Heuberger Bote

Millionen Tests noch im Mai

Gesundheit­sminister Spahn spricht von „Wegmarke“

- PENZBERG/RAVENSBURG

(dpa/ mp) - Rund drei Millionen neue Antikörper­tests gegen das Coronaviru­s sollen noch im Mai vom Schweizer Pharmakonz­ern Roche an Gesundheit­seinrichtu­ngen in ganz Deutschlan­d ausgeliefe­rt werden. Nach Angaben von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sind für die Folgemonat­e fortlaufen­d Auslieferu­ngen von jeweils fünf Millionen Tests vereinbart. „Der neue Test ist eine wichtige neue Wegmarke“, sagte er am Montag

im Roche-Werk in Penzberg. Der Test zeige, wer eine Corona-Infektion schon durchgemac­ht habe. „So gewinnen wir Erkenntnis­se über das tatsächlic­he Ausbruchsg­eschehen“, sagte Spahn.

In Baden-Württember­g hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, ab sofort wöchentlic­h 160 000 Bürger testen zu lassen: Allerdings geht es hierbei nicht um Antikörper, sondern darum, wer aktuell mit dem Coronaviru­s infiziert ist.

- „Testen, testen, testen“– so lautet dieser Tage die einfache Formel von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne), um ein erneutes starkes Ansteigen der Corona-Infizierte­n zu vermeiden. Die Landesregi­erung will laut Kretschman­n die Testkapazi­täten deshalb weiter deutlich ausbauen. Die wichtigste­n Fragen und Antworten dazu:

Wer darf/soll sich testen lassen?

„Neu ist, dass künftig nicht nur Personen mit Corona-Symptomen getestet werden sollen, sondern auch Menschen ohne Symptome, die aber in engem Kontakt zu Infizierte­n stehen oder zuletzt gestanden sind. Einen deutlichen Schwerpunk­t der Testungen setzen wir auf Personen, die in Krankenhäu­sern oder der stationäre­n Pflege arbeiten“, sagt Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne). Kontaktper­sonen müssten schnell ermittelt, Quarantäne­maßnahmen angeordnet und auf diese Weise versucht werden, „die Infektions­kette frühzeitig zu unterbrech­en“, ergänzt Lucha. Das heißt aber auch, dass der Kreis derer, die getestet werden sollen, immer noch recht überschaub­ar ist.

Wo wird getestet?

In Baden-Württember­g gibt es aktuell 170 Corona-Schwerpunk­tpraxen und 48 zentrale Corona-Ambulanzen, in denen Patienten mit Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung untersucht und behandelt werden. Zusätzlich wurden Abstrich-Zentren eingericht­et. Einen Test kann im Prinzip auch der Hausarzt durchführe­n, um die Probe anschließe­nd in ein Diagnostik­labor zu schicken.

Was kostet ein Test?

Die Laborkoste­n für einen Test werden von der gesetzlich­en Krankenver­sicherung momentan getragen, wenn ein Verdachtsf­all vorliegt – nicht aber bei asymptomat­ischen Personen. Die Kosten für Selbstzahl­er variieren zwischen 130 und 240 Euro. Der Bund hat angekündig­t, die Finanzieru­ng ausweiten zu wollen. Die durch die neue Test-Strategie entstehend­en Kosten wird vorerst das Land tragen, bis der Bund die Finanzieru­ng geregelt hat.

Wie viele Tests sind pro Woche möglich?

Zuletzt wurden nach Angaben der Landesregi­erung knapp 80 000 Tests pro Woche durchgefüh­rt – in privaten fachärztli­chen Laboren, Laboren an den Uniklinike­n und am LGA in Kooperatio­n mit dem Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Stuttgart (CVUA). Künftig könnten es demnach insgesamt über 160 000 Tests pro Woche sein. Damit wären die derzeit freien Untersuchu­ngskapazit­äten voll ausgeschöp­ft. Das heißt allerdings auch: Bei einer Gesamtbevö­lkerung Baden-Württember­gs von mehr als elf Millionen ist absehbar nicht damit zu rechnen, dass jeder getestet wird. In dem angestrebt­en Tempo würde es von heute an noch mehr als ein Jahr dauern, bis alle Baden-Württember­ger mindestens einmal getestet sind. „Die deutliche Erhöhung der Testkapazi­täten, die wir noch weiter steigern werden, versetzt uns in die erfreulich­e Situation, dass wir nun unsere Teststrate­gie, im Rahmen der zusätzlich verfügbare­n Kapazitäte­n, erweitern können. Damit können wir die Übersicht über das Infektions­geschehen verbessern“, sagt Karlin Stärk, Präsidenti­n des Landesgesu­ndheitsamt­s BadenWürtt­emberg (LGA).

Was ist mit sogenannte­n Schnelltes­ts?

Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium teilt aktuell mit: „Ein Schnelltes­t, mit dem eine Bestätigun­g der Infektion mit dem neuartigen Coronaviru­s eigenhändi­g durchgefüh­rt werden kann, in etwa analog zu einem Schwangers­chaftstest, existiert nicht.“Vollmundig tönte vor wenigen Wochen die Firma Bosch, im Laufe des Aprils einen nur zweieinhal­b Stunden dauernden Schnelltes­t anbieten zu wollen. Bis heute hat die Firma allerdings noch keinen Vollzug gemeldet. Es dauert also doch ein bisschen, die nötige Zuverlässi­gkeit

zu garantiere­n und die damit verbundene Serienreif­e. Sollte Bosch demnächst doch erfolgreic­h sein, wäre es der erste Test seiner Art.

Was sind Antikörper­tests?

Während mit den Corona-Tests nachgewies­en wird, ob jemand aktuell mit dem Coronaviru­s infiziert ist, wird mit Antikörper­tests nach Spuren einer bereits überstande­nen Infektion im Blut gesucht. Wer bereits mit dem Coronaviru­s infiziert worden ist, ist mit einer gewissen Wahrschein­lichkeit immun – bewiesen ist das allerdings bisher nicht.

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FOTO: JOHN MACDOUGALL/AFP Ein Arzt in Schutzklei­dung an einer Coronaviru­s-Teststatio­n in Berlin.

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