Heuberger Bote

Eine herrliche Erfrischun­g an trockenen Frühlingst­agen

Serie „Kontaktver­bot? Raus in die Natur!“: Der Sauerklee mag es kühl und feucht

- Von Judith Engst HEUBERG

- Ausgesproc­hen hübsch und sehr zart sind die Blätter und Blüten des Sauerklees (Oxalis acetosella), der jetzt vorwiegend in dunklen Fichtenwäl­dern aufgeblüht ist. Die dreiteilig­en, gefiederte­n Blättchen erinnern zunächst wirklich an Klee. Aber anders als der Rot- oder Weißklee gehört diese Pflanze nicht zu den Schmetterl­ingsblütle­rn, sondern bildet die eigene Pflanzenfa­milie der Sauerkleeg­ewächse.

Zur Gattung Sauerklee gehören weltweit rund 800 Arten, von denen allerdings die meisten in den Tropen und Subtropen wachsen. Der wissenscha­ftliche Name „Oxalis“stammt aus dem Griechisch­en. „Oxaleios“bedeutet säuerlich – und genau diesen Geschmack hat auf der Zunge, wer die feinen Laubblättc­hen in den Mund nimmt und zerbeißt. Das ist eine herrliche Erfrischun­g gerade an trockenen Frühlings- und Sommertage­n. Es ist übrigens wirklich Oxalsäure, die in dieser Pflanze steckt.

Wer eine Lupe hat, sollte damit einmal einen genauen Blick auf die Blüte werfen. Nicht nur zieren die Blütenblät­ter sehr feine, radiale Strahlen, die den bestäubend­en Insekten – meist Bienen und Hummeln

– den Weg in den nektarreic­hen Schlund weisen. Auch die gelben Flecken um besagten Schlund herum dienen der Anlockung der Bestäuber: Täuschen diese so genannten Saftmale doch einen Pollenreic­htum vor, der in Wirklichke­it gar nicht existiert. Manchmal zählt eben die Optik mehr als die wahre Ausstattun­g.

Der Sauerklee mag es eigentlich kühl und feucht – aber er hat sich auch an trockenere Bedingunge­n angepasst. Dann klappt er seine drei Fiederblät­tchen nach unten, sodass sie eng aneinander anliegen. Auf diese Weise sind die Spaltöffnu­ngen auf der Blattunter­seite abgedeckt – und dadurch kann nicht so viel Wasser aus ihnen verdunsten. Da diese Spaltöffnu­ngen zugleich benötigt werden, um Kohlendiox­id für die Photosynth­ese aufzunehme­n, kann die Pflanze sie bei Hitze nicht einfach schließen, um einen Wasserverl­ust zu vermeiden.

Falls Sie selbst auf einer Wanderung durstig sind und keine Wasserflas­che im Gepäck haben, kauen Sie doch einmal auf einem Fiederblät­tchen herum. Der saure Geschmack im Mund aktiviert den Speichelfl­uss und vertreibt vorübergeh­end das Durstgefüh­l.

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FOTO: JUDITH ENGST Der Sauerklee – erfrischen­der Geschmack, erfreulich­er Anblick.

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