„Werden dem Schönbach Dreck ersparen“
Eigenbetrieb Wasser und Abwasser plant Regenüberlaufbecken in Schura
- Der Schönbach soll sauberer werden: Der Eigenbetrieb Wasser und Abwasser der Trossinger Stadtwerke will in Schura ein Regenüberlaufbecken bauen. Der Ortschaftsrat hat sich in seiner Sitzung am Montagabend für ein offenes Becken entschieden, das am Schönbach gebaut werden soll.
Funktion und Notwendigkeit eines solchen Beckens erläuterte Fabian Becker, Bereichsleiter Abwasser, der zur Sitzung ins evangelische Gemeindehaus gekommen war. Am Schönbach gibt es bereits seit den 70er-Jahren einen Regenüberlauf, der bei starken Regenfällen den Zulauf zur Kläranlage drosselt. Diese kann 150 Liter Wasser pro Sekunde aufnehmen. Damit sie nicht überläuft, wird im Regenüberlauf die überschüssige Menge Mischwasser Regenund Abwasser - über einen separaten Kanal direkt in die naheliegenden Gewässer abgeleitet. Das bedeutet: Im Bach landen auch Fäkalien und Feststoffe wie Toilettenpapier.
Nun will der Eigenbetrieb zwischen Regenüberlauf und Gewässer ein Regenüberlaufbecken zwischenschalten. Das Becken mit 300 Kubiklitern Fassungsvermögen soll so nahe wie möglich am Gewässer gebaut werden, direkt vor der Irlebahnbrücke, wo sich auch der Regenüberlauf befindet.
Darin wird das überschüssige Mischwasser gesammelt und kann nach dem Starkregen von dort aus in die Kläranlage geleitet werden. „Damit verschmutzt es nicht den Bach“, so Becker. „Eine Untersuchung 2013 ergab nämlich, dass der Schönbach unterhalb des Regenüberlaufs erheblich belastet ist.“Das Wasserwirtschaftsamt habe dem Eigenbetrieb die Auflage gegeben, ein Regenüberlaufbecken zu bauen, um die Belastung des Bachs zu reduzieren. „Wir werden dem Schönbach damit einiges an Dreck ersparen“, stellte Fabian Becker fest. Abwasser landet dann nur im Bach, wenn auch das Becken überläuft. Das könne allerdings, musste Fabian Becker auf Nachfrage einräumen, bei entsprechend heftigem Starkregen schon innerhalb von Minuten der Fall sein. Nachdem der Beckeninhalt wieder Richtung Kläranlage gepumpt wurde, werde das Becken automatisch gespült, damit keine Gerüche zurückbleiben, so Becker.
Richard Fisel betonte, wie wichtig es sei, dass keine Reste zurückbleiben. Willi Link wollte wissen, ob im Becken ein Filter eingebaut werde, um Grobschmutz zurückzuhalten, was Becker bestätigte.
Wilhelm Schöndienst warf die Frage auf, ob das Becken nicht geschlossen gebaut werden sollte, da es sich direkt am Feldweg befinden würde. Becker führte aus, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Geruchsbelastung
bei einem offenen Becken zunehme, sehr gering sei. In Trossingen gebe es mehrere offene Becken und keinerlei Beschwerden wegen unangenehmen Gerüchen, sagte er. Dazu komme der Kostenfaktor: Ein offenes Becken würde rund 523 600 Euro, ein geschlossenes rund 608 090 Euro und damit 85 000 Euro mehr kosten. Der Eigenbetrieb geht von einer Förderung von 80 Prozent aus Landesmitteln aus, wenn die Maßnahme noch in diesem Jahr angestoßen wird. „Der Fördertopf ist für die Maßnahme vorbereitet“, versicherte Becker. Schoch merkte an, dass die Abstimmung deswegen schon im April hätte erfolgen sollen, was aber wegen Corona nicht passieren konnte.
„Außerdem sind die Betriebskosten bei einem offenen Becken günstiger“, sagte Becker. Die Mitarbeiter könnten es dann alleine begehen, die Wartung sei deutlich einfacher und auch Zusatzgeräte wie Beleuchtung oder ein Gaswarngerät seien unnötig.
Willi Link hielt eine geschlossene Bauweise für unnötig, da das Bauwerk ohnehin über Bodenniveau hinausrage und deshalb nicht überfahrbar sei. „Wenn man die Folgekosten betrachtet, kann ich nicht für ein geschlossenes Becken stimmen“, befand er. Den Bau befürworteten letztlich alle Ortschaftsräte, wobei sich die Mehrheit von fünf Räten für eine offene Bauweise aussprach.
Klaus Benzing wies darauf hin, dass ein offenes Becken optisch ansprechend gestaltet werden müsse, was Schoch ebenso sah. „Über die Optik sollen wir uns auf jeden Fall Gedanken machen, denn das Becken wird sich an einer exponierten Stelle befinden“, stellte der Ortsvorsteher fest. „Den Feldweg nutzen Radfahrer, Spaziergänger und Familien.“
Der Eigenbetrieb rechnet mit einem Baustart im Herbst dieses Jahres oder im Frühjahr 2021.