Heuberger Bote

Ein Rettungspa­ket für die Lufthansa

Der Staat wird die Fluggesell­schaft in der Corona-Krise aller Voraussich­t nach stützen – Auch der Ferienflie­ger Condor soll gerettet werden

- BERLIN Von Andreas Hoenig

(dpa) - Ein milliarden­schweres Rettungspa­ket für die angeschlag­ene Lufthansa rückt immer näher. Bei dem Paket gehe es um ein Volumen von neun bis zehn Milliarden Euro, hieß es am Wochenende aus Regierungs­kreisen. Kurz vor der Entscheidu­ng sind auch neue Hilfen für den Ferienflie­ger Condor im Gespräch. Bei der Lufthansa ist offen, in welcher Form die Bundesregi­erung dem Dax-Konzern hilft und wie viel Mitsprache­recht die Politik im Falle einer vorübergeh­enden staatliche­n Beteiligun­g haben soll. In der Koalition gibt es dazu unterschie­dliche Positionen. Die Verhandlun­gen sollen unter Hochdruck laufen. Es seien auch Gespräche auf höchster Ebene geplant. Wie es am Sonntag in Regierungk­reisen hieß, treffen Meldungen über ein Ministertr­effen zur Lufthansa Anfang nächster Woche aber nicht zu.

Aus Regierungs­kreisen war im Vorfeld zu erfahren, es solle Anfang der Woche ein Gespräch zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD),

Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU), Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr geben. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, ein solches Spitzenges­präch sei in Kürze geplant.

Die Lufthansa ist wegen der massiven Flugabsage­n in Schwierigk­eiten geraten. Der Konzern hatte am Donnerstag erklärt, dass man sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Corona-Krise retten könne. Der Staat könnte Europas größten Luftverkeh­rskonzern

nun mit frischem Eigenkapit­al oder Krediten unterstütz­en. Ein Modell könnte eine sogenannte stille Beteiligun­g des Bundes sein. Die Anteile würden entweder fest verzinst, oder es flösse eine Dividende. Ein Stimmrecht hätte der Bund aber nicht.

Die Bundesregi­erung hatte einen Stabilisie­rungsfonds beschlosse­n, mit dem sich der Staat in der CoronaKris­e notfalls an Unternehme­n beteiligen kann. Der Fonds ist aber noch nicht einsatzber­eit. Die Bundesregi­erung arbeitet an einer Rechtsvero­rdnung mit genauen Kriterien. Die EUKommissi­on muss zustimmen. Dies gelte wegen des großen Volumens auch noch einmal für ein LufthansaP­aket, wie es in Berlin heißt. Denkbar wären Auflagen.

Über die Form der Staatshilf­en für die Airline gibt es Streit in der schwarz-roten Koalition. SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich lehnt eine stille Beteiligun­g ab. „Wenn Unternehme­n wie Lufthansa aus Steuergeld­ern Staatshilf­en in Milliarden­höhe bekommen, müssen auch Mitsprache­rechte für den Bund gewährleis­tet sein“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „Das ist schon aus Verantwort­ung für die Mitarbeite­r unerlässli­ch.“

Dagegen sagte Unions-Fraktionsv­ize Carsten Linnemann (CDU) dem „Handelsbla­tt“: „Sollte der Staat sich direkt beteiligen und Politiker Einfluss auf unternehme­rische Entscheidu­ngen nehmen, dann muss das sehr gut begründet werden. Ich habe bislang noch von keiner solchen Begründung gehört.“Auch bei einer stillen Beteiligun­g müsse sich die Lufthansa an die Regeln des Stabilisie­rungsfonds

halten, etwa bei der Auszahlung von Dividenden. Um die zu untersagen, brauche der Staat keinen Sitz im Aufsichtsr­at.

Lufthansa-Chef Spohr hat die Beschäftig­ten der Airline bereits auf harte Zeiten eingestimm­t. Er kündigte eine Verkleiner­ung der Flotte an, das Unternehme­n habe so einen rechnerisc­hen Überhang von 10 000 Mitarbeite­rn. „Wir werden aber auch weiterhin alles daran setzen, so viele Mitarbeite­r wie möglich an Bord zu behalten“, sagte Spohr am Freitag in einer internen Botschaft an die Mitarbeite­r. Bislang hatte die Lufthansa die Zahl von 7000 Stellen genannt, die krisenbedi­ngt wegfallen könnten. Unter anderem soll der Betrieb der Gesellscha­ft „Germanwing­s“eingestell­t werden. Vor Ausbruch der Pandemie hatte der größte Luftverkeh­rskonzern Europas weltweit rund 130 000 Mitarbeite­r und 760 Flugzeuge.

Unterdesse­n wurde zeitnah eine Entscheidu­ng über neue Staatshilf­en für den privaten Ferienflie­ger Condor erwartet. Die Bundesregi­erung will den Kreditrahm­en für die Gesellscha­ft erweitern, dem muss aber die EU-Kommission zustimmen.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Lufthansa-Maschinen stehen in Reihe auf dem Frankfurte­r Flughafen: Für die durch massive Flugabsage­n in finanziell­e Schieflage geratene Lufthansa könnte eine Rettung durch staatliche Hilfen erfolgen.
FOTO: IMAGO IMAGES Lufthansa-Maschinen stehen in Reihe auf dem Frankfurte­r Flughafen: Für die durch massive Flugabsage­n in finanziell­e Schieflage geratene Lufthansa könnte eine Rettung durch staatliche Hilfen erfolgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany