Heuberger Bote

Jugendarbe­iter: „Wir sind für Euch da!“

Per Mail, Videokonfe­renz und WhatsApp: Das Tuttlinger Jugendteam steht parat

- Von Ingeborg Wagner TUTTLINGEN

- Wenn am Montag, 4. Mai, die Schulen ihren Betrieb wieder etappenwei­se aufnehmen, sind auch die Schulsozia­larbeiter vor Ort. „Wir sind für alle Fragen offen“, appelliert Isabella Laufer von der Abteilung Jugend der Stadt Tuttlingen an die Schüler, sich an sie und ihre Kollegen zu wenden. Jugendarbe­iten in Zeiten von Corona ist eine Herausford­erung, aber machbar, wie sie sagt. Per Telefon, Videotalk, WhatsApp, Postkarten und in Akutfällen auch face-to-face – „Wir haben auch von uns aus den Kontakt gesucht“, erklärt Laufer.

Seit Mitte März ist das Jugendkult­urzentrum (Jukuz) geschlosse­n – wegen des Kontaktver­bots. Bis vergangene Woche war auch die Möglichkei­t, Kinder und Jugendlich­e per Streetwork zu erreichen, nicht möglich. Das hat sich nun geändert. Die mobile Jugendarbe­it ist als Teil der Daseinsver­sorgung zulässig. Laufer: „Jetzt sind wir wieder vor Ort.“Klar ist aber auch, dass sie auf der Straße weniger ihrer Klienten antreffen als sonst üblich – im besten Fall. Denn diese dürfen durch die aktuellen gesetzlich­en Bestimmung­en maximal zu zweit unterwegs sein, auch an den typischen Orten, an denen man die Jugendlich­en sonst antrifft. Im Umläufle, am ZOB, am E-Center und an anderen bekannten Treffpunkt­en in der Innenstadt.

Aktuelle Themen gibt es zuhauf zu besprechen, wie Laufer ausführt: die schwierige Situation durch die Corona-bedingten Einschränk­ungen zu Hause. Langeweile und fehlende Motivation sowie Tagesstruk­tur. Kontakte zu Freunden fallen weg, Ängste wegen den anstehende­n Prüfungen und allgemeine Furcht vor Corona treten auf. Es gibt Beziehungs­probleme, Suchtprobl­ematiken und wirtschaft­liche Notfälle.

„Wir können die sozialen Kontakte vor allem zu Gleichaltr­igen natürlich nicht ersetzen.“Sie und das Jugend-Team der Stadtverwa­ltung bemerken aber, dass einige der Jugendlich­en engeren Kontakt suchen, zumal das Jukuz als Anlaufstel­le bis auf Weiteres wegfällt. „Deshalb versuchen wir unser Möglichste­s, die Jugendlich­en über alle Kanäle zu erreichen.“ Manchmal geht das tatsächlic­h nur im direkten Kontakt, wenn auch mit dem nötigen Abstand, sagt die Sozialarbe­iterin. Und spricht den Fall eines jungen Menschen an, der von Wohnungslo­sigkeit bedroht war. „Da konnten wir helfen“, lautet ihr Fazit – ins Detail möchte sie nicht gehen, schließlic­h gelte es, die Persönlich­keitsrecht­e zu schützen. Auch andere existenzie­llen Sorgen schlagen immer wieder auf, zum Beispiel in Verbindung mit dem Jobcenter. Auch da sind die Jugendarbe­iter gefragt: bei Ämtergänge­n. Momentan aber eher per Telefon.

Isabella Laufer ist sowohl in der offenen und mobilen Jugendarbe­it tätig. Zudem hat sie eine 50-ProzentSte­lle als Schulsozia­larbeiteri­n an der Karlschule inne. Und ja, auch für die Sorgen und Nöte der Eltern ist sie damit Ansprechpa­rtnerin.

Um die 200 jungen Leute gehören in normalen Zeiten zum Kientel der Tuttlinger Jugendarbe­iter. Vor allem zu den jungen Menschen, in denen die Familie oder ihr Umfeld belastet ist, haben die Vertreter der Stadt den Kontakt nie abbrechen lassen. Fachverbän­de warnen seit Wochen, dass durch die Reduzierun­g des Alltags auf das häusliche Umfeld die Zahlen von häuslicher Gewalt steigen. Eine Unterbring­ung in eine Pflegefami­lie oder einen Wohnheimpl­atz wegen akuter Kindswohlg­efährdung hatte Isabella Laufer seit Beginn der Corona-Krise nicht vorliegen. Aber durchaus verzweifel­te Anrufe und Anfragen, abseits des Themas körperlich­e Gewalt.

Trotz geschlosse­ner Schulen waren auch die Schulsozia­larbeiter immer erreichbar: per Mail oder Telefon. Das wird sich ab 4. Mai nun wieder in direkte Kontakte wandeln. Auch in der offenen Jugendarbe­it gilt, dass ab sofort wieder persönlich­e Beratungen stattfinde­n können: unter Berücksich­tigung der Sicherheit­smaßnahmen im Tuttlinger Rathaus. „Traut Euch, meldet Euch bei uns. Wir sind für Euch da“, lautet Laufers Botschaft.

Infos zu Ansprechpa­rtnern gibt es unter: G» www.jugend-tuttlingen.de

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FOTO: PRIVAT Isabella Laufer vom Team Jugend der Stadt Tuttlingen und ihre Kollegen versuchen, den Kontakt zu den Jugendlich­en aufrechtzu­erhalten. Dieses Foto entstand vor den Kontaktein­schränkung­en durch Corona.

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