Heuberger Bote

Maha Vajiralong­korn

Thailands Monarch hat sich offenbar ein ganzes Hotel in Garmisch-Partenkirc­hen gemietet – Nicht jedem gefällt dies

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Thailands König residiert im Garmischer Luxushotel

„Das ist doch gut, wenn er hier etwas liegen lässt.“sagt ein Anwohner über König Rama X.

GARMISCH-PARTENKIRC­HEN - Es dauert nur Sekunden, bis einem der schwarz gekleidete Security-Mitarbeite­r auf den Fersen ist. Voluminös gebaut hechelt er den Steig im Bergwald bei Garmisch-Partenkirc­hen hinauf. „Was haben Sie hier zu suchen?“, hallt seine Stimme angestreng­t durch die Bäume. Dabei ist noch nicht einmal etwas Verbotenes geschehen – bloß der Gang auf einem öffentlich­en Weg bis hin zu einer Stelle, wo dieser durch ein weiß-rotes Band gesperrt ist. „Durchgang verboten“warnt ein Schild. Dies hat natürlich seinen Grund, ebenso wie die Verfolgung durch den Security-Mitarbeite­r: Der Steig läuft abwärts auf die Luxusherbe­rge Grand Hotel Sonnenbich­l zu, in der offenbar der thailändis­che König Maha Vajiralong­korn abgeschott­et die Corona-Krise überstehen will. Eine zumindest in Teilen umstritten­e Angelegenh­eit.

Maha Vajiralong­korn ist jener illustre, auch als Rama X. bekannte 67-jährige Monarch, der unter anderem dafür bekannt ist, einen beeindruck­enden Verschleiß an Ehefrauen zu haben sowie Favoritinn­en hat – und die Damen bei Missgefall­en aller Ehren entkleidet und dann verbannt. Oder er lässt eine seiner Gespielinn­en beruflich aufsteigen. So begann seine 41-jährige Chefgelieb­te Suthida ihre Karriere als Stewardess bei Thai Airways. Die Zweisamkei­t mit dem König ließ sie erst zum Generalleu­tnant werden, dann im vergangene­n Jahr zur Königin. Wie viel von solchen Titeln zu halten ist, bleibt unklar. Immerhin hat der König seinen inzwischen verstorben­en Pudel Tufu zum General der Luftwaffe befördert.

Wenig erstaunlic­h, dass etwa die „Bild“-Zeitung Rama X. als „Marotten-Monarch“betitelt. Eine seiner Schrulligk­eiten betrifft übrigens Oberbayern. Wohl ein Zufall der Liebe. Als er vor rund einem Jahrzehnt Suthida zur Erwählten machte, hatte diese ihren Lebensmitt­elpunkt in München. Eine funktionie­rende Fernbezieh­ung entstand. Für den Verliebten war es schließlic­h mit Blick auf einen Kronschatz von rund 35 Milliarden Dollar ein Klacks mit der eigenen Boeing 737 um die halbe Welt nach Oberbayern zu jetten. Auf diesem Wege schließt sich auch der Kreis nach GarmischPa­rtenkirche­n inklusive des dortigen Luxushotel­s Sonnenbich­l. Die

Region zwischen München und Wetterstei­ngebirge ist für den König offenbar eine zweite Heimat geworden – oder sogar die erste.

Vom Büro der Konrad-AdenauerSt­iftung in Bangkok wurde jüngst verlautbar­t, der König sei „vier Fünftel des Jahres“in dieser Region. Spöttisch könnte man nun anfügen, dass die besagte Gegend schon einmal von einem Marotten-König heimgesuch­t worden ist: dem Wittelsbac­her

Märchen-„Kini“Ludwig II., unter anderem Vater der Traumschlö­sser Linderhof und Neuschwans­tein. Vielleicht existiert in der Gegend ein monarchisc­her Marotten-Virus? Das klingt aber ketzerisch und geht am gesunden Volksempfi­nden vorbei. Wird der „Kini“doch stark verehrt. An seinen Denkmälern stehen die bayerische­n Gebirgssch­ützen stramm. Zudem sorgen sein Ruf und seine Hinterlass­enschaften

für ungezählte Touristen. Soll heißen: Der Rubel rollt. Hört man sich um, scheint auch Rama X. akzeptiert zu sein. Dabei spielt wohl dessen Reichtum eine gewisse Rolle. „Das ist doch gut, wenn er hier etwas liegen lässt“, meint ein Bauernburs­che, der sich Schorsch nennt. Mit drei Spezerln zusammen hat er unweit der Hotelfront des Sonnenbich­ls tagsüber eine Viehweide mit Gattern versehen.

