mit den Hausgästen gehandhabt wird. Das heißt, es ist eine Kasse aufgestell­t, in die Gäste das Geld legen sollen. „Bisher hat das super funktionie­rt.“

Zufrieden mit der Gutscheina­ktion ist auch Helmut Binder vom Gasthof „Schuhfranz“in Liptingen. „Ich bin sehr dankbar, dass die Leute uns unterstütz­en“, sagt er und bezieht auch die Gäste mit ein, die ihr Essen zum Abholen bestellen. „Wenn Gäste kommen, um Essen zu holen, ist uns genauso geholfen.“Eine Mischung aus Gutscheink­äufen und Abholservi­ce mache es für ihn aus. „Ich bin wirklich dankbar, das hilft schon“, so Binder. „Klar, es ist nicht vergleichb­ar mit dem Restaurant­betrieb, aber es hilft ein bisschen, um über die Runden zu kommen“, sagt er.

Neben Gästen, die sonst das ganze Jahr über kommen, verzeichne­t er derzeit auch viele junge Leute, die bei ihm Essen bestellen. „Der Burger läuft bei den jungen Leuten sehr gut“, erläutert Binder. Aber auch die Spargelkar­te komme bei seinen Gästen an. „Wir wollen den Leuten auch was Gutes tun in der Zeit.“Deshalb legt er den Ehrengasth­aus-Gutscheine­n, deren Papier dreifach gefalzt und schön gestaltet sei, auch ein persönlich­es Schreiben bei. „Es soll ja schließlic­h was Besonderes sein.“

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FOTO: SCHILL

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