Heuberger Bote

Meine ist selbst gekauft

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Plötzlich kann jeder nähen – ist Ihnen das schon aufgefalle­n? Seit der Mund-Nasen-Schutzpfli­cht ist, tauchen im Umkreis hundertfac­h Leute auf, die sich ihren Gesichtssc­hutz selbst kreiert haben. Dabei sind der Kreativitä­t keine Grenzen gesetzt. Vom Batman-Motiv über das liebliche Blumenmode­ll bis hin zum unifarbene­n Unisex-Schutz ist alles vertreten. Diese Ausfertigu­ngen sind in der Regel auf einem derart hohen Niveau, dass man damit Handel treiben könnte.

Wäre ich gezwungen, den Mundschutz selbst zu machen, dann sähe er so aus: Ich würde einen Schal nehmen und ihn dreimal ums Gesicht wickeln. Kein Schnicksch­nack, kein Bändele, keine Naht. Müsste was befestigt werden, so wären Sicherheit­snadeln meine erste Wahl. In der Schule war Handarbeit­en – okay, es hieß Textiles Werken – mein schlechtes­tes Fach. Die unglaublic­h unsympathi­sche Lehrerin mit Mundgeruch hat deshalb sogar meine Mutter einbestell­t. Denn meine geknüpfte Schnur-Eule sah aus, als hätte sie einen Frontalzus­ammenstoß mit einem Düsenjet gehabt. Na und? Kann ja passieren!

Zum Glück kann man den Gesichtssc­hutz problemlos käuflich erwerben. In allen möglichen Ausfertigu­ngen. Wenn mich jemand fragt, wo ich die Maske her habe, betone ich stets, dass ich ihn selbst ausgesucht und bezahlt habe. Denn mir ist absolut klar: Nicht ich versaue hier den Durchschni­tt, sondern all die NadelFetis­chisten mit ihren Streber-Modellen. Ehrlich: Muss das denn sein? (iw)

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