Heuberger Bote

Ein Todesfall spaltet die Liga

Der Vater eines Spielers starb am Virus, Waldhof will nicht mehr

- MANNHEIM

(dpa) - Mit der emotionale­n Offenlegun­g einer persönlich­en Tragödie wollte Waldhof Mannheims Geschäftsf­ührer den letzten Zweiflern die Augen öffnen. Markus Kompp schrieb eine E-Mail an den Deutschen Fußball-Bund und die weiteren 19 Drittligis­ten, die die am Montagnach­mittag stattfinde­nde Diskussion um die Zukunft der niedrigste­n deutschen Profiliga maßgeblich beeinfluss­en dürfte.

„Nach Rücksprach­e mit unserem Spieler sehen wir uns hiermit jedoch nun in der Pflicht, alle Vereine und den DFB offiziell darüber zu informiere­n, dass wir am 30. März einen Corona-Todesfall im unmittelba­ren Umfeld eines Spielers des SV Waldhof Mannheim hatten“, heißt es in der Mail, die die „Rheinpfalz“am Samstag in Auszügen veröffentl­ichte. Dabei soll es sich um den Vater eines namentlich nicht genannten Profis handeln. Der Todesfall sei „der entscheide­nde Grund“dafür, dass Mannheim seit Langem für einen Abbruch der Saison plädiere. Ursprüngli­ch sollte der Todesfall nicht publik werden, die Diskussion­en der letzten Tage sorgten aber für ein Umdenken.

Bereits zuvor hatten sich die Mannheimer für einen Abbruch eingesetzt. Insgesamt acht Drittligis­ten hatten ein Positionsp­apier verfasst, in dem der Saisonabbr­uch gefordert wird. Der DFB verfolgt jedoch weiterhin Pläne, die Saison in der 3. Liga, analog zu den Bundeslige­n, mit Geisterspi­elen zu beenden.

Mittlerwei­le sollen mehr als die ursprüngli­ch acht Vereine für einen Abbruch der Saison sein. Doch die ganze Zerrissenh­eit der Liga zeigte sich wiederum an einigen Reaktionen, die Kompp auf seine Mail erhielt. „Leider muss ich mir jetzt schon den Vorwurf gefallen lassen, den Todesfall sportpolit­isch zu nutzen – dabei habe ich einen Monat meine Klappe gehalten. Das ist an Frechheit nicht mehr zu überbieten“, sagte der Manager der „Bild“.

Weil nicht ausgeschlo­ssen werden kann, dass es bei Geisterspi­elen zu weiteren Infektione­n und möglicherw­eise zu Todesfälle­n kommen kann, wehren sich die Mannheimer gegen die Fortsetzun­g der Saison. Diesen Aspekt griff auch Magdeburgs Geschäftsf­ührer Mario Kallnik auf. „Ganz zu schweigen von der großen Gefahr, dass sich Mitarbeite­r bei der Fortsetzun­g des Spielbetri­ebs infizieren können. Wir haben als Arbeitgebe­r eine Fürsorgepf­licht für unsere Arbeitnehm­er“, sagte Kallnik.

Für weiteren Zündstoff dürfte die Finanzspri­tze der DFL sorgen, die laut Geschäftsf­ührer Christian Seifert bedingungs­los gezahlt werden soll: 300 000 Euro pro Club, Peanuts für die DFL, viel Geld für Drittligis­ten. Nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten soll die Summe vor allem für

Corona-Tests verwendet werden. So heißt es in einem internen Papier des DFB an die Clubs. Das aber würde eine Art Bestechung der DFL gegenüber den Drittligac­lubs bedeuten, die dem DFB angehören. Motto: Ihr bekommt nur unser Geld, wenn ihr mitspielt – und wir natürlich von den TV-Sendern viel mehr Geld bekommen.

Details werden am Montag diskutiert. Der DFB will die Saison fortsetzen und könnte dies im Präsidium oder Vorstand im Alleingang entscheide­n. Eine Abstimmung würde lediglich einem Meinungsbi­ld dienen. Und es würde keine Rolle spielen, falls womöglich eine Mehrheit für den Abbruch der Saison stimmen könnte. Sieben Clubs waren bisher für eine Fortsetzun­g mit Geisterspi­elen. Ein Abbruch kann aber ausschließ­lich durch einen Außerorden­tlichen Bundestag des DFB beschlosse­n werden. Der Weg dafür ist bereits geebnet.

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FOTO: SILAS STEIN/DPA

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