Die wenigsten wollen Geld für Bücher ausgeben
Autorin Elisabeth Büchle über Arbeit während der Corona-Krise und warum Neupublikationen verschoben werden
- Die derzeitige Corona-Pandemie hat das Arbeits- und Privatleben der meisten Menschen auf den Kopf gestellt. Das betrifft auch Schriftsteller, wie die Trossinger Autorin Elisabeth Büchle unserer Redakteurin Larissa Schütz erzählt hat.
Wie beeinflusst die Corona-Krise das Leben von Schriftstellern beziehungsweise wie beeinflusst sie Ihr Leben?
Im ersten Moment eigentlich gar nicht, immerhin arbeite ich, wie auch alle meine Kollegen und Kolleginnen, immer im Homeoffice, es sei denn, sie gehen noch ihrem vorherigen Brotjob nach. Beim zweiten Blick sieht es schon anders aus. Mein Mann, der ja mit mir zusammenarbeitet, braucht plötzlich zwei- bis dreimal so lange für den Familieneinkauf und den der Schwiegereltern, Zeit, die ihm beim Erledigen der „Autorentätigkeit“fehlt. Das Schulkind lernt jetzt Zuhause, was selten für Irritation sorgt, mehr dann doch, dass er gern ein paar Freunde treffen würde. Ich bin mit den Gedanken häufiger mal woanders als bei meiner Geschichte, haben wir doch eine Asthmatikerin in der Familie. Außerdem sind sehr viele Lesungen, teilweise wirklich große Veranstaltungen, abgesagt worden, was für uns einen nicht zu verachtenden finanziellen Einbruch bedeutet.
Veröffentlichen Verlage derzeit weiter neue Bücher? Wird vielleicht sogar vermehrt gelesen, weil die Leute viel mehr zuhause sind?
Einige Verlage haben Neupublikationen verschoben, von mir wurde die Wiederauflage der Ersten-Weltkriegs-Trilogie auf 2021 verlegt. Und das mit gutem Grund. Ende Februar ist mein neuer Roman „Das Lächeln des Drachen“erschienen, und mit Beginn der Pandemie ist der Drache förmlich abgestürzt. Dazu muss man wissen, dass ein Roman eine „Haltbarkeit“von etwa sechs bis acht Wochen hat. Danach ist er alt und damit „out“. Jede Aufmerksamkeit, die dem Buch in dieser Zeit fehlt, wird es für gewöhnlich nie wieder aufholen können. Das ist gleichbedeutend mit einer geringen Verkaufszahl und damit erheblichen finanziellen Einbußen, sowohl beim Verlag als auch beim Autor.
Zur Verdeutlichung: Wir Autoren verdienen prozentual zwischen fünf bis sieben Prozent; wenn es gut läuft, auch mal zehn Prozent des Verkaufspreises eines Buches – pro verkauftes Buch. Allerdings muss dieses Honorar (es wird pro Halbjahr oder einmal im Jahr ausbezahlt, weshalb uns Autoren die finanziellen Auswirkungen der Pandemie erst im Jahr 2021 so richtig treffen werden) dann noch versteuert und die Sozialversicherungsabgaben geleistet werden. Man muss also kein großer Rechenkünstler sein, um sich auszurechnen wie viele Bücher (bei einem TB-Preis von 9,99 Euro) verkauft werden müssen, damit ein Autor – und gegebenenfalls dessen Familie - davon leben kann. Tatsächlich hofften die Verlage während der Pandemie wenigstens auf ein Anziehen der Ebooks, da die Buchhandlungen ja schließen mussten, was allerdings nur bedingt geschehen ist. Offenbar wollen die wenigsten Bürger in dieser Zeit Geld für Bücher ausgeben.
Inspiriert Sie die Pandemie zu einem
neuen Buch, das eine ähnliche Situation aufgreift? Woran arbeiten Sie gerade?
Im Augenblick ist das keine Inspiration für mich. Vielleicht ändert sich das irgendwann mal, im Moment ist mir das Thema aber einfach zu nahe. Gerade habe ich die Überarbeitung eines Lektorats abgeschlossen. Dieser Roman kommt im Herbst 2020 bei Gerth Medien – unter dann hoffentlich wieder besseren Voraussetzungen - und markiert den Auftakt zu einer neuen losen Reihe. Aktuell überarbeite ich das im Rohtext fertige Manuskript für Frühjahr 2021, dessen Abgabetermin jetzt im Mai ansteht.
Wenn ich das abgeschlossen habe, wird wohl ein Lektorat von tinte&feder eintreffen (die Fortsetzung der Reihe um die Wieland-Familie), das ich dann ebenfalls durcharbeiten muss. Anschließend werde ich mich wohl dem Verfassen eines neuen Manuskripts widmen.