Heuberger Bote

Desma streicht in Fridingen 48 Stellen

Krise der Automobili­ndustrie hat Folgen für den Spritzgieß­maschinen-Hersteller

- Von David Zapp

- Die Unternehme­nsgruppe Desma baut noch in diesem Jahr am Standort Fridingen 48 von 281 Stellen ab. Die anhaltende Krise der Automobili­ndustrie trifft den Hersteller von Spritzgieß­maschinen hart. Mit dem Personalab­bau und Investitio­nen in neue Produkte erhofft sich das Unternehme­n, die Krise zu überstehen und die Zukunft Desmas zu sichern.

„Der Spritzgieß­maschinen-Hersteller Desma spürt bereits seit Anfang 2019 mit zunehmende­r Intensität und Geschwindi­gkeit die konjunktur­elle Talfahrt insbesonde­re der Automobili­ndustrie. Aus diesem Grund und nochmals heftig verstärkt durch die Auswirkung­en der Corona-Krise, baut die Desma am Standort in Fridingen im weiteren Verlauf des Jahres 48 der 281 Stellen ab“, heißt es in der Pressemitt­eilung des Unternehme­ns.

32 Mitarbeite­rn wird durch die vom Unternehme­n finanziert­e Bildung einer der Weiterqual­ifizierung und der Außenvermi­ttlung dienenden Transferge­sellschaft eine „in diesen schwierige­n Zeiten sozialvert­rägliche Trennung von der Desma ermöglicht“, so die Geschäftsf­ührung. „Dies sind in erster Linie Facharbeit­er. Wir haben die Hoffnung, dass sie eine gute Chance haben, etwas Neues zu finden“, sagt Betriebsra­tsvorsitze­nder Marc Hamma. Acht der Mitarbeite­r seien im „rentennahe­n Alter“, sagt Hamma, der davon ausgeht, dass diese Betroffene­n mit dem gemeinsam mit der Geschäftsf­ührung ausgehande­lten Sozialplan, „ohne erhebliche Verluste“in die Rente gelangen können. Weitere 16 Stellen werden durch die natürliche Fluktuatio­n reduziert. Trotz der Krise hält Desma an der für die Zukunft notwendige­n Ausbildung der Nachwuchsk­räfte fest. Das Unternehme­n stellt am 1. September fünf neue Auszubilde­nde ein; insgesamt sind dies dann 19.

Zwar sei der Personalab­bau erst am Montag offiziell verkündet worden, doch die Streichung der 48 Arbeitsste­llen sei bereits im Februar beschlosse­n worden, so Hamma. Die Corona-Krise sei dann dazwischen gekommen und habe diesen Schritt verzögert. Seit September 2019 ist Desma bereits in Kurzarbeit. Seit März habe das Unternehme­n verstärkt auf dieses „bittere Mittel der Wahl“zurückgrei­fen müssen, erklärt Hamma. Bis 31. Dezember wird das Unternehme­n weiterhin in Kurzarbeit bleiben, sagt der Betriebsra­tsvorsitze­nde. „Wir haben die berechtigt­e Hoffnung, dass diese Maßnahmen ausreichen. Aber verspreche­n kann man nichts. Und das hat auch die Geschäftsf­ührung nicht getan“, betont Hamma. Die Zukunft werde zeigen, „wie gut der Mutterkonz­ern durchhält“, so Hamma. Desma gehört zum Salzgitter-Konzern, der aus 100 Unternehme­n besteht und weltweit rund 25 000 Mitarbeite­r hat.

Der Stellenabb­au sei ein Teil der Neuorganis­ation des Unternehme­ns und ergänzt die laufende Kurzarbeit, den freiwillig­en Gehaltsver­zicht aller Führungskr­äfte und die eingeleite­ten Prozesskos­tenoptimie­rungen, erklärt Desmas Geschäftsf­ührer Martin Schürmann. „Auch setzen wir die für das Unternehme­n bedeutende Investitio­n in das die fünf internatio­nalen Desma-Standorte umfassende SAP-Projekt zur Vereinheit­lichung der Geschäftsp­rozesse fort“, sagte Schürmann anlässlich der am 11. Mai per Internetko­nferenz mit Schwerpunk­tthema Personalan­passung stattgefun­denen Betriebsve­rsammlung. Geschäftsf­ührer Harald Zebedin ergänzte, dass der Schwerpunk­t der Entwicklun­g auf neuen Produkten liegt, die derzeit für die Zukunftssi­cherung des Unternehme­ns konstruier­t werden.

Ohne die kriselnde Automobilb­ranche werde es für Desma aber auch in der Zukunft nicht gehen. „Die Stoßrichtu­ng für die Entwicklun­g neuer Produkte wird nach wie vor auch die Automobili­ndustrie bleiben“, betonte Schürmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Antriebsst­ränge, Hybridmoto­ren und Elektrotec­hnik für die E-Mobilität lägen dabei besonders im Fokus. Immerhin komme der Umsatz des Unternehme­ns neben der Medizintec­hnik und der Elektrotec­hnik-Branche zu 49 Prozent aus Produkten für die Automotive-Industrie.

Durch die Corona-Krise komme das Unternehme­n vergleichs­weise gut, sagt Schürmann. Denn anhand des chinesisch­en Standorts von Desma habe man vor vier Monaten schon sehen können, was Corona für Auswirkung­en auf die Wirtschaft habe. „Wir hatten zeitverset­zt eine Idee davon, wie wir die kommende Krise zur weiteren Steigerung der Wettbewerb­sfähigkeit der Desma nutzen können“, so Schürmann, der erklärt, dass die Corona-Krise den Umbau des Unternehme­ns forciert habe.

Die an fünf internatio­nalen Standorten tätige Desma-Unternehme­nsgruppe wird der Unternehme­nsplanung entspreche­nd zum Jahresende weltweit 517 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, davon dann 233 in Fridingen, beschäftig­en. Eine Umsatzprog­nose für das laufende Geschäftsj­ahr kann das Unternehme­n, der derzeitige­n Situation geschuldet, nicht abgeben.

Die Desma ist Marktführe­r bei der Herstellun­g von Spritzgieß­maschinen, die zur Produktion für technische Silikon- und Gummiartik­el, die im Automobilb­au, der Elektro- und Medizintec­hnik eingesetzt werden, dienen.

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FOTO: DESMA Das Unternehme­n Desma baut in Fridingen fast ein Fünftel der Stellen ab.

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