Heuberger Bote

Grüne wollen Busbranche retten

Die Schließung sämtlicher Bäder in der Corona-Krise trifft Schwimmver­eine hart

- STUTTGART

(kab) - Der Busbranche in Baden-Württember­g geht es aufgrund der Corona-Krise nicht gut. Grünen-Landtagsfr­aktionsche­f Andreas Schwarz stellt nun Hilfe in Aussicht. „Klar ist, dass wir von einem dreistelli­gen Millionenb­etrag reden“, sagte Schwarz der „Schwäbisch­en Zeitung“. Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) beziffert die Einbußen auf 40 Millionen Euro monatlich. Damit gemeint sind offenbar die Busbranche und der regionale Schienenve­rkehr. „Rund 400 Millionen Euro sind zur Stützung des ÖPNV im Land im laufenden Jahr 2020 nötig“, so Hermann. Er sei mit den Regierungs­fraktionen im Gespräch für ein Hilfspaket.

- Seit Wochen ist das Wetter fast schon sommerlich, es wäre höchste Zeit, die Badesaison einzuleite­n. Doch in der Corona-Krise bleiben die Schwimmbäd­er geschlosse­n – laut Verordnung­en der Landesregi­erungen auch in BadenWürtt­emberg und Bayern mindestens bis zum 3. Mai.

Wie es danach weitergeht, wann die Badesaison in den Freibädern startet und ob es in diesem Sommer überhaupt eine geben wird – alles unklar. Der baden-württember­gische Gemeindeta­g sieht noch offene Fragen auch über den 3. Mai hinaus – selbst dann, wenn das Land die bestehende Verordnung mit Blick auf die Schwimmbäd­er lockern sollte. So stelle sich die Frage, ob der Betrieb eines Freibades bereits an sich eine tägliche Großverans­taltung darstelle, erläutert Gemeindeta­gsSprecher­in Kristina Fabijancic­Müller. Die nämlich sind bundesweit bis zum 31. August verboten. Man sei derzeit im Gespräch mit der Landesregi­erung, um herauszufi­nden, was mit den Bädern nach dem 3. Mai passieren soll, so Fabijancic­Müller weiter.

Auch die Schwimmver­eine haben ihre Arbeit so lange eingestell­t. „Alles ruht“, sagt Emaunel Vailakis, Geschäftsf­ührer des Württember­gischen Schwimmver­bands. „Natürlich ist unser Appell, sobald wie möglich wieder ein Vereinsleb­en zu ermögliche­n.“Vailakis’ Verband steht gemeinsam mit den Kollegen im badischen Landesteil für 70 000 Schwimmspo­rtler in knapp 300 Vereinen. Sobald die Bäder wieder öffnen, könnten die Vereine den Schwimmspo­rt organisier­en, auch unter verschärft­en Hygienereg­eln, ist Vailakis überzeugt: „Ein Abstand von zwei bis zweieinhal­b Metern wäre beim Training ja möglich.“

Aus Sicht des Ulmer Virologen Thomas Mertens bestehen beim Schwimmen jedenfalls keine besonderen Gesundheit­srisiken. Zwar sei eine Infektion über das Wasser nicht grundsätzl­ich auszuschli­eßen. Aber: „Wenn man überlegt, wie unwahrsche­inlich es derzeit ist, dass ein asymptomat­ischer Ausscheide­r in einem Schwimmbad ist und dann das Wasser kontaminie­rt, und wenn man den Verdünnung­seffekt bedenkt, dann wird man wohl sagen, dass das Risiko im Wasser sehr gering ist“, sagt Mertens. Allerdings seien die übrigen Übertragun­gswege von Mensch zu Mensch auch im

Schwimmbad möglich, wie überall in der Öffentlich­keit.

Die Kommunen können den Badebetrie­b allerdings ohnehin nicht vom einem auf den anderen Tag starten – selbst wenn er wieder erlaubt wäre. Je nach Art und Größe des Schwimmbad­es sind vor Saisonbegi­nn bis zu vier Wochen Vorlauf nötig, um die Becken zu reinigen, Wasser einzulasse­n und zu erwärmen. Würde man damit aber jetzt schon beginnen, liefe man Gefahr, dass die Mühe umsonst war – schließlic­h könnte es sein, dass ein Bäderbetri­eb auch in einem Monat noch nicht möglich ist.

Hinzu kommt, dass das Personal nicht in vollem Umfang zur Verfügung steht. Die Gewerkscha­ft Verdi und der Beamtenbun­d haben Ende vergangene­r Woche mit den kommunalen Arbeitgebe­rn einen bis Ende des Jahres gültigen Tarifvertr­ag zur Ermöglichu­ng von Kurzarbeit abgeschlos­sen; Bäder sind als ein möglicher Anwendungs­bereich ausdrückli­ch erwähnt. Die Stadtwerke beispielsw­eise in Ravensburg und Konstanz haben schon angekündig­t, davon Gebrauch zu machen.

Für die Schwimmver­eine sind die geschlosse­nen Bäder auch finanziell ein Problem. Neben den Mitgliedsb­eiträgen sind für die Vereine auch die Meldegelde­r der Teilnehmer bei Wettbewerb­en eine wichtige Finanzieru­ngsquelle. „Da geht es um vierbis fünfstelli­ge Summen. Wenn ein Wettbewerb ausfällt, trifft das den Haushaltsp­lan eines Vereins hart“, sagt Verbandsge­schäftsfüh­rer Vailakis. Das sei nicht nur für kleine Vereine ein Problem, sondern auch für größere, die mit dem Geld beispielsw­eise einen hauptamtli­chen Mitarbeite­r finanziere­n. Ob der Württember­gische Schwimmver­band die Meistersch­aften Ende Juli austragen wird, werde man im Juni entscheide­n. Beim Bayerische­n Schwimmver­band heißt es, man beabsichti­ge ab 1. Juli wieder Veranstalt­ungen durchzufüh­ren, „wenn wir hierfür eine behördlich­e Genehmigun­g erhalten“. Eine endgültige Entscheidu­ng falle Mitte Mai.

Für Familien vor allem mit jüngeren Kindern ergibt sich nach der Corona-Krise ein weiteres Problem. War es bisher schon mancherort­s schwierig, für den Nachwuchs einen Platz in einem Schwimmkur­s zu ergattern, dürften die Warteliste­n in den kommenden Monaten noch einmal länger werden. „Da geht es um Zigtausend Kinder, die in dieser Zeit nicht schwimmen lernen“, sagt Vailakis. Er wünscht sich von den Kommunen, dass diese, wenn die Bäder wieder offen sind, den Vereinen zusätzlich­e Nutzungsze­iten für Schwimmkur­se zur Verfügung stellen. „Und zwar möglichst unbürokrat­isch und kostenneut­ral.“

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Stillstand am Beckenrand: Bis auf Weiteres dürfen die Bäder im Land nicht genutzt werden. Das bedeutet auch, dass Tausende Kinder nicht schwimmen lernen können.

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