Desma streicht in Fridingen 48 Stellen
Krise der Automobilindustrie hat Folgen für den Spritzgießmaschinen-Hersteller
- Die Unternehmensgruppe Desma baut noch in diesem Jahr am Standort Fridingen 48 von 281 Stellen ab. Die anhaltende Krise der Automobilindustrie trifft den Hersteller von Spritzgießmaschinen hart. Mit dem Personalabbau und Investitionen in neue Produkte erhofft sich das Unternehmen, die Krise zu überstehen und die Zukunft Desmas zu sichern.
„Der Spritzgießmaschinen-Hersteller Desma spürt bereits seit Anfang 2019 mit zunehmender Intensität und Geschwindigkeit die konjunkturelle Talfahrt insbesondere der Automobilindustrie. Aus diesem Grund und nochmals heftig verstärkt durch die Auswirkungen der Corona-Krise, baut die Desma am Standort in Fridingen im weiteren Verlauf des Jahres 48 der 281 Stellen ab“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens.
32 Mitarbeitern wird durch die vom Unternehmen finanzierte Bildung einer der Weiterqualifizierung und der Außenvermittlung dienenden Transfergesellschaft eine „in diesen schwierigen Zeiten sozialverträgliche Trennung von der Desma ermöglicht“, so die Geschäftsführung. „Dies sind in erster Linie Facharbeiter. Wir haben die Hoffnung, dass sie eine gute Chance haben, etwas Neues zu finden“, sagt Betriebsratsvorsitzender Marc Hamma. Acht der Mitarbeiter seien im „rentennahen Alter“, sagt Hamma, der davon ausgeht, dass diese Betroffenen mit dem gemeinsam mit der Geschäftsführung ausgehandelten Sozialplan, „ohne erhebliche Verluste“in die Rente gelangen können. Weitere 16 Stellen werden durch die natürliche Fluktuation reduziert. Trotz der Krise hält Desma an der für die Zukunft notwendigen Ausbildung der Nachwuchskräfte fest. Das Unternehmen stellt am 1. September fünf neue Auszubildende ein; insgesamt sind dies dann 19.
Zwar sei der Personalabbau erst am Montag offiziell verkündet worden, doch die Streichung der 48 Arbeitsstellen sei bereits im Februar beschlossen worden, so Hamma. Die Corona-Krise sei dann dazwischen gekommen und habe diesen Schritt verzögert. Seit September 2019 ist Desma bereits in Kurzarbeit. Seit März habe das Unternehmen verstärkt auf dieses „bittere Mittel der Wahl“zurückgreifen müssen, erklärt Hamma. Bis 31. Dezember wird das Unternehmen weiterhin in Kurzarbeit bleiben, sagt der Betriebsratsvorsitzende. „Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass diese Maßnahmen ausreichen. Aber versprechen kann man nichts. Und das hat auch die Geschäftsführung nicht getan“, betont Hamma. Die Zukunft werde zeigen, „wie gut der Mutterkonzern durchhält“, so Hamma. Desma gehört zum Salzgitter-Konzern, der aus 100 Unternehmen besteht und weltweit rund 25 000 Mitarbeiter hat.
Der Stellenabbau sei ein Teil der Neuorganisation des Unternehmens und ergänzt die laufende Kurzarbeit, den freiwilligen Gehaltsverzicht aller Führungskräfte und die eingeleiteten Prozesskostenoptimierungen, erklärt Desmas Geschäftsführer Martin Schürmann. „Auch setzen wir die für das Unternehmen bedeutende Investition in das die fünf internationalen Desma-Standorte umfassende SAP-Projekt zur Vereinheitlichung der Geschäftsprozesse fort“, sagte Schürmann anlässlich der am 11. Mai per Internetkonferenz mit Schwerpunktthema Personalanpassung stattgefundenen Betriebsversammlung. Geschäftsführer Harald Zebedin ergänzte, dass der Schwerpunkt der Entwicklung auf neuen Produkten liegt, die derzeit für die Zukunftssicherung des Unternehmens konstruiert werden.
Ohne die kriselnde Automobilbranche werde es für Desma aber auch in der Zukunft nicht gehen. „Die Stoßrichtung für die Entwicklung neuer Produkte wird nach wie vor auch die Automobilindustrie bleiben“, betonte Schürmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Antriebsstränge, Hybridmotoren und Elektrotechnik für die E-Mobilität lägen dabei besonders im Fokus. Immerhin komme der Umsatz des Unternehmens neben der Medizintechnik und der Elektrotechnik-Branche zu 49 Prozent aus Produkten für die Automotive-Industrie.
Durch die Corona-Krise komme das Unternehmen vergleichsweise gut, sagt Schürmann. Denn anhand des chinesischen Standorts von Desma habe man vor vier Monaten schon sehen können, was Corona für Auswirkungen auf die Wirtschaft habe. „Wir hatten zeitversetzt eine Idee davon, wie wir die kommende Krise zur weiteren Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Desma nutzen können“, so Schürmann, der erklärt, dass die Corona-Krise den Umbau des Unternehmens forciert habe.
Die an fünf internationalen Standorten tätige Desma-Unternehmensgruppe wird der Unternehmensplanung entsprechend zum Jahresende weltweit 517 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon dann 233 in Fridingen, beschäftigen. Eine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr kann das Unternehmen, der derzeitigen Situation geschuldet, nicht abgeben.
Die Desma ist Marktführer bei der Herstellung von Spritzgießmaschinen, die zur Produktion für technische Silikon- und Gummiartikel, die im Automobilbau, der Elektro- und Medizintechnik eingesetzt werden, dienen.