Nachfrage hält sich noch in Grenzen
Der Kreis der berechtigten Kinder vergrößert sich ab heute
Ab heute gilt auch in Spaichingen eine erweiterte Notbetreuung.
- Kindergärten und Schulen in Spaichingen und Umgebung sehen sich gut vorbereitet auf die erweiterte Notbetreuung. Waren bisher nur Kinder, deren Eltern in „systemrelevanten Berufen“arbeiten, berechtigt, so sind es ab heute alle Kinder, bei denen beide Elternteile in ihren Berufen als unabkömmlich gelten. Zudem werden von nun an Kinder bis zur siebten Klasse betreut. Bislang gilt die Notbetreuung für Kinder bis zur sechsten Klasse.
„Das ist eine Notgruppe und keine Regelgruppe“, betont Maria Stitzenberger, Leiterin des Kindergartens St. Michael in Spaichingen. „Die Kindergärten sind weiterhin geschlossen. Das heißt, nicht einfach, wenn ich will, kann ich meine Kinder bringen, sondern wenn ich einen Bedarf nachweisen kann.“
Das Antragsformular für einen Notbetreuungsplatz erhalten die Eltern von der Einrichtung ausgehändigt, in der das Kind bisher betreut wurde, erläutert Carina Schuller, die bei der Stadtverwaltung Spaichingen für die Kindergärten zuständig ist.
Bisher habe es für den städtischen Kindergarten noch keine konkreten Anmeldungen gegeben. „Die Eltern schicken ihre Kinder nur, wenn es sein muss“, so das Leitungsteam des städtischen Kindergartens.
„Allerdings“, so Schuller, „melden sich vereinzelt Eltern, die nachfragen, wann der normale Kindergartenbetrieb wieder startet. Für ein paar Wochen haben viele eine Lösung für die Betreuung der Kinder gefunden“, aber auf die Dauer kämen sie mit dieser „Überbrückung“bald in eine Betreuungsnotlage.
„Den Kindern ist es wohl bewusst, dass jetzt eine andere Zeit ist, aber ohne Angst“, fasst Maria Stitzenberger ihren Eindruck mit den vier Kindern zusammen, die bisher in St. Michael eine Notbetreuung bekamen (für vier weitere sei jetzt Interesse bekundet worden, aber zum Teil nur stundenweise). Die Kinder gingen „natürlich und normal“mit der Situation um. „Kindgerecht und anschaulich“bringe man ihnen die notwendigen Hygienemaßnahmen nahe. Auch Susanne Ejiogu und Anika Sadra, Leitungsteam des Städtischen Kindergartens „Sonnenschein“, bestätigen, dass die Kinder „eher gelassen“seien, allerdings ihre Spielkameraden vermissten.
Einige Eltern genössen es, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu dürfen, so Maria Stitzenberger. Andere
berichteten aber auch von erhöhter Belastung oder davon, dass die Wutanfälle der Kinder zunähmen.
In der Schillerschule, die bisher mit maximal acht Schülern relativ wenige Kinder (und ausschließlich aus der Grundschule) zu betreuen hatte, ist bereits seit Ferienende die Zahl auf zwölf Kinder gestiegen, von denen aber auch nicht täglich alle da sind.
Derzeit erhalte die Schillerschule täglich Anfragen nach erweiterter Betreuung, so Rektor Manfred Maurer. Noch sei aber nicht abzusehen, wie viele Kinder es schlussendlich sein werden. „Wir hoffen, dass die Zahl nicht über 28 steigt. Dann gibt es Probleme“, so Maurer
Für die Notfallbetreuung in Schulen hat das Kultusministerium eine Gruppengröße von maximal 14 Kindern angegeben. „Derzeit können wir die Gruppengröße noch deutlich kleiner halten“, so Rektor Maurer auf Anfrage unserer Zeitung, „und teilen bei einer Gruppengröße von sechs Kindern. Im Augenblick betreuen wir mit zwei Lehrkräften.“
Zur Zeit klärt die Schule noch ab, wie viele Lehrkräfte zur Verfügung stehen, da Lehrer mit Vorerkrankungen, Über-60-Jährige oder mit Partnern mit Vorerkrankungen nicht eingesetzt werden dürfen. „Ich denke, dass wir vom Personal her durchaus noch eine weitere Gruppen aufmachen könnten. Sollten mehr notwendig sein haben wir das Problem, dass wir auch gleich wieder die Schule öffnen könnten, denn dann sind die Möglichkeiten, die Hygienevorschriften einzuhalten und den Kontakt unter den Kindern so gering wie möglich zu halten, recht problematisch.“
Sollten Lehrerinnen und Lehrer, die selbst Kinder haben, nicht die Möglichkeit haben, diese an ihrem Wohnort betreuen zu lassen, so regt die Schillerschule an, sie den Kolleginnen zur Betreuung mitzubringen.