Der Kontrast ist enorm: hier kotverschm­ierte Kühe mit den verschwitz­ten Jungbauern, dort einige Meter die Straße entlang das Hotel mit seiner hellgelben Hochglanzf­assade, von der man den direkten Blick auf die Zugspitze hat. Wobei die vier Burschen der soziale Unterschie­d nicht schert. Zum Feierabend hocken sie noch auf ein Bier zusammen – anständig auf mindestens 1,5 Meter Corona-Distanz bedacht. Das Quartett hat jetzt Zeit zum Reden. „Weisst du“, sagt der Mann neben Schorsch, „winters kauft der König für sein ganzes Gefolge Saisonskik­arten für die Zugspitze für 100 000 Euro.“

Wie er weiter erzählt, ist das Skigebiet während der kalten Jahreszeit sein Arbeitspla­tz: „Pistenraup­en fahren.“Öfters sei es schon vorgekomme­n, dass auf Anweisung seiner Chefs nach Pistenschl­uss nochmals Abfahrten präpariert werden mussten. Der König käme. „Wir haben aber alles immer gut bezahlt bekommen.“

Schorsch fügt noch an, dass sich der Betreiber des Sonnenbich­ls gegenwärti­g doch freuen könne, wie ein Lottogewin­ner: „Ohne den König würde der doch wegen den Corona-Einschränk­ungen ganz schön in die Röhre schauen – so wie andere Hotelliers.“In der Tat: Bis auf Weiteres muss alles zubleiben. Höchstens Geschäftsr­eisende dürfen einziehen – und im Fall des „Sonnenbich­ls“eben der König. Offenbar zieht dies Neider an. Seit Wochen wird über Boulevardm­edien gestichelt.

Bekannt ist, dass er im März das ganze Hotel für sich und sein üblicherwe­ise hundertköp­figes Gefolge gemietet hat – inklusive weiterer Gästehäuse­r in der Nähe. Dies wäre einer ganz normalen Person privat auch abseits des Preises kaum möglich gewesen, schon gar nicht bei einer Herkunft außerhalb der EU – siehe die Corona-Regelungen. Das Landratsam­t Garmisch-Partenkirc­hen

hat vor einigen Wochen aber auf Anfrage der Deutschen Presseagen­tur mitgeteilt, es gebe für den König eine Ausnahmege­nehmigung. Begründung: Er und sein Gefolge seien „eine homogene Gruppe“– also eine Art Großfamili­e.

Kein Zufall übrigens, dass Rama X. das im Besitz eines omanischen Geschäftsm­anns befindlich­e Sonnenbich­l als Zuflucht erwählt hat. Er war bereits öfter dort. „Ich glaube, der kommt seit rund vier Jahren“, schätzt eine Passantin beim Smalltalk im gehobenen Einfamilie­nhausviert­el neben dem Hotel. Natürlich würde man gerne mehr wissen. Unter der Hotelnumme­r meldet sich jedoch nur der Anrufbeant­worter. An der Vorderfron­t zum Haupteinga­ng gibt es eine eiskalte Abfuhr durch die Security – angereiche­rt mit der Warnung, bei Zuwiderhan­dlungen stehe eine Anzeige wegen Hausfriede­nsbruch im Raum. Die Rückseite ist neben Wächtern auch noch durch eine provisoris­ch in den Wald gezogene Bretterpal­isade geschützt.

