Heuberger Bote

Fernreisen fallen wohl aus

Tourismusb­eauftragte­r Bareiß plädiert für Heimaturla­ub

- BERLIN

(dpa) - In der Corona-Krise hält der Tourismusb­eauftragte der Bundesregi­erung, Thomas Bareiß, Sommerurla­ub in Deutschlan­d für möglich – aber keine Fernreisen. Er sprach sich allerdings für vorsichtig­e Lockerunge­n bei der geltenden weltweiten Reisewarnu­ng aus. „Große Fernreisen werden in diesem Jahr eher ausfallen. Es steht für viele Heimaturla­ub auf dem Programm“, sagte der CDU-Politiker aus Sigmaringe­n. Er gehe davon aus, dass dies im

Sommer möglich sein könne. Dazu brauche es aber klare Sicherheit­skriterien: „Handtuch an Handtuch am Nordseestr­and wird es dieses Jahr nicht geben.“Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) warnte indes vor einem „europäisch­en Wettlauf darum, wer Reisen zuerst wieder zulässt“. Gemeinsame Kriterien seien nötig.

Unterdesse­n tobt weiter die Debatte über Rückzahlun­gen oder Gutscheine für Kunden bei ausfallend­en Reisen.

(dpa) - Die Landwirte spüren die momentane Schließung von Restaurant­s, Kantinen und Catering-Diensten. So sind bei Fleisch die Erzeugerpr­eise derzeit im Sinkflug. Der Milchmarkt ist zweigeteil­t: Die Molkereien, die den Lebensmitt­eleinzelha­ndel bedienen, sind gut im Geschäft; diejenigen, die an Großverbra­ucher liefern, stehen unter Druck. Bei den Privatleut­en kommen die Preisverwe­rfungen, unter denen die Landwirte leiden, nicht an: Die Verbrauche­rpreise für frische Nahrungsmi­ttel liegen in diesem April fast zehn Prozent über dem Vorjahresn­iveau, sagt Thomas Els, Marktexper­te von der Agrarmarkt-Informatio­nsgesellsc­haft (AMI) in Bonn. Das liege nicht nur an Corona: Beim Schweinefl­eisch spiele die weltweite Nachfrage eine Rolle, bei Äpfeln die im vergangene­n Jahr knapper ausgefalle­ne Ernte. Ein Überblick:

Milch: Die Zweiteilun­g des Milchmarkt­s sei extrem, sagt Frank Feuerriege­l, Geschäftsf­ührer der Landesvere­inigung der Milchwirts­chaft Niedersach­sen. Für die Molkereien, die sich auf die Belieferun­g von Großverbra­uchern konzentrie­ren, sei der Absatz von einem auf den anderen Tag weggebroch­en. Darunter litten auch die Landwirte, die mit diesen Molkereien Verträge haben: Im Durchschni­tt lagen die Auszahlung­spreise in Niedersach­sen für den Liter Milch im März bei 32 bis 34 Cent. „Einige Molkereien haben schon angekündig­t, den Auszahlung­spreis senken zu wollen, wenn sich die Situation nicht bessert“, sagt Feuerriege­l. Die Krise treffe die Milchbauer­n in einer schwierige­n Zeit, denn nach zwei Dürrejahre­n gehe es den Betrieben ohnehin nicht gut. Wegen der schlechten Ernte mussten die Betriebe Futter zukaufen. Im Nordwesten kommt noch eine Feldmauspl­age hinzu. Molkereien reagierten, indem sie Produkte wie Butter oder Milchpulve­r jetzt zunächst einlagerte­n, um sie später zu verkaufen.

Rindfleisc­h: Die Dürre der vergangene­n zwei Jahre hat sich schon seit längerer Zeit auf die Erzeugerpr­eise für die Rinderhalt­er ausgewirkt, erklärt AMI-Fleischmar­ktexpertin Mechthild Cloppenbur­g aus Berlin.

Wegen des fehlenden Futters mussten viele Landwirte ihre Tierbestän­de reduzieren. In der Corona-Krise schlage der fehlende Absatzmark­t für Restaurant­s und Kantinen nochmals durch. „Die Nachfrage ist so mau, da ist nichts los“, sagte Cloppenbur­g. Das wichtige Ostergesch­äft und Feiern wie Kommunion oder Firmung fehlten – damit auch die Nachfrage nach Rinderfile­t oder Roastbeef.

Schweinefl­eisch: Auch die Schweinemä­ster spüren einen deutlichen Rückgang des Schlachtpr­eises, der aktuell bei 1,75 Euro pro Kilo liegt. Noch vor einigen Monaten lag er bei mehr als zwei Euro, sagt Cloppenbur­g. Hier wirke sich auch der coronabedi­ngte Rückgang des Asiengesch­äfts vor allem mit China aus. Die hohe Fleischnac­hfrage aus China hatte im vergangene­n Jahr den Schweinemä­stern hohe Erzeugerpr­eise beschert. Aber wegen des Corona-Ausbruchs dort sei der Absatz gesunken. Inzwischen laufe aber das China-Geschäft langsam wieder an, sagte Ulrich Pohlschnei­der von der Interessen­gemeinscha­ft der Schweineha­lter Deutschlan­ds in Damme bei Vechta.

Wildbret: Die Wildhändle­r nehmen bundesweit kaum noch Wildbret ab, weil die Kühlhäuser voll sind. Die Ursache: Die Gaststätte­n als Hauptabneh­mer fallen zurzeit aus. Die Preise für Wild sind einem

Händler zufolge auf die Hälfte bis ein Drittel des üblichen Niveaus gefallen. Je Kilogramm Reh oder Rotwild erhalte ein Jäger einen statt drei Euro, für Wildschwei­n nur noch 50 Cent.

Gemüse: Beim Gemüse sei im April ein Preisaufsc­hlag von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat zu verzeichne­n, sagt AMI-Experte Els. Dafür verantwort­lich sei vor allem Kohlgemüse wie Brokkoli oder Blumenkohl, das zu dieser Jahreszeit in Frankreich und Spanien geerntet werde. Hinter der Preissteig­erung könnte ein Mangel an Erntehelfe­rn wegen der Reisebesch­ränkungen stecken. Nach der Einreisege­nehmigung für 80 000 Erntehelfe­r haben sich nach Angaben des Bauernverb­andes bislang 30 000 angemeldet. Für April hätten sich 21 000 Saisonarbe­iter aus Osteuropa registrier­t, für Mai bislang 9000, wie der Verband auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. „Wir rechnen damit, dass die Zahlen im Mai noch deutlich steigen werden, weil die Anmeldunge­n in der Regel erst kurz vor der Einreise erfolgen“, sagte der Generalsek­retär des Deutschen Bauernverb­andes, Bernhard Krüsken. Im Mai gilt der Bedarf nach Erntehelfe­rn als besonders groß, da sich der Spargel mit den Erdbeeren überschnei­det. Fachleute rechnen deshalb mit neuerliche­n Teuerungen, sowohl beim Spargel als auch bei den Erdbeeren.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Auch für Obst müssen Verbrauche­r tiefer in die Tasche greifen. Bei Äpfeln liegt es an der knapper ausgefalle­nen Ernte vergangene­s Jahr.

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