Von knapp 1000 Tests sind nur neun positiv
Erleichterung nach Corona-Abstrichen in den Alten- und Pflegeheimen – Landrat mahnt dennoch zur Vorsicht
- Ein erstes Aufatmen in den Alten- und Pflegeheimen des Landkreises: Nachdem seit vergangener Woche nach und nach Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtungen auf den Covid 19-Erreger getestet werden, liegen nun die ersten Ergebnisse vor. Von bislang 930 ausgewerteten Abstrichen sind nur neun positiv. Im Kreistag warnte Landrat Stefan Bär am Donnerstag allerdings davor, angesichts der derzeit niedrigen Corona-Zahlen verfrüht in Sorglosigkeit überzugehen.
Im Tuttlinger Pflege- und Seniorenheim Elias-Schrenk-Haus knallten in dieser Woche bereits die Sektkorken: Als die Ergebnisse der Tests eintrafen, wurde vor Freude umgehend ein Fläschchen geöffnet – natürlich alkoholfrei, wie die stellvertretende Heimleiterin Karen Winterhalter schmunzelnd erzählt. Alle Tests des Heims waren negativ – sowohl die der Bewohner, als auch die der Mitarbeiter. „Das war eine sehr große Erleichterung“, sagt Winterhalter.
Seit vergangener Woche werden in Baden-Württemberg Bewohner und Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen getestet – auf Empfehlung der Landesregierung, die auch die Kosten der Tests übernimmt. Im Landkreis Tuttlingen entschieden sich laut Auskunft von Sozialdezernent Bernd Mager fast alle Einrichtungen dazu, unabhängig von Symptomen, komplett alle Bewohner und
Mitarbeiter testen zu lassen. Rund 3000 Tests kommen so zusammen.
Dass von den bereits 930 ausgewerteten Abstrichen bislang nur neun positiv sind – sechs Bewohner und drei Mitarbeiter – wertet Landrat Stefan Bär als gutes Zeichen. „Es zeigt, dass das Virus zwar in den Heimen
drin ist, aber es sich dort nicht groß zu verbreiten scheint“, sagte er am Donnerstag vor dem Kreistag. Getestet wurden bereits elf Altenund Pflegeheime des Landkreises, die übrigen drei sollen zügig folgen.
Die Flächentestung ergab bislang: Nur in vier Einrichtungen gab es positive Fälle. Ein Bewohner der Geisinger Einrichtung Haus Wartenberg ist infiziert – dort habe man den entsprechenden Wohnbereich bereits unter Quarantäne gestellt, sagt Sozialdezernent Mager. Einen weiteren positiven Befund gibt es bei einem Bewohner der Pflegeeinrichtung St. Josef in Spaichingen. Im Mühlheimer Altenzentrum St. Antonius stellte sich heraus, dass zwei Mitarbeiter mit dem Covid 19-Erreger infiziert sind. „Sie wurden umgehend in Quarantäne geschickt und die Kontaktpersonen ermittelt“, sagt Harald Blocher, Sprecher von St. Franziskus.
Erleichtert ist man bei der Stiftung, die im Landkreis sechs Einrichtungen unterhält (darunter auch die Spaichinger Pflegeeinrichtung St. Josef), jedenfalls darüber, dass es kaum neue Corona-Fälle gibt. Nachdem sich vor einigen Wochen insgesamt zehn Bewohner des Tuttlinger Bürgerheims infiziert hatten, mussten rasch Maßnahmen ergriffen und die Bewohner isoliert werden. Seitdem gab es dort keine weiteren Fälle.
Vier weitere positive Tests ergaben sich im Zuge der Flächentestung im Bethel in Trossingen: vier bei Bewohnern und einer bei einem Mitarbeiter. Weitere 22 Bethel-Fälle, die in einem ersten Test bereits vor rund drei Wochen positiv getestet worden waren, seien aktuell jedoch noch offen, so Landrat Bär. Zuletzt hatte es Verwirrung gegeben, nachdem in einer ersten Test-Reihe viele Bewohner positiv getestet worden waren, dies jedoch in weiteren Tests überwiegend widerlegt worden war.
Trotz der mittlerweile niedrigen Infektionszahlen mahnt Landrat Stefan Bär die Bürger weiterhin zur Vorsicht. „Ich richte meinen Dank an die Bürger, die das gut und verantwortungsvoll gemacht hat“, blickt er auf die vergangenen Wochen der Einschränkungen zurück. Durch die hohe Akzeptanz der Maßnahmen sei man bisher glimpflich durch die Krise gekommen, sagte er. „Wir sind froh, dass es nicht so geworden ist, wie wir befürchtet haben – das ist der Verdienst von uns allen“, so Bär. Doch: Wichtig sei es nun, den Spagat zwischen einer verantwortungsvollen Öffnung und einer praktizierten Achtsamkeit und Vorsorge hinzubekommen. „Viele im Kreis machen sich Sorgen“, sprach er vor allem die Situation vieler Selbstständiger an.
In den Pflegeheimen bereitet man sich derweil auf die Besuche vor, die ab kommenden Montag wieder möglich sind. Nur mit Anmeldung, nicht in die Zimmer, sondern an die eigens eingerichteten Besucher-Tische: So wird es in vielen Heimen ablaufen. In der Altenhilfe würden die Lockerungen ambivalent gesehen werden, sagt Blocher von der Stiftung St. Franziskus. Einerseits freue man sich über die wiedergewonnenen Freiheiten und Chancen der Begegnung für die Bewohner. „Andererseits birgt die Öffnung erhöhte Risiken, dass das Corona-Virus doch in eine Einrichtung gelangen wird.“