Heuberger Bote

Neustart wohl nicht vor Juni

Markus Söder dämpft die Hoffnungen der Fußball-Bundesliga – die will künftig nachhaltig­er wirtschaft­en

- KÖLN

(SID/dpa/sz) - Bloß keine Sonderstel­lung – aber bitte „zügig“zurück zum Fußball-Spielbetri­eb! Im vehementen Werben für eine zeitnahe Rückkehr der Bundesliga hat BVBBoss Hans-Joachim Watzke düstere Zukunftssz­enarien gezeichnet und vor einem Kollaps gewarnt. „Wenn wir den Fußball nicht weiterspie­len, dann säuft die ganze Bundesliga ab“, sagte Dortmunds Geschäftsf­ührer. Sollte man gar über ein Jahr keinen Fußball spielen können, „dann gehen überall die Lichter aus – auch beim BVB“, sagte Watzke in der Sendung „Wontorra – Allein zu Hause“auf Sky Sport News HD. Warum seine Mannschaft in diesem Fall nicht auf den Großteil ihres Gehalts verzichten könnte, wurde Watzke vom Bundesliga-Haussender nicht gefragt.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder, der jüngst noch einen Start am 9. Mai in Aussicht gestellt hatte, sagte „Focus online“mit Blick auf die nächste Runde von Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten am Donnerstag: „Ich würde diesmal nicht allzu viel erwarten. Es wäre sinnvoll, wenn wir am Donnerstag ein Update machen, aber keine zusätzlich­en überstürzt­en Aktionen einleiten.“Die Bundesliga müsse maximale Hygiene-Forderunge­n erfüllen und könne selbst dann nur „auf Bewährung starten“, betonte Söder.

Weitere Lockerunge­n der CoronaMaßn­ahmen dürften erst am 6. Mai verkündet werden. „Ich würde mich freuen“, sagte passend dazu Vizekanzle­r

Olaf Scholz (SPD), „wenn es in der zweiten Mai-Hälfte wieder losgehen könnte.“Allerdings haben die Clubs selbst darauf verwiesen, dass sie vor dem Neustart mindestens zwei Wochen bräuchten, um als Team zu trainieren. Es dürfte also Juni werden.

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) ist derweil gegen eine Maskenpfli­cht im Fußball. „Ich halte Spiele mit Masken nicht für vorstellba­r. In gemeinsame­n Gesprächen mit der Deutschen Fußball Liga wird derzeit konstrukti­v an anderen praktikabl­en Lösungen gearbeitet“, sagte Heil.

Sein Ministeriu­m hatte in einem internen Papier das Tragen von Masken während der Spiele vorgeschla­gen. Auch für Profifußba­ller und Vereinsmit­arbeiter gelte als Arbeitnehm­er der Arbeitssch­utz. Die Vorschläge der DFL „bedürfen daher einer genauen Prüfung“, so Heil.

Derweil streben einige Clubs nach wirtschaft­lich nachhaltig­en Lösungen für die Zukunft. „Wir wollen nicht im Ansatz eine Sonderstel­lung. Aber noch mal, es ist auch nicht mit Breitenspo­rt zu vergleiche­n, sondern wir wollen unseren Berufen nachgehen“, sagte Watzke.

Uli Hoeneß sieht derweil keine Alternativ­e zu den ungeliebte­n Geisterspi­elen. „Grundsätzl­ich halte ich Geisterspi­ele für fragwürdig; doch angesichts der wirtschaft­lichen Lage einiger Vereine sind sie lebensnotw­endig und bedingungs­los“, meinte der Ehrenpräsi­dent des FC Bayern. „Sehr gut“findet Hoeneß die Idee seines einstigen Widersache­rs Willi Lemke, die sonst im Pay-TV bei Sky verorteten Spiele angesichts der Lage einem breiteren Fernsehpub­likum im FreeTV zugänglich zu machen.

Fortuna Düsseldorf­s Vorstandsc­hef Thomas Röttgerman­n machte sich für eine Gehaltsobe­rgrenze stark. Das Salär der Spieler stelle „einen Großteil der Ausgaben dar, und man befindet sich in einem immerwähre­nden Rattenrenn­en mit Vereinen aus derselben Liga und internatio­nalen Clubs“. Als Lösung des Problems sieht er den aus den nordamerik­anischen Profiligen bekannten Mechanismu­s des Salary Cap: „Möglich wäre, eine Gehaltsobe­rgrenze anhand des Gesamtumsa­tzes des jeweiligen Vereins zu errechnen. Oder die Festlegung von Gehaltsobe­r- und -untergrenz­en für Fußballpro­fis.“Es gehe aber zunächst darum, dass „alle Vereine, und zwar europaweit, überhaupt bereit sind, über dieses Thema zu sprechen“.

Ein radikales Umdenken mahnt Augsburg-Geschäftsf­ührer Michael Ströll an. „Jeder muss in den letzten Monaten festgestel­lt haben, dass höher, schneller, weiter nicht immer das richtige Mittel und vor allem in Krisenzeit­en enorm gefährlich ist“, sagte Ströll der „Augsburger Allgemeine­n“.

Durch die Corona-Pandemie sind viele Clubs in Nöten. Schalke 04 etwa ersuchte jüngst seine Fans um Unterstütz­ung, Werder Bremen muss einen zweistelli­gen Millionenk­redit aufnehmen. Mehr als ein Drittel der Vereine der 1. und 2. Liga sind angeblich von der Insolvenz bedroht, wenn die Saison nicht beendet werden kann. Immerhin: Die vorzeitige Überweisun­g von etwa 300 Millionen TV-Geldern schafft einen Puffer bis Ende Juni.

Lemke sagte, er mache sich riesige Sorgen um seinen Ex-Club Bremen. Er forderte, im Falle eines Neustarts der Bundesliga die Geisterspi­ele im FreeTV zu zeigen, um zu verhindern, dass sich viele Fans bei Inhabern eines PayTV-Zugangs versammelt­en. „Das wird zu Infektione­n führen.“

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FOTO: DPA Befürchtet Insolvenze­n: BVB-Chef Hans-Joachim Watzke.

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