Rotmilan verzögert Windkraftprojekt
Neue Vogelkartierung des Landes fordert von Enercon neuen Genehmigungsantrag
- Das Unternehmen Enercon, das seinen Antrag zur Errichtung zweier Windkraftanlagen in Kolbingen vorerst vertagt hat, will die Genehmigung für das geplante Windkraftprojekt binnen der kommenden zwei Jahre erhalten. Der neue Kartierungsatlas für den Milan der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) verzögert das Projekt (wir haben berichtet).
Vorerst werden im Bereich „Gihwinkel“keine Windräder aufgestellt. Das Unternehmen Enercon hatte am 25. März entschieden, das in Kolbingen geplante Projekt wegen Kartierungsarbeiten im Zuge des Vogelschutzes um mindestens ein Jahr aufzuschieben. „Enercon hat den Genehmigungsantrag zum Bau des Windparks Kolbingen zurückgezogen. Ausschlaggebend für diese Entscheidung
Das Unternehmen Enercon in einer Stellungnahme.
waren neue naturschutzfachliche Erkenntnisse, die eine aufwendige Nachkartierung zum Vogelschutz notwendig machen. Diese Gutachten können im laufenden Genehmigungsverfahren nicht erbracht werden, da die Kartiersaison bereits begonnen hat. Der im Juni 2019 gestellte Genehmigungsantrag wurde daher jetzt zurückgezogen“, hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
Enercon-Pressesprecherin Antje Cznottka erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, um welche Vogelart es sich bei der neuen Kartierung dreht, die das geplante Projekt in Kolbingen vorerst ausgebremst hatte: „Es handelt sich um den Rotmilan. Die LUBW hat 2019 neue Kartierungen der Horste vorgenommen. Diese werden nun von Enercon anhand einer Kartierung überprüft.“Warum der Antrag von Enercon so plötzlich vor dem Ende der Einwendungsfrist zurückgezogen oder ob das Unternehmen die bis dato gültige Kartierung bezüglich des Vogelschutzes nicht berücksichtigt hatte, darauf gab Cznottka folgende Antwort: „Die Kartierung des LUBW erreichte Enercon erst zum Anfang der aktuellen Kartiersaison.“
Auch die Aktivitäten der Bürgerinitiative in Kolbingen haben nach Aussage von Enercon nichts mit dem Aufschieben des Projekts zu tun. „Die Gründung der Bürgerinitiative hat keinerlei Einfluss auf Enercons Projektplanung“, heißt es von Seiten des Unternehmens. Im Gegenteil, denn der Zeitplan für die Realisierung des Windparks in Kolbingen stehe nach wie vor nicht vor dem Aus. „Im Laufe der nächsten zwei Jahre sollen die erforderlichen artenschutzrechtlichen Untersuchungen vorgenommen und anschließend ein neuer Genehmigungsantrag gestellt werden. Diesbezüglich steht Enercon weiterhin in Kontakt mit der Genehmigungsbehörde“, lässt die Pressesprecherin von Enercon wissen.
Der Investor hält – wie berichtet – den Windpark aus naturschutzfachlicher Sicht für genehmigungsfähig und glaubt an die regionale Energiewende. Man halte daher an den Plänen fest, zusammen mit der Gemeinde Kolbingen den Windpark zu realisieren, hatte Enercon Ende März mitgeteilt.
„Die Gründung der Bürgerinitiative hat keinerlei Einfluss auf Enercons Projektplanung.“