Zur Begrüßung gibt’s Desinfektionsmittel
Für die Trossinger Abschlussklassen geht der Unterricht in der Schule wieder los
- Die Flure sind leer im Gymnasium Trossingen, es herrscht weitgehend Stille im Gebäude, die meisten Klassenzimmer sind verlassen. Wer die 130 Oberstufenschüler sucht, die hier seit Montag wieder unterrichtet werden, muss erstmal suchen.
Natürlich sei alles sehr ungewohnt, sagt Schulleiter Markus Eisele: „Das Haus ist unverhältnismäßig ruhig, da keine zentralen Pausen stattfinden, gibt es auch keine Mengenaufläufe. “Aber Schüler wie Lehrer seien froh, wieder den Unterricht im Gymnasium zumindest teilweise wieder aufnehmen zu können. Dennoch: „Ein bisschen bedrückt und abwartend ist die Stimmung.“Dass kein normaler Schultag startet, war den Schülern spätestens beim Eintritt ins Gebäude klar: Sie wurden am Morgen von Lehrern mit Masken und Desinfektionsmitteln empfangen. „Ab Mittwoch stehen dann Desinfektionsmittelspender an den Eingängen“, meint Eisele.
Unterrichtet werden die Schüler in den prüfungsrelevaten Fächern in Gruppen von 15 pro Klassenraum, wo sie einen Abstand von 1,5 Metern einhalten. Die Türen stehen offen, damit die Klinken nicht benutzt werden müssen, und nach jeder Unterrichtseinheit putzen die Schüler ihre Tische.
In den Gängen herrscht Rechtsverkehr. Einbahnstraßen seien schwer umzusetzen gewesen, sagt Eisele. „Wir versuchen, auch dabei Abstand zu halten, darauf achten die Schüler aber noch nicht so sehr.“Masken werden auf den Gängen empfohlen.
„Soweit alles okay“, lautet auch das Resümee von Steffen Finsterle, Rektor der Werkrealschule Löhrschule. Seit Montag sind die Neuntund Zehntklässler wieder in der Schule, um sich auf den Haupt- beziehungsweise Realschulabschluss vorzubereiten. Knapp 70 Schüler mussten auf sechs Gruppen verteilt werden, so dass alle Vorgaben eingehalten werden konnten. Morgens kam die erste Gruppe um 7.30, dann immer um 15 Minuten die nächste Gruppe“, so Finsterle. Auch in den Pausen begegneten sich die Schüler dadurch nicht. „Viele sind froh, dass sie wieder in die Schule kommen dürfen“, so der Rektor. Drei Schüler seien aus gesundheitlichen Gründen nicht erschienen, ein Schüler davon müsse auch in den nächsten Wochen wegen einer Vorerkrankung weiterhin über den Fernunterricht mit Lernstoff versorgt werden.
Momentan mangele es noch nicht an Lehrern oder Platz, aber das könne sich schnell ändern, so Finsterle: „Alle Klassen kriegen wir mit diesen Maßgaben nicht unter.“Auch im Gymnasium stünde großer organisatorischer Aufwand bevor, sollten alle
Schüler unter den derzeitigen Hygienemaßnahmen wieder in der Schule unterrichtet werden. „Wahrscheinlich müssten wir zwei Gruppen einteilen, die entweder tage- oder wochenweise im Gebäude unterrichtet werden“, sagt Eisele. Die schriftlichen Abiturprüfungen sollen indessen in Neuner-Gruppen in Klassenräumen geschrieben werden, lediglich Schüler, die zu Risikogruppen zählen oder besonders besorgt sind, sollen im kleinen Saal ihre Prüfung ablegen.
Da parallel zum Unterricht der Oberstufe das Homeschooling der anderen Klassen weitergeht, kommt für einige der Gymnasiallehrer zusätzliche Belastung dazu. Ein Viertel der Lehrerschaft zählt zur Risikogruppe, so Eisele, und kommt nicht zum direkten Unterricht. „Viele Kollegen sind sehr kreativ darin, wie sie Wege finden, mit den Schülern in Kontakt zu bleiben“, lobt Markus Eisele. Während die derzeitigen Erfahrungen mit digitalem Unterricht sicherlich nachhaltig seien, blieben direkter Kontakt und Live-Unterricht aber unabdingbar und seien nicht zu ersetzen, betont er. „Das fehlt den Schülern, vor allem den jüngeren, die sich mit selbstständigem Lernen besonders schwer tun.“Das sei eine der Lehren, die das Gymnasium aus der Zeit der Corona-Krise zieht: „Wir werden künftig sicher die Selbstständigkeit unserer Schüler stärker fördern“, so Eisele.