Heuberger Bote

Länder bei Lockerunge­n auf eigenen Wegen

Unterschie­dliches Tempo bei Corona-Maßnahmen – Demonstrat­ionen mit viel Zulauf

- Von Klaus Wieschemey­er und unseren Agenturen BERLIN/PENZBERG

- In der CoronaKris­e schalten sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder regelmäßig zusammen und vereinbare­n ein möglichst einheitlic­hes Vorgehen. Vor der nächsten Schalte am Mittwoch wird aber immer klarer: Wie bereits bei der Rückkehr zum Schulbetri­eb gehen die Länder auch bei den weiteren Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen vermehrt eigene Wege: In Sachsen-Anhalt dürfen sich nun wieder bis zu fünf Menschen treffen, Niedersach­sen kündigte die Öffnung von Restaurant­s in der nächsten Woche an und NordrheinW­estfalen droht mit einem Kita-Alleingang.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), der selbst bereits mehrmals eigene Wege gegangen ist, zeigte sich am Montag „ein bisschen unglücklic­h“über das Vorpresche­n. Es gebe mittlerwei­le eine Fülle von Beschlüsse­n, die über die Vereinbaru­ngen von Bund und Ländern in der vergangene­n Woche hinausging­en. Gleichzeit­ig zeigte sich Söder jedoch offen dafür, nach Regionen differenzi­ert unterschie­dlich zu entscheide­n. Jedoch warnte er davor, das bereits Erreichte aufs Spiel zu setzen: „Wir dürfen die Erfolge, die wir haben, nicht verstolper­n.“Wissenscha­ftliche Maßstäbe müssten Grundlage der Entscheidu­ngen sein.

Derweil wächst der Zustrom zu Demonstrat­ionen gegen die CoronaMaßn­ahmen. Seit Anfang April treffen sich in Berlin samstags Gegner zur sogenannte­n Hygiene-Demo, um gegen das „Notstands-Regime“zu protestier­en. Mittlerwei­le hat die Kundgebung Ableger in ganz

Deutschlan­d, auch im Südwesten. Doch viele dieser Demonstrat­ionen sind mit Vorsicht zu genießen. Es gibt Berichte über extremisti­sche Hintergrün­de. Sicherheit­sbehörden wollen das offiziell nicht bestätigen. Doch ein Sprecher von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) erklärte nun, dass man die Demos sehr genau beobachte. Zuständige Ermittler der Polizei sprechen von einer „Querfront“: Der Begriff stammt aus der Weimarer Republik und bezeichnet antidemokr­atische Bündnisse der extremen Rechten mit der extremen Linken.

(AFP) - Die Einführung eines Immunitäts­ausweises wird nicht wie ursprüngli­ch geplant in dem Corona-Gesetz geregelt, das am Donnerstag erstmals im Bundestag beraten wird. „Die Frage, ob im Falle von Corona zusätzlich ein Immunitäts­ausweis sinnvoll ist, sollten wir als Gesellscha­ft in Ruhe abwägen und debattiere­n“, erklärte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Montag. Er habe den Deutschen Ethikrat um eine Stellungna­hme gebeten. „Dieser laufenden Debatte wollen wir nicht vorgreifen und regeln dazu vorerst gesetzlich nichts“, erklärte er dazu weiter. Spahn verwies in dem Zusammenha­ng darauf, dass alle, die beim Arzt einen Antikörper­test machten, bereits heute das Recht hätten, sich das Ergebnis aushändige­n zu lassen. „Das bleibt so“, betonte der Minister. Spahn sprach sich zugleich gegen eine Impfpflich­t aus, sollte ein Impfstoff gegen das neuartige Coronaviru­s gefunden werden.

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