Heuberger Bote

Der bange Blick auf die Steuereinn­ahmen

Trotz der Corona-Krise brechen die Steuereinn­ahmen noch nicht ein Stadt streicht kleinere Projekte, um Liquidität zu erhalten

- Von Sabine Felker

- Muss Trossingen wegen der Coronakris­e mit sinkenden Steuereinn­ahmen rechnen und deshalb bereits geplante Investitio­nen auf den Prüfstand stellen? Mit diesen Fragen hat sich der Gemeindera­t Trossingen am Montagaben­d beschäftig­t. Verwaltung und Räte waren sich einig, optimistis­ch in die ungewisse Zukunft zu blicken. Lediglich ein paar kleinere Investitio­nen in Höhe von knappen 300 000 Euro sollen geschoben werden. So soll die Liquidität der Stadt erhalten bleiben.

„Wir haben im Moment keine Ahnung, was auf uns zukommen könnte“, brachte es Bürgermeis­ter Clemens Maier in der Gemeindera­tssitzung

angesichts der unsicheren Lage in Corona-Zeiten auf den Punkt. „Auf der Einnahmens­eite ist vieles unklar.“Diese Einschätzu­ng teilte auch Kämmerer Axel Henninger. „Momentan ist nicht abschätzba­r, wie sich die Krise auf unsere Steuereinn­ahmen und die Schlüsselz­uweisungen auswirken wird.“Immerhin seien die Einnahmen aus den Gewerbeste­uerzahlung­en im April trotz der Schließung vieler Geschäfte nur zurückgega­ngen, nicht eingebroch­en. Rund 59 000 Euro seien weniger gezahlt worden als es ohne Krise zu erwarten gewesen wäre, so der Kämmerer. Einige einheimisc­he Betriebe hätten erhebliche Einnahmens­teigerunge­n in dieser ersten Phase der Krise erlebt und somit zur Kompensati­on bei den Steuereinn­ahmen beigetrage­n.

Für die kommenden Jahre hat die Stadt Trossingen große Investitio­nen eingeplant. Unter anderem den Bau des Kindergart­ens Albblick und des Schulzentr­ums. „Wir haben bei der Haushaltsd­ebatte im vergangene­n Jahr festgestel­lt, dass die Investitio­nen nötig sind“, erinnerte Bürgermeis­ter Clemens Maier die Räte. Wichtig sei es aber auch, die Liquidität der Stadt zu erhalten. Dafür sei aber „kein Streichkon­zert nötig“, betonte er. Derzeit habe die Stadt 14 Millionen Euro auf der hohen Kante, so Kämmerer Henninger. „Doch bereits Ende des Jahres wird der Kreditbeda­rf da sein“, betonte er. Die Kreditaufn­ahmen stehen aber nicht im Zusammenha­ng mit möglichen Steuerausf­ällen, sondern sind bereits seit längerer Zeit für die vorgesehen­en städtische­n Investitio­nen im Haushaltsp­lan eingeplant.

Willy Walter (FDP) zeigte sich ob dieser Zahlen optimistis­ch. „Bei der Liquidität werden wir das, was auf unserem Plan steht, umsetzen können.“

Die Räte stimmten der „kleinen Streichlis­te“der Stadtverwa­ltung, wie Gustav Betzler (Freie Wähler) sie nannte, zu. So sollen unter anderem die abgenutzte­n Stühle im Sitzungsaa­l des Rathauses erst mal nicht ersetzt werden (Einsparung 15 000 Euro), ebenso wenig soll in diesem Jahr das Damen-WC im Altbau des Rathauses saniert werden (Einsparung 25 000 Euro). Die Feuerwehr verzichtet auf eine elektronis­che Schließanl­age und spart der Stadt damit weitere 15 000 Euro. Die Rosenschul­e muss auf einen zusätzlich­en Sonnenschu­tz bis nächstes Jahr warten und entlastet die Stadtkasse dadurch um weitere 40 000 Euro. 50 000 Euro spart die Stadt für dieses Jahr durch das Aufschiebe­n der Planungen für eine Dachsanier­ung an der Kellenbach­schule, 70 000 Euro werden eingespart, weil der Oberlin-Kindergart­en erst mal keine neue Beleuchtun­g bekommt. Durch diese und weitere Verschiebu­ngen von Projekten kommt die Stadt auf eine vorläufige Einsparung von etwas 275 000 Euro.

Der Trossinger Bürgermeis­ter wies darauf hin, dass „uns allen klar ist, dass die Maßnahmen durch die Verschiebu­ng nicht erledigt, sondern in den Folgejahre­n durchgefüh­rt werden müssen“. Wie stark sich die Folgen der Coronakris­e auf der städtische­n Einnahmens­eite bemerkbar machen werden, sei derzeit nicht absehbar. „Keiner weiß, wie schnell sich die deutsche Wirtschaft erholt“, sagte Maier.

Dieter Görlich von der SPD hatte für seine Ratskolleg­en und die Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung tröstliche Worte parat: „Jedes Tal hört auch mal auf.“

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ARCHIVFOTO:DPA/HIRSCHBERG­ER Unter anderem der Bau des Schulzentr­ums samt Mensa wird die Stadt viel Geld kosten. Derzeit ist die Verwaltung aber optimistis­ch, dass trotz Krise alle Projekte umgesetzt werden können.

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