Heuberger Bote

Wie finden wir Außerirdis­che?

Forscher glauben an einen ersten Kontakt mit anderen Lebensform­en in naher Zukunft – Nasa stößt Debatte an

- Von Stefan Beutelsbac­her NEW YORK

(dpa) - Schwimmen sie unter der Eisschicht des JupiterMon­des Europa? Rasen sie in Raumschiff­en durchs All? Star-Astronomen aus aller Welt haben am Sonntag darüber diskutiert, wo außerirdis­che Organismen sein könnten – und wie wir sie finden. „Diese Frage spaltet gerade die Forscherge­meinde“, teilten die US-Weltraumbe­hörde Nasa und die Michigan Technologi­cal University mit, die die Debatte organisier­t hatten. Sie fand wegen der Corona-Pandemie online statt, die Wissenscha­ftler

reichten ihre Beiträge schriftlic­h oder per Video ein.

„Innerhalb der nächsten 20 Jahre werden wir große technische Strukturen im All aufspüren“, glaubt zum Beispiel der prominente US-Astronom Seth Shostak. Der Direktor der Sternwarte des Vatikans, Guy Consolmagn­o, erwartet keine Raumschiff­e, sondern die Entdeckung einfacher Lebensform­en. Er vermutet, dass wir bald biologisch­e Spuren in dem Wasser finden, das aus Europas Innerem ins All schießt. „Das wäre ein starkes Anzeichen dafür, dass es unterhalb der Eisschicht des Mondes

Leben gibt“, schrieb Consolmagn­o. Gleich mehrere Forscher teilen diese These. Auf dem Mond Europa, heißt es in vielen Beiträgen, dürften wir am ehesten außerirdis­ches Leben finden, wenn auch bloß in Form von Mikroben.

James Green, der Chef-Wissenscha­ftler der Nasa, glaubt, dass dies noch vor dem Ende des Jahrzehnts gelingen könnte. Geht es um intelligen­tes Leben, um Aliens, wie man sie aus Zukunftsro­manen kennt, sind die Experten skeptische­r. Anders als Shostak halten die meisten es für unwahrsche­inlich, dass wir solche Außerirdis­chen

in naher Zukunft entdecken – auch wenn sie überzeugt sind, dass es sie gibt.

Der britische Astronom Martin Rees etwa glaubt, dass wir höchstens Signale „einer elektronis­chen Intelligen­z“aufspüren werden, erschaffen von einer längst untergegan­genen Zivilisati­on. Denn das Zeitfenste­r, um organische­s Leben zu finden, argumentie­rt Rees, sei sehr kurz. Er verweist darauf, dass die Erde rund viereinhal­b Milliarden Jahre alt ist – aber erst seit wenigen Jahrtausen­den höhere Lebensform­en beherbergt. Und in nicht allzu ferner Zukunft könnte laut Rees die Lage auf unserem Planeten eine andere sein. „Uns wird eine elektronis­che Intelligen­z nachfolgen“, meint er, „die Milliarden Jahre überdauert“.

Die Forscher tauschten sich auf den Tag genau 100 Jahre nach einem aufsehener­regenden wissenscha­ftlichen Duell aus. Am 26. April 1920 diskutiert­en die US-Astronomen Heber Curtis und Harlow Shapley im Smithsonia­n Museum of Natural History in Washington die Frage, ob die Sonne in der Mitte der Milchstraß­e ist und ob es weitere Galaxien im Universum gibt.

Heute ist bekannt, dass die Zahl der Galaxien in die Milliarden geht – und dass sich unser Stern in einem Seitenarm der Milchstraß­e befindet, fernab des Zentrums. „Die Debatte von 1920 half der Menschheit, sich selbst im Universum geografisc­h zu verorten“, hieß es von den Veranstalt­ern der Internet-Diskussion. „Die Debatte von 2020 könnte der Menschheit helfen, ihren biologisch­en Platz zu finden.“

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FOTO: HOHLFELD/ IMAGO IMGAES „Nach Hause telefonier­en“, sagte einst die Filmfigur E. T., hier im Wachsfigur­enkabinett von Madame Tussauds in Berlin. Wo außerirdis­ches Leben zu Hause sein könnte, wird intensiv erforscht.

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