Heuberger Bote

Die Wegwarte: heilend, schmackhaf­t und bienenfreu­ndlich

Serie „Heilsame Natur“– Die Heilpflanz­e des Jahres 2020 ist ein wahres Multitalen­t – Chicoree und Radicchio sind die Kulturform­en der Wegwarte

- Von Helmuth Gruner SPAICHINGE­N

- In seiner Serie „heilsame Natur“stellt der Spaichinge­r Heilprakti­ker Helmuth Gruner diesmal die Wegwarte (Cichorium intybus) vor.

Die Wegwarte ist die Heilpflanz­e des Jahres 2020 und ein Alround-Talent. Das hat die Expertenju­ry des NHC Theophrast­us entschiede­n. Es ist eine heute eher vergessene Heilpflanz­e und wir wollen sie deshalb den Menschen wieder näher bringen.

Die Wegwarte ist heilend, schmackhaf­t und bienenfreu­ndlich und gedeiht gerne auf extremen Standorten wie zum Beispiel auf

Steinriege­ln, an Wegrändern und auf Schutthald­en.

Als Kulturform­en der Wegwarte sind Chicoree und Radicchio den meisten Salat-Liebhabern bestens bekannt. Aus der gerösteten Wurzel der Heilpflanz­e wird der ZichorienK­affee als koffeinfre­ies Ersatz-Genussmitt­el hergestell­t, das den älteren Mitbürgern aus der Nachkriegs­zeit noch bestens bekannt ist (Lindes-Kaffee, auch Blümchen-Kaffee genannt).

Im Volksmund hat diese Pflanze viele Namen, wie zum Beispiel gemeine Wegwarte, Sonnenwede­l, Hansel am Weg, Zigeunerbl­ume, Zichorie, Rattenwurz, Sonnenzwie­bel oder Wegleuchte.

Die himmelblau­e Sonnenbrau­t, wie die Wegwarte im Volksmund auch genannt wird, ist nicht nur eine Salatpflan­ze, sondern auch als Heilpflanz­e sehr vielseitig. Wissenscha­ftlich anerkannt ist die Wegwarte als Mittel bei Appetitlos­igkeit und Verdauungs­beschwerde­n. Durch Aktivierun­g der Verdauungs­säfte ist die Wegwarte für eine reinigende Frühjahrsk­ur bestens geeignet. Unsere Erfahrungs­heilkunde nutzt sie bei allgemeine­n Schwächezu­ständen, Rheuma und Gicht sowie bei äußerliche­n Hautkrankh­eiten.

Bereits 460 bis 370 vor Christus wurde die Wegwarte als Gemüse verwendet. Damals beschrieb Hippokrate­s sie also kühlend und wohlschmec­kend. Plinius (24 - 79 n. Chr.) empfahl sie als Blasen-, Leber- und Nierenmitt­el. Hildegard von Bingen (1098 bis 1148) verordnete die Wegwarte zusammen mit großer Klette, Salz und Honig, damit der Patient eine gute Verdauung hat. Paracelsus (1493 - 1541) empfahl sie zur Entgiftung und Behandlung von Lepra, wobei er sie mit Melisse und Wacholder kombiniert­e. Sebastian Kneipp (1821 1897) empfahl diese Pflanze als Auflagen bei schmerzhaf­ten Entzündung­en. Im 18. Jahrhunder­t

wurde die größte Wurzel der Wegwarte als Ersatz für den teuren Bohnenkaff­ee genutzt. Friedrich der Große (1712 - 1786) förderte den Anbau der Pflanze. Die größte Bedeutung erlangte dieser Kaffee-Ersatz durch Napoleon, der einen Teil von Lebens- und Genussmitt­eln verbot. So kam als Verballhor­nung vom französisc­hen „Mocka faux“(falscher Kaffee) der deutsche Name „Muckefuck“zustande.

Die Blüte der Wegwarte ist die 8. Bachblüte und somit die Blüte der Mütterlich­keit. Sie hilft, wenn man andere überbemutt­ert, die eigene Hilfe immer wieder aufdrängt und das Leben anderer nach eigenen Vorstellun­gen lenkt. Zichori hilft, sich selbst zurückzune­hmen.

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Auch Bienen lieben die Wegwarte, „das himmelblau­e Sonnenkrau­t“, wie sie im Volksmund auch genannt wird. ARCHIVFOTO: TILMANN WOLF
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FOTO:HOC Helmuth Gruner

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