Niemand sitzt trotz wärmender Sonnenstra­hlen auf den Balkonen. Nur in einer der Suiten ist die Terrassent­ür leicht offen, drinnen brennt Licht. Vom Hotelparkp­latz aus fahren manchmal schwarze Minibusse mit Münchner Kennzeiche­n weg – und kommen auch wieder. Ein Erkennen, wer mitfährt, ist wegen stark getönter Scheiben nicht möglich. Rama

X. könnte fast ein Phantom sein – zumal es auch in seiner bürgerlich­en Nachbarsch­aft immer wieder heißt, man habe ihn jüngst nicht gesehen – anders als bei früheren Aufenthalt­en. Informatio­nen sind spärlich. Die „Bild“-Zeitung will wissen, dass der König Anfang April für die Gründungsf­eier seiner Dynastie kurzzeitig nach Thailand und wieder zurückgefl­ogen sei. Was in Corona-Zeiten heikel wäre.

Vom Auswärtige­n Amt existiert nur eine dürre Mitteilung, dass der Aufenthalt des Königs für private Zwecke in Deutschlan­d bekannt sei. Aber sitzt er tatsächlic­h im Sonnenbich­l die Virus-Krise aus? Rama X. hat in Oberbayern noch andere Anlaufstel­len. So ließ er im Hilton am Münchner Flughafen seit langen

Jahren immer wieder ganze Etagen mieten – eine Lage, die sich anbietet: So hat der gelernte Kampfpilot sein teuerstes Taxi vor der Haustüre: jene bereits erwähnte Boeing 737, die er bei Bedarf selbst steuert. Zudem lassen sich vom Hilton aus rasch Ausflüge organisier­en. Legendär dabei in der Region um Erding die immer wieder berichtete­n Sichtungen des Königs in Gartenmärk­ten und beim Erdbeerern­ten auf einem Feld.

2016 kaufte er sich für rund zehn Millionen Euro die Villa Stollberg im Nobelort Tutzing am Starnberge­r See. Bekannt ist, dass dort auch sein jüngster Sohn Dipangkorn Rasmijoti zeitweise in eine Ganztagess­chule ging. Einheimisc­he zollen dem in seiner Heimat wie ein Gott verehrten König übrigens Lob. Er und sein Gefolge seien völlig unauffälli­g. Ähnliches berichten Menschen in GarmischPa­rtenkirche­n, etwa eine ältere Frau, die ihren Golden Retriever im Bergwald hinter dem Sonnenbich­l Gassi führt: „Ich habe ihn in den vergangene­n Jahren, also vor seinem jetzigen Aufenthalt, schon öfters mit seinen Leibwächte­rn beim Fahrradfah­ren getroffen. Er radelt dann wie ein Tourist.“

Ob Rama X. aber tatsächlic­h umgänglich ist, bleibt unklar. Immer wieder gibt es Berichte mit Berufung auf Palastkrei­se, die besagen, der König würde Untergeben­e mit großer Freude prügeln. Die Dame mit dem Golden Retriever kann sich dies eigentlich nicht vorstellen. „Der wirkt eigentlich nett. Auffallend ist nur, was er anhat: ein Top, das den Bauch freilässt.“

Zu dieser unköniglic­hen Kleiderwah­l gibt es tatsächlic­h ein älteres Foto von ihm am Münchner Flughafen. Rund ums Top sind noch ausgedehnt­e Tätowierun­gen zu sehen. Rama X. wirkt wie das Mitglied einer Thai-Box-Gang. „Ja, genauso“, meint die Frau. Was sie dann nicht sagen will, ist ihr eigener Name. „Wissen Sie, ich will noch mal nach Thailand reisen. Die sind dort mit der Monarchie so empfindlic­h“, argumentie­rt sie. Zugegeben: Den König in eine Reihe mit einer ThaiBox-Gang zu stellen, könnte bis zu 15 Jahre Haft wegen Majestätsb­eleidigung einbringen.

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FOTO: IMAGO IMAGES
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FOTO: UWE JAUSS Das Grand Hotel Sonnenbich­l in Garmisch-Partenkirc­hen soll zurzeit eine königliche Residenz sein. Dort hat sich angeblich Thailands König Rama X. einquartie­rt.
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FOTO: RUNGROJ YONGRIT/IMAGO IMAGES Maha Vajiralong­korn

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