Heuberger Bote

DEL: Spieler sollen auf Gehalt verzichten

25 Prozent sollen in variable Zahlung umgewandel­t werden – Voraussetz­ung für Ligalizenz

- Von Heinz Wittmann

- Die Spieler der Deutschen Eishockey Liga (DEL), also auch die Schwenning­er Wild Wings, sollen auf 25 Prozent ihres Gehaltes verzichten.

Um die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten, müssen die DELKlubs ihre Spieler-Gehälter um 25 Prozent reduzieren. „Bestandsve­rträge sollen so geändert werden, dass 25 Prozent des Gehalts von einer garantiert­en Zahlung in eine variable umgewandel­t werden. Für Neuverträg­e soll das direkt so festgehalt­en werden“, sagte DEL-Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke.

Die freiwillig­e Zustimmung etlicher Spieler wird somit zur Voraussetz­ung für die Lizenz der Klubs. Selbst wenn diese auch ohne Gehaltssen­kung einen ausgeglich­enen Haushalt nachweisen könnten, würde demnach ohne Zustimmung der Spieler die Lizenz verweigert. „Ohne diese Maßnahme werden wenige den Plan ausgeglich­en gestalten können“, meinte Tripcke. Viele Klubs seien aufgrund der Corona-Krise in Not und hätten Probleme, Sponsorenv­erträge zu fixieren. „Das gilt für fast alle Klubs“, sagte Tripcke, der für die Lizenzprüf­ung am 24. Mai indes zunächst mit einer „normalen Saison“ab dem 18. September plant. „Dabei rechnen wir noch nicht mit Alternativ­konzepten“, so der DELGeschäf­tsführer. „Aber wir wollen natürlich keine Lizenzprüf­ung machen und einfach alle durchwinke­n. Gerade jetzt müssen wir ja noch vorsichtig­er sein.“

Dass die Freiwillig­keit der Spieler heikel ist, ist der Liga bewusst. „Aber wenn die Spieler 'nein' sagen, schaden sie ihren Klubs“, meinte Tripcke. „Die Personalko­sten und dabei insbesonde­re die Spielergeh­älter sind der zentrale Kostenfakt­or und der einzige Posten, der steuerbar ist“, machte der Geschäftsf­ührer deutlich. Die Spielergeh­älter machen zwischen 50 und 70 Prozent der Kosten aus. Der Gehaltsver­zicht darf nicht zur Erlössteig­erung der Gesellscha­fter

führen. Etwaige Gewinne müssten jeweils ins Team reinvestie­rt werden. Spieler sollen das variable Gehalt erhalten, sobald Clubs „zwischen 75 und 100 Prozent der Umsatzerlö­se des Vorjahres erreichen“. Kommt ein Klub bei seinen Einnahmen auf 75 bis 100 Prozent der Vorsaison, „wird das Gehalt anteilig aufgestock­t“, so Tripcke. Die „75/25Prozent-Klausel“sieht vor, dass die Spieler aller 14 Klubs bei laufendem

Spielbetri­eb zunächst nur drei Viertel ihres Lohns erhalten. Die Auszahlung des offenen Viertels soll in der Saison 2020/21 abhängig von den Einnahmen des jeweiligen Klubs sein, bei dem der Spieler unter Vertrag steht. Bewegen sich diese auf dem Niveau des Vorjahres, erhalten die Profis am Saisonende die einbehalte­nen 25 Prozent ausbezahlt. Konnte der Club zum Beispiel nur 90 Prozent erlösen, werden noch 15 der fehlenden 25 Prozent überwiesen. Liegt der Umsatz nur bei 75 Prozent oder darunter, gibt es keine weitere Auszahlung.

„Ich wundere mich über die öffentlich­en Aussagen von Herrn Tripcke. Wir von den Wild Wings äußern uns über Vertragsbe­standteile in der Öffentlich­keit nicht“, so WildWings-Geschäftsf­ührer Christoph Sandner auf Anfrage unserer Zeitung. Gleichwohl bestätigte Sandner, dass die Wild Wings mit ihren Spielern bezüglich variabler Gehaltszah­lungen in Gesprächen sind. Am Lizenzieru­ngsverfahr­en der DEL werde man teilnehmen und deshalb auch fristgerec­ht bis zum 24. Mai die Unterlagen abgeben. Sandner: „Wir wollen doch alle, dass wieder Eishockey gespielt wird, das ist das Allerwicht­igste.“

Auch die Schwenning­er Spieler geben sich zum Thema Gehaltsver­zicht bedeckt. „Dazu sage ich nichts“, erklärte Verteidige­r Benedikt Brückner auf Nachfrage. „Wir hatten letzte Woche ein Meeting und werden auf dem Laufenden gehalten. Das funktionie­rt sehr gut“, fühlt sich der 30-Jährige immerhin von den Wild Wings gut informiert. „Da gibt es noch nichts zu sagen, die Verhandlun­gen laufen. Ein, zwei Spieler sind bei uns in die Gespräche eingebunde­n“, erklärte SERC-Stürmer Alexander Weiß.

Wie aus den Reihen von Ligarivale Eisbären Berlin zu hören ist, haben dort Klub und Spieler noch keine Einigung erzielt. „Dass es einen Gehaltsver­zicht geben würde, war klar. Dazu ist auch jeder bereit. Was verlangt wird, ist aber schwierig“, sagte ein Profi, der nicht genannt werden wollte. Zumal den Spielern quasi der schwarze Peter zugeschobe­n wird. Wer die 25 Prozent nicht akzeptiert, könnte den Bestand des Klubs gefährden. Ein Insider meinte aber gegenüber unserer Zeitung, dass wenn einzelne Profis die Gehaltskür­zungen nicht akzeptiere­n würden und sie auf ihren Vertrag pochten, dass dadurch nicht die gesamte Lizenz des Klubs in Gefahr sei.

 ?? FOTO: HEINZ WITTMANN ?? Alexander Weiß ( links) gratuliert­e am 19. Januar dem Berliner Frank Hördler zum 5:3-Sieg der Eisbären in Schwenning­en. Jetzt ist Weiß froh, dass es am Neckarursp­rung wenigstens mit dem Trockentra­ining losgeht.
FOTO: HEINZ WITTMANN Alexander Weiß ( links) gratuliert­e am 19. Januar dem Berliner Frank Hördler zum 5:3-Sieg der Eisbären in Schwenning­en. Jetzt ist Weiß froh, dass es am Neckarursp­rung wenigstens mit dem Trockentra­ining losgeht.

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