Das Golem darf seit Vatertag wieder öffnen
Nach den Unstimmigkeiten wegen der Auslegung der Corona-Verordnung ist Betrieb ab Donnerstag gesichert
- Der Ärger und das Unverständnis ist groß gewesen: Nach nur einem Tag musste die Cocktailbar am Golem schon wieder schließen. Tuttlinger Bürger können nun aber aufatmen. Ab dem Christi Himmelfahrts-Feiertag am Donnerstag steht der Entspannung am Donau-Ufer nichts mehr im Weg.
„Ich darf an Vatertag aufmachen“, sagt Betreiber Artur Enis. Die vorübergehende Stilllegung seines Geschäftsbetriebs resultierte scheinbar aus einer Mischung von Missverständnis und unklarer Rechtslage. „Das war eine Paragraphengeschichte“, erklärt der Tuttlinger Geschäftsmann. Als die neue Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg am Montag, 18. Mai, in Kraft trat, hatte Enis an ein Ende der unfreiwilligen Auszeit geglaubt. „Ich habe das so verstanden, dass ich aufmachen darf, wenn ich Vorschriften wie das Abstand halten, die Masken für Mitarbeiter oder die Desinfektion einhalte.“
Das Gegenteil war der Fall: In der Verordnung steht, dass Speisewirtschaften unter Auflagen wieder aufmachen dürfen. Zwar gibt es auch am Golem die Möglichkeit, etwas zu essen. Als Speisewirtschaft gilt die Cocktailbar aber nicht. Diese ist als Schankwirtschaft registriert, wie Enis erklärt. Deshalb habe die Stadt am Montag eingegriffen und die erneute vorübergehende Schließung verlangt.
Auch für Stadtsprecher Arno Specht ist die Situation unglücklich. „Was ist eine Schankwirtschaft, was ist eine Speisegaststätte? Das Golem ist ein Grenzfall und fällt zwischen die Stühle der Landesverordnung“, erklärt er. Das Einschreiten des Ordnungsamtes sei korrekt gewesen. Allerdings bemühe sich die Stadt, die Landesverordnung für die Gastronomen auszulegen. „Wir überlegen, wie ist der Gedanke des Gesetzgebers?“, sagt Specht. Den Regeln folgend, so deutet der Stadtsprecher, müsse die Außengastronomie wegen der geringeren Ansteckungsgefahr Pluspunkte haben. Deshalb will die Stadt Enis auch keine Steine in den Weg legen. Klar ist aber: Ohne Konzept, mit Menschen dicht nebeneinander in Liegestühlen oder mehrere Gäste gedrängt beim Bestellen, das geht nicht. „Das muss organisiert sein. Dann kann das Golem auch wieder aufmachen“, sagt Specht.
Enis ist guter Dinge, dies bis Donnerstag umsetzen zu können. „Die Gäste werden aufgenommen, es gibt einen getrennten Ein- und Ausgang und auch die Wege sind markiert“, erklärt er. Sollten sich mehrere Personen
gleichzeitig am Golem treffen wollen, werde er als „Platzierer“fungieren. „Das ist dann mein Job, die Gäste passend zusammen zu setzen“. Laut Corona-Verordnung ist es nur erlaubt mit Personen aus dem eigenen und einem weiteren Haushalt zusammenzusitzen.
Weil der Bereich rund um das Golem weitläufig sei, sieht Enis damit und dem Abstandsgebot von eineinhalb Metern kein Problem. Auch mit den Auflagen zur Öffnung kann er leben. „Es ist besser, als wenn ich gar nicht aufmachen dürfte“, betont er.