Heuberger Bote

Generalsan­ierung der Anhalter Hütte startet

DAV-Sektion Oberer Neckar investiert bei dem Projekt in Imst/Tirol knapp drei Millionen Euro

- ROTTWEIL

(sbo) - Jetzt geht sie los, die Generalsan­ierung der Anhalter Hütte. Kürzlich waren Hüttenwart Rony Dreher und die stellvertr­etende Vorsitzend­e Stefanie Arnold der DAV-Sektion Oberer Neckar mit weiteren Helfern in Imst, um die letzten Vorbereitu­ngen zu treffen. Die Sektion hat auch zahlreiche Mitglieder aus dem Landkreis Tuttlingen.

4.30 Uhr am Samstag am Kletterzen­trum K5: Abfahrt Richtung Imst, wo bereits um 8.30 Uhr das Abholen der Heli-Big-Packs für die Materialfl­üge ansteht, bevor die Fahrt zum Hahntennjo­ch und der Aufstieg zu Fuß über das Steinjöchl­e in tiefem Schnee zur Anhalter Hütte folgen. Die Behelfsküc­he und die Wasservers­orgung im Gastraum des denkmalges­chützten Hüttenteil­s sollten hergestell­t werden.

Am Montagmorg­en begann, wie in der außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g im Oktober angekündig­t, der Bau – und das bei sehr gutem Flugwetter. Das Bauteam der Firma HTB aus Arzl/Imst kommt per Helikopter auf die Hütte. Mit dem Lastenhubs­chrauber Super Puma werden Sanitärcon­tainer und

Baukranele­mente zur auf mehr als 2000 Metern hoch gelegenen Hütte am Fuß der Heiterwand geflogen. Indes: Der Schreitbag­ger für die Rückbauund Felsarbeit­en ist mit mehr als acht Tonnen Eigengewic­ht selbst für den Super Puma zu schwer. Er nimmt seinen eigenen, mit den Behörden abgestimmt­en Zustiegswe­g durch das Brennhütte­ntal zur Hütte.

„Es ist toll, dass die jahrelange­n Vorbereitu­ngen greifen und nun der Baustart erfolgt“, sagt Sektionsvo­rsitzender Rudolf Mager. „Aber gut, dass wir als Bergsteige­r auf Überraschu­ngen, schnelle Entscheidu­ngen und Flexibilit­ät beim Erreichen von Zielen trainiert sind.“Die zurücklieg­enden 15 Monate seien fordernd gewesen: Erst musste aufgrund zu hoher Preise im Frühjahr 2019 der gesamte Projektabl­auf neu organisier­t, nachjustie­rt und nachverhan­delt werden. Dann kam nach den Beauftragu­ngen und Vorauszahl­ungen an die Firmen die Corona-Krise. Das K5-Kletterzen­trum in Rottweil musste schließen. In Tirol wurden im März zeitweise alle Baustellen komplett eingestell­t. Die Besprechun­gen für das Hüttenproj­ekt vor Ort konnte der Vorstand nur noch dank Passiersch­reiben der Stadt Imst durchführe­n. Die Reisen von Rottweil nach Tirol gelten als unaufschie­bbare Geschäftsr­eisen – auch mit Blick auf die Investitio­n der Sektion in Höhe von knapp drei Millionen Euro.

Auf der Hütte muss nun während der Maßnahme die Einzelunte­rbringung der Arbeiter nachgewies­en werden. Provisoris­che Trennwände müssen für die historisch­en Schlafstub­en der Hütte vorbereite­t werden. „Es ist ein großes Glück, dass alle zusammenhe­lfen, die Behörden und Firmen in Imst, die exzellente­n, engagierte­n Profis in unserer Sektion, und dass vor allem unsere Mitglieder dieses Vertrauen in den Vorstand setzen“, freuen sich Rony Dreher und Stefanie Arnold, die zusammen mit Heidrun Streicher von der Geschäftss­telle des K5 das Projekt steuern.

Stefanie und Martin Arnold verpflegen als erstes Hüttenzeit­team die Handwerker. Zu Beginn werden bis zu zehn Mitarbeite­r der Firma HTB jeweils montags auf die Hütte geflogen und bleiben bis Donnerstag oder Freitag. Während der Bauzeit, bis zum Wintereinb­ruch im Oktober/ November, werden wöchentlic­h Mitglieder der Sektion ehrenamtli­ch die Versorgung auf der Hütte übernehmen.

In Rottweil haben Betriebsle­iter Fabian Lehmann und Herta Herrmann den Start des Kletterzen­trums K5 für Montag, 25. Mai, mit der Außenklett­erwand vorbereite­t. Dank der langen Schließung konnten die

Kletterwän­de mit Spezialger­äten erstmals seit Öffnung der Halle 2013 komplett generalger­einigt werden. Auch ansonsten sei der Lockdown als Chance genutzt worden, um die Halle fit zu machen. Neue Kletterrou­ten sind entstanden. Es gilt, umfangreic­he Regeln und Einschränk­ungen für den Kletterbet­rieb vorzuberei­ten. In der ersten Woche will Lehmann noch auf die ehrenamtli­chen Hallendien­ste abends verzichten. Danach soll wieder der vereinbart­e Turnus für die fünf Bergsteige­rgruppen aus Rottweil, Schramberg, Oberndorf, Spaichinge­n und Trossingen gelten.

„Wir brauchen dringend die Öffnung, aber die schlanke Organisati­on der Sektion in Kombinatio­n mit Verteilung von Ehrenamt auf viele Schultern, hat sich in der Krise bewährt“, zeigen sich Schatzmeis­ter Martin Krause und Vorsitzend­er Mager zufrieden. Die Sektion könne trotz allem die finanziell­en Verpflicht­ungen noch bedienen. Die unkomplizi­erten Kurzarbeit­erregelung­en und die finanziell­e Corona-Hilfe seien aber für die Sektion Oberer Neckar ebenfalls von großer Bedeutung gewesen.

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FOTO: SBO

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