„Maskenpflicht ist sinnvoll, aber sie kommt zu spät“
– Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, gilt ab Montag, 27. April, in Baden-Württemberg und damit auch in Tuttlingen die Pflicht, in Geschäften und im öffentlichen Personennahverkehr wie in Bussen und Bahnen eine Mund-NasenMaske zu tragen. Unser Mitarbeiter Simon Schneider hat sich deshalb in der Tuttlinger Innenstadt bei Passanten umgehört und gefragt, wie sie zu der Maskenpflicht stehen.
Das Ehepaar Roswitha und Erwin Stachnick aus der Möhringer Vorstadt befürworten die Verordnung: „Wir finden die Maßnahme mit der Maskenpflicht gut und auch zeitgemäß“, sagt Erwin Stachnick. Seine Frau ergänzt: „Gerade jetzt wo andere Maßnahmen gelockert werden, immer mehr Leute unterwegs sind und die Geschäfte geöffnet werden, halte ich es für sinnvoll.“Vor allem dort, wo es zu Ansammlungen von Menschen komme, sei es wichtig, die Maske zu tragen, zeigen sich die beiden einig und sind deshalb bestens auf die Verordnung vorbereitet: „Ich habe selbst Stoffmasken genäht. Zusätzlich haben wir auch noch welche bestellt, die aber bis jetzt noch nicht bei uns eingetroffen sind“, erklärt Roswitha Stachnick. Die selbstgenähten Masken seien zwar nicht optimal, aber deutlich besser als kein Schutz. „Trotz der Maskenpflicht halten wir weiterhin den Abstand ein. Das darf nicht vernachlässig werden“, appelliert sie.
Der Tuttlinger Jürgen Conzelmann besitzt hingegen noch keine Maske. „Ich muss mir noch eine beschaffen. Von wollen kann aber keine Rede sein“, findet Conzelmann. Er verfolge die Diskussionen um den Atemschutz jetzt während der Coronakrise aufmerksam in verschiedenen Fernsehsendungen und kommt zu dem Entschluss: „Die Masken sind in Ordnung, aber sie bieten nur den Schutz für die anderen und nicht für einen selbst. Es ist für mich aber verständlich und nachvollziehbar, dass in Bussen und Bahnen sowie beim Einkaufen die Verordnung einer Maskenpflicht beschlossen wurde“. Beim Spaziergang und auch sonst im Freien bei genügend Abstand spricht er sich klar gegen das Tragen einer Maske aus. „Ich beobachte in den vergangenen Tagen und Wochen, dass auch in der Öffentlichkeit in der Innenstadt das Tragen einer Maske auf freiwilliger Basis immer mehr zunimmt“, hat der Tuttlinger festgestellt.
Dazu gehört auch Katja Rommelspacher aus Tuttlingen. Sie schlendert von einem ins andere Geschäft mit einem Atemschutz. „Ich habe die Maske selbst genäht. Aus dem Internet habe ich verschiedene Schnittmuster und Vorlagen heruntergeladen und mit der Anleitung schließlich aus Stoffresten die Maske hergestellt“, sagt sie stolz. Es sei richtig, dass die Maskenpflicht komme. „Eigentlich hätte die Verordnung schon früher kommen sollen – vor den Lockerungen oder zumindest zeitgleich und das einheitlich auf Bundesebene. „Das wäre sinnvoller gewesen“, ist ihre Meinung. Man dürfe sich durch das Tragen allerdings gerade in geschlossenen Räumen nicht in „falscher Sicherheit wiegen“. Rommelspacher findet zudem, dass trotz Maskenpflicht „weiterhin der Abstand eingehalten und die Hygieneregeln beachtet werden müssen.“ Ihre Tochter Marlene Rommelspacher schützt sich ebenso bereits vor dem Inkrafttreten der Verordnung mit einem Atemschutz während sie einkauft. Sie ist Schülerin der zehnten Klasse des Immanuel-Kant-Gymnasiums und blickt bereits auf die teilweise Wiederaufnahme des Unterrichts an ihrer Schule ab dem 4. Mai. „Gerade in geschlossenen Räumen wie in Klassenzimmern können die Abstandsregeln nicht immer eingehalten werden. Deshalb finde ich eine Maskenpflicht während des Unterrichts, in den Pausen und überhaupt auf dem gesamten Schulgelände während der Schulzeit für sinnvoll“, betont die Schülerin.
Quer durch die Tuttlinger Innenstadt schlenderten die Lebenspartner Katharina Sonntag und Wolfgang Schramm. Aus Hinterzarten sind die beiden in der Corona-Krise nach Tuttlingen gereist, um die Donaustadt zu besichtigen. „Wir halten die Abstandsregeln selbstverständlich ein. Damit ist so ein Stadtbummel auch problemlos möglich und sicher“, sagt Wolfgang Schramm und ergänzt: „Die Maskenpflicht ist sinnvoll, aber sie kommt zu spät. Warum das so ist, kann ich nicht wirklich verstehen.“Bei diesem Ausmaß einer Pandemie hätte man sie früher einführen sollen, findet Schramm. Katharina Sonntag hat mehrere Mund-Nasen-Masken für sich und ihren Lebenspartner selbst genäht. „Wir haben zusätzlich auch noch welche in der Apotheke gekauft“, erklärt Katharina Sonntag, die zwar mit der nötigen Vorsicht, aber optimistisch durch die Corona-Krise gehen möchte.