Die Kinder in den Notgruppen arbeiten an Einzeltischen mit entsprechendem Sicherheitsabstand. Regelmäßig müssen sich die Kinder die Hände waschen, so Maurer, „und natürlich weisen wir die Kinder an, sich umsichtig zu verhalten und Abstand voneinander zu halten. „Sie können sich denken, das dieser Gedanke bei den Kindern nicht lange hängen bleibt. Natürlich beaufsichtigen wir die Kinder auch in den Pausen, und die Lehrkräfte weisen die Kinder immer wieder darauf hin, wie sie sich verhalten sollen.“
Außerdem müssen die Kinder einen Mundschutz tragen. Die Stadt Spaichingen habe mit den Schulen ein Reinigungskonzept abgesprochen, das dafür sorgen soll, dass die Hygiene gewährleistet ist.
Maurer glaubt, dass die Kinder froh sind, an der Schule betreut zu werden. „Hier trifft man wenigstens auf Freunde, mit denen man sich zumindest eingeschränkt beschäftigen kann. Die Schüler arbeiten in diesen kleinen Gruppen deutlich effektiver an ihren Aufgaben und sind daher manchmal bereits um 10.30 Uhr mit den Aufgaben fertig.“
Dann gebe es immer noch ein Zusatzprogramm mit Spielen und so weiter. „Angst oder Sorgen wurden, soviel ich weiß, bisher nicht formuliert“, sagt Manfred Maurer. „Ich kann mir aber schon vorstellen, dass die Kinder mit Sorgen belastet sind, wenn zum Beispiel die Eltern daheim um ihren Arbeitsplatz fürchten. Thematisiert wurde dies bisher nicht.“
Auch die Eltern seien sehr froh, dass es diese Notfallbetreuung gibt. „Einige Eltern haben uns auch schon Dankeskarten geschrieben oder etwas Süßes vorbei gebracht. Ich habe den Eindruck, dass die Kollegen diese Betreuung auch deshalb gerne machen, weil sie sagen, dass sie diese Arbeit als ihre Beamtenpflicht ansehen, und das ganz selbstverständlich ist.“Maurer glaubt nicht, dass sich die Eltern fürchten, dass sich die Kinder bei uns anstecken.
In Denkingen gabe es bisher eine Notgruppe in der Villa Sonnenschein und eine Notgruppe im katholischen Kindergarten St. Paul mit zusammen vier bis fünf Kindern, berichtet Bürgermeister Rudolf Wuhrer. Derzeit liegen in Denkingen insgesamt acht Anmeldungen vor, die sich auf die drei Einrichtungen im Ort verteilen. „Wir rechnen allerdings im Lauf der kommenden Wochen mit weiteren Anmeldungen“, betont Wuhrer, „derzeit befinden sich viele Eltern noch in Kurzarbeit“. Die Mitarbeiterinnen für die Aufrechterhaltung der Notgruppen reichten aus. „Da es verschiedene Betreuungswünsche gibt, wird das Personal da sehr flexibel reagieren.“
Auch die Rupert-Mayer-Schule, Freie Katholische Grund-, Werkrealund Realschule in Spaichingen, die bisher eine Notgruppe mit fünf Kindern hatte (die aber, so Rektorin Jutta Höss, praktisch nie gleichzeitig da waren), wird ab dieser Woche eine zweite Gruppe einrichten.
„Wir sind in der glücklichen Situation“, so Jutta Höss, „dass wir als Freie Schule für die Ganztagesbetreuung selber angestellte Mitarbeiter haben, so dass wir mit kleinen Gruppen fahren können“.