Lehrer, wo seid ihr?
Die zweite Runde des Heimunterrichts hat diese Woche mit Ende der Ferien begonnen. Bis zu diesem Punkt waren viele Eltern zwar schon nervlich angezählt, aber die Aussicht auf Besserung und das Wissen um die Notwendigkeit brachte alle durch die Wochen. Doch seit klar ist, dass sich so schnell nichts ändern wird, wächst der Frust.
Dass die Corona-Krise in Deutschland bisher nicht zur Katastrophe geworden ist, liegt auch daran, dass alle mitziehen, jeder zurücksteckt und sehr viele sehr viel mehr leisten, als sie es jemals für möglich gehalten haben.
Die Schulen haben sich in kürzester Zeit auf das Lernen von Zuhause umgestellt, das war ganz sicher ein Kraftakt für die Lehrer. Doch nun, nach den Osterferien, kann es nicht weitergehen wie bisher. Viele Schüler lernen in ein schwarzes Loch hinein. Nicht alle Schulen stellen sicher, dass Kinder ihre Hausaufgaben einschicken oder schlicht in der Schule in den Briefkasten werfen können, damit sie kontrolliert werden. Diese Aufgabe obliegt den Eltern, die gleichzeitig versuchen, ihre Kinder fürs Lernen zu motivieren, Themen erklären, die sie selbst zum letzten Mal vor 25 Jahren in der Schule hatten und – Überraschung – nebenbei auch noch arbeiten gehen.
Doch es geht nicht nur um das Lernen, sondern auch um eine emotionale Fürsorge. Viele Kinder erleben die Corona-Zeit als Stress. Einige Erzieherinnen rufen wöchentlich bei ihren Kindergartenkindern an, schicken handgeschriebene Briefe und halten so den Kontakt. Warum scheint das für so manchen Lehrer nicht möglich zu sein?
Sollte es daran liegen, dass sie für den Fernunterricht all ihre Arbeitsstunden aufbrauchen? Wenn dem so ist, dann bleibt die Zeit nach dem Feierabend. Denn Überstunden, die kloppen derzeit die allermeisten Eltern schon seit Wochen – egal ob im Job oder als Aushilfslehrer.