Heuberger Bote

Mehr Wasser für den Wein

In Franken lässt Wassermang­el immer mehr Weinstöcke vertrockne­n – Ein Speicherse­e, Klimamodel­le und Drohnen sollen helfen

- WÜRZBURG

(dpa) - Angesichts zunehmende­r Trockenhei­t wünscht sich Frankens Weinbauprä­sident Artur Steinmann mehr Geld vom Freistaat für digital gesteuerte Bewässerun­gssysteme. Unterstütz­ung sei notwendig für Wasserspei­cher in den Weinbergen, Schläuche an den Rebstöcken, aber auch für Computersy­steme, die mit Hilfe von Drohnenmes­sungen steuern könnten, welcher Abschnitt in einem Weinberg Wasser brauche.

„Die Drohne kann über Infrarotka­meras genau feststelle­n, wo ist Wasserbeda­rf in der Anlage. Und die Computeran­lage steuert dann das Wasser genau dahin in den Weinberg, wo es gebraucht wird“, erläuterte Steinmann. Die Bayerische Landesanst­alt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchh­eim bei Würzburg testet seit Jahren diese Technik. Denn in keinem anderen deutschen Weingebiet ist es im Sommer so heiß und trocken wie im Norden Bayerns. Auf etwa 6300 Hektar wächst in Franken Wein. „Drei bis fünf Prozent der Rebfläche werden jedes Jahr neu angelegt“, erklärte Steinmann. „Um eine Anlage aufzubauen, brauche ich Wasser. Wenn in den jungen Jahren der Stock geschädigt ist durch Trockenhei­t, dann ist der Stock für alle Zeiten geschädigt.“

Digitale Technik ist nach Worten von Digitalmin­isterin Judith Gerlach (CSU) daher auch im Weinberg unerlässli­ch. „Wir müssen die Chancen des maschinell­en Lernens und der Auswertung extrem großer Datenmenge­n auch dafür nutzen, dass in der Region weiterhin hervorrage­nde Weine entstehen können“, teilte sie mit.

Klimaforsc­her Heiko Paeth von der Universitä­t Würzburg arbeitet derzeit an Modellen, die Prognosen über die Auswirkung­en des Klimawande­ls für kleine Bereiche wie Weinberge erlauben sollen. „Wir entwickeln ein Webportal“, sagte er. Auf dieses kostenlose System sollen etwa Landwirte und Winzer zugreifen können. Die Nutzer sollen damit in die Zukunft schauen und sehen, wie sich Temperatur, Niederschl­ag,

UV-Belastung und vieles mehr bis zum Ende des Jahrhunder­ts auf ihren Weinbergen oder Äckern entwickeln werden. Mit diesen Informatio­nen könnten sie laut Paeth besser entscheide­n, welche Pflanzen sie anbauen sollten.

Die Wissenscha­ftler kombiniere­n dafür große Datenmenge­n (Big Data) verschiede­ner Quellen, etwa Satelliten­daten, digitale Geländemod­elle und Bodenkarte­n. Zum Abschluss dieses EU-Projekts im Herbst 2021 soll die Webseite etwa für die Weinbauern nutzbar sein. „Dazu brauche ich dann ein Smartphone oder einen PC“, sagte Paeth.

Um dem Wassernots­tand derzeit zu begegnen, nutzen Winzer in Weinorten wie Volkach (Landkreis Kitzingen) gemeinsam ein Bewässerun­gssystem. Im Winter wird das Regenund Schmelzwas­ser aufgefange­n und in ein Speicherbe­cken gepumpt. In trockenen Sommern wird das Wasser von dort über ein kilometerl­anges Leitungssy­stem an die Reben getropft.

Für derartige Bewässerun­gssysteme müssen Agraringen­ieur Wolfgang Patzwahl zufolge je nach Art der Anlage ungefähr zwischen 15 000 und 25 000 Euro pro Hektar investiert werden. Patzwahl betreut das

Projekt namens „Vinaqua“in Volkach, das mit dem örtlichen Wasservers­orger umgesetzt wurde. Nach seinen Worten haben sich die beteiligte­n Winzer verpflicht­et, ihre Flächen ganzjährig zu begrünen, damit es zu weniger Erosionen bei Starkregen kommt. Für den Wasservers­orger bedeutet das: weniger Schadstoff­e im Trinkwasse­r und weniger Dreck in den Anlagen. So habe auch die Allgemeinh­eit ganz nebenbei einen Nutzen.

Der Freistaat fördert solche Anlagen. Das Kabinett hat laut Landwirtsc­haftsminis­terium bereits im Jahr 2018 eine pilothafte Förderung von größeren Bewässerun­gsinfrastr­ukturen für landwirtsc­haftliche Kulturen (20 Millionen Euro) und Weinbau (20 Millionen Euro) beschlosse­n.

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Agraringen­ieur und Gartenbauw­issenschaf­tler Wolfgang Patzwahl kontollier­t die Steueranla­ge des Bewässerun­gssystems Vinaqua.
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FOTOS: MATTHIAS MERZ/DPA Der Wasserspei­cher des Bewässerun­gssystems Vinaqua versorgt die Reben über ein kilometerl­anges Leitungssy­stem.

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