Lebenswerk mit vielen Kapiteln
Ärztlicher Direktor und Chef der Radiologie Ulrich Fink in den Ruhestand verabschiedet
(sbo) - 20 Jahre war er Ärztlicher Direktor am Schwarzwald-Baar-Klinikum – jetzt sagt er „Auf Wiedersehen“, oder im Falle eines Klinikums vielleicht sogar eher „Auf-Nimmerwiedersehen“: Ulrich Fink.
Eigentlich war alles ganz anders geplant, eine große Abschiedsfeier mit großem Bahnhof und vielen geladenen Gästen hätte es im März geben sollen. Doch dann kam das Coronavirus. Heimlich, still und leise wollte man den verdienten Mediziner – er war seit Oktober 2004 Ärztlicher Direktor, seit 2005 Direktor des Instituts für Radiologie und Nuklearmedizin am SchwarzwaldBaar-Klinikum – dann aber doch nicht verabschieden. „Das würde Ihrer beruflichen Lebensleistung nicht gerecht“, fand auch der Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser und lud zum Pressegespräch, in dessen Rahmen nicht die Übergabe an seinen Nachfolger in der Radiologie, Stefan Wirth, sondern die Ausnahme-Leistung eines Mediziners im Rampenlicht stand. So habe Fink etwa aus den drei Radiologie-Abteilungen Villingen, Schwenningen und Donaueschingen eine Einheit gemacht und dem Klinikum mit seiner Freude an der Digitalisierung bundesweit zu einer Ausnahmestellung verholfen: Kaum ein anderes Haus begann so früh damit, die Radiologie komplett zu digitalisieren.
Ulrich Fink erinnert sich noch gut daran, wie ihn damals, vor dem „1.1.2000“, viele für verrückt gehalten haben. Weltweit wurde ein Computercrash befürchtet und dieser Mediziner in VS hat tatsächlich genau für dieses Datum, von Heute auf Morgen, die Umstellung im Sinn. „Es hat alles wunderbar geklappt“, schildert Ulrich Fink und kann sich ein zufriedenes Grinsen auch heute noch nicht verkneifen. „Ich wollte immer etwas Neues und hatte viele Ideen“Dass er hin und wieder ein
Querkopf war, seine Geschäftsführer ganz schön gefordert hat, weil er „immer etwas Neues wollte“und viele
Ideen hatte, das weiß er wohl. Vielleicht aber war genau das die Eigenschaft, die ihn zum geschätzten Begleiter
und Berater in der Bauphase des neuen Schwarzwald-Baar-Klinikums werden ließ. Er habe, lässt Geiser wissen, nicht nur Ideen eingebracht, die in Beton gegossen wurden, sondern auch viel Organisatorisches. Und unter seiner Federführung entstand am neu gebauten Zentralklinikum eine der best-ausgestatteten radiologischen Abteilungen überhaupt. Ganz besonders wichtig sei ihm gewesen, die Radiologie als Gesamtfach mit all ihren Spezialisierungen zu erhalten – das Klinikum sei eines der ganz wenigen Häuser, die das unter einem Dach anbieten können.
So viel Technik aber traf Ulrich Fink in seinen frühen Jahren gar nicht an. Als er am 1. Februar 1996 in VS-Schwenningen begonnen hat, „gab es keinen einzigen Computer, die Befunde wurden noch mit Schreibmaschine geschrieben, die Patientendaten standen auf Karteikarten“. Wirklich einschneidend war aber nicht nur die Digitalisierung, sondern auch, dass man die angestrebte Privatisierung im September 2001 in einer Aufsichtsratssitzung „erfolgreich abgewehrt“habe. Ihm habe da schon lange ein Klinikum für den Landkreis unter kommunaler Trägerschaft vorgeschwebt, lässt Fink wissen.
Als es gebaut wurde, war das „eine anstrengende, aber tolle Zeit“, die in einem dynamischen Klinikumzug an einem Wochenende 2013 gipfelte. „Wenn’s drauf ankommt, sind alle da und ein Team“, das habe ihn, sagt der Mediziner im Ruhestand nicht ohne Stolz, begeistert – auch wenn er in seinen Anfangsjahren in der Doppelstadt überrascht habe lernen müssen, dass es da „Animositäten“der Villinger und der Schwenninger gegeneinander gegeben habe. Dass er der Doppelstadt einst gegen Hamburg und Greifswald den Vorzug gegeben hat, hat Ulrich Fink nie bereut – er habe gleich das Gefühl gehabt, „hier kann ich was entwickeln“– und das konnte er.