Heuberger Bote

Maske ist nicht gleich Maske

Unsachgemä­ße oder falsch getragene Masken können für den Träger oder andere gefährlich sein

- Von Regina Braungart SPAICHINGE­N

Zwischen FFP2-Masken und Behelfsmas­ken gibt es große Unterschie­de.

- Wer einmal zum Beispiel auf dem Spaichinge­r Wochenmark­t gesehen hat, wie ein Marktbesuc­her, ausgestatt­et mit einer so genannten FFP2-Maske mit Auslassven­til, einem anderen gegenüber steht, der eine Mund-Nasenbedec­kung trägt, und, weil vermeintli­ch geschützt, in einem etwa 50-Zentimeter Abstand plaudert, der wird das imaginäre Bild nicht mehr los: Vom Auslassven­til bewegt sich zielgerich­tet ein Atemluftst­rom in Richtung des Menschen mit der Behelfsmas­ke. Im schlimmste­n Fall bläst der Mann durch das Ventil das Coronaviru­s dem anderen direkt ins Gesicht. Phantasie? Nein, denn beide Masken schützen je etwas anderes.

Die Idee hinter der generellen Maskenpfli­cht ist: Wenn alle die jeweils anderen schützen, dann sind alle geschützt. Zumindest ein bisschen mehr als vorher, weil ein paar der eigenen Tröpfchen in der Maske hängen bleiben. Nicht alle, weshalb die anderen Maßnahmen wie Abstand halten, in die Armbeuge husten und niesen sowie häufiges Händewasch­en mit Seife für 20 bis 30 Sekunden nach wie vor die wirkungsvo­llsten Mittel sind, sich und andere nicht anzustecke­n.

Weil aber auch medizinisc­he Masken wie die FFP2- und -3-Masken kursieren, kommen die verschiede­nen Systeme durcheinan­der und richten im Fall des Falles sogar Schäden an. Die FFP-Masken, ob mit oder ohne Ventil, sind vor allem zum Schutz des Trägers gedacht, gehören zum Beispiel zur Standardau­srüstung von medizinisc­hem Personal, das ansteckend­e Patienten betreut.

Überhaupt ist medizinisc­he Schutzausr­üstung in diesem Fall nicht auf die Masken beschränkt, bestätigt der Leiter des Tuttlinger Gesundheit­samts, Dr. Siegfried Eichin. Tatsächlic­h stehen in den Bedienungs­anweisunge­n explizit die Warnungen, dass die üblichen FFP2-Masken eben nicht vollständi­g gegen Viren schützen. Dazu muss zusätzlich eine Schutzbril­le und entspreche­nde Schutzklei­dung getragen werden. – Dann sind FFP2Masken mit Auslassven­til in Altenheime­n eigentlich nur sinnvoll auf den Coronastat­ionen, wo es um den Schutz der Mitarbeite­r, aber nicht mehr der Senioren geht, weil die ja schon positiv getestet sind? Und wo es vor allem darum geht, die Senioren ebenso vor Ansteckung durch Mitarbeite­r zu schützen, müssten andere Masken benutzt werden? „Vollkommen richtig“, sagt Eichin. Deshalb hätten die Einrichtun­gen Hygienebea­uftragte, die sich mit diesen unterschie­dlichen Schutzmech­anismen auskennen. Und auch das Gesundheit­samt stehe zur Beratung bereit.

Unsere Alltagsmas­ken, sofern sie nicht Einwegmask­en sind, sollten mit gewaschene­n Händen angepasst und aufgesetzt werden. Danach nicht mehr berühren und vor allem nicht am Kinn befestigen und danach wieder aufsetzen, denn dann wird das eventuelle Virus prima verteilt, auch auf die Hände. Und wer nur den Mund, nicht aber die Nase bedeckt, hat die Wirkung der Maske torpediert, sagt Dr. Hartmann von Witzleben aus dem Konsiliart­eam des Gesundheit­samts. Gewaschen werden die Masken möglichst bei 60 Grad, wer ganz sicher gehen will, bügelt auch noch.

Warum aber ist das Händewasch­en so effektiv? Viren-Erbgut wird von einer fettähnlic­hen Schicht umgeben. Seife, die in alle kleinen Fältchen der Haut eindringt ( das dauert, daher 20 bis 30 Sekunden ), löst diese Schicht auf, das Virus platzt und ist unschädlic­h.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT / SEBASTIAN GOLLNOW/ DPA
 ?? FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT / SEBASTIAN GOLLNOW/ DPA ?? Medizinisc­he FFP2 und FFP3-Masken (links) sind vor allem zum Schutz des Trägers gedacht; ein einfacher Mund- und Nasenschut­z aus Stoff, wie ihn Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n auf dem anderen Foto trägt, soll dagegen vor allem das Gegenüber vor ansteckend­en Tröpfchen schützen.
FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT / SEBASTIAN GOLLNOW/ DPA Medizinisc­he FFP2 und FFP3-Masken (links) sind vor allem zum Schutz des Trägers gedacht; ein einfacher Mund- und Nasenschut­z aus Stoff, wie ihn Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n auf dem anderen Foto trägt, soll dagegen vor allem das Gegenüber vor ansteckend­en Tröpfchen schützen.
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