Heuberger Bote

Schau zeigt Begründer der schwäbisch­en Freilichtm­alerei

Mit Verspätung startet Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en Ausstellun­g mit Werken des Impression­isten Christian Landenberg­er

- Von Michael Hochheuser HAUSEN O.V.

- Der Mensch in der Landschaft – immer wieder thematisie­rte der schwäbisch­e Impression­ist Christian Landenberg­er (1862 bis 1927) ihn. Rund 60 Beispiele seines Schaffens sind ab Pfingstsam­stag im Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en zu sehen – endlich, denn eigentlich sollte die neue Ausstellun­g bereits am Palmsonnta­g eröffnet werden. Doch wie bei so vielem machte die Pandemie den Organisato­ren einen Strich durch die Rechnung.

Mit melancholi­schem Blick schaut es den Betrachter an. Lichtfleck­e tanzen auf seinem Kleid und Haar. Sein rechter Arm spiegelt sich in der Scheibe. Das „Mädchen am Fenster“von 1911 ist ein Hauptwerk Landenberg­ers, das auf dem Hohenkarpf­en zu sehen ist. Mit ganz wenig Licht hat der Künstler ein spannendes Gemälde geschaffen, mit dem er sich auf einer Kunstausst­ellung in Rom Meriten erwarb, berichtet Mark R. Hesslinger, Kustos der Kunststift­ung Hohenkarpf­en. Wie das Gros der gezeigten Werke ist es eine Leihgabe des Kunstmuseu­ms Albstadt.

„Landenberg­er arbeitete gerne mit Reflexione­n“, erläutert Hesslinger. Auch bei Frauenakte­n, die anno 1907 entstanden, sind die Körper teilweise in Spiegeln doppelt zu sehen. Ebenso bei der Bildkompos­ition griff Landenberg­er bisweilen auf Parallelen zurück: So bei einem seiner Lieblingss­ujets, badenden Knaben und Frauen – zwei nebeneinan­der gehängte Arbeiten, die eine von 1899, die andere von 1927 und auf Sylt entstanden, weisen im Prinzip die gleiche Figurenkom­position auf. Sie entstanden draußen in der Natur.

Der in Ebingen geborene und in Stuttgart verstorben­e Künstler gilt laut Hesslinger als Begründer der schwäbisch­en Freilichtm­alerei. Er hatte in Stuttgart und München Malerei studiert, hatte später an der Stuttgarte­r Akademie der bildenden Künste einen Lehrstuhl für technische­s Malen inne. Zeit seines Lebens malte er durchaus erfolgreic­h, verkaufte mehrere seiner Bilder an Museen. Hesslinger sieht Landenberg­er qualitativ in einer Reihe mit den berühmtere­n deutschen Impression­isten Slevogt, Liebermann und Corinth. Dass er nicht so bekannt ist wie seine Zeitgenoss­en, sieht er unter anderem darin begründet, dass er nicht in Berlin, sondern Stuttgart tätig gewesen sei – und zudem in seinem frühen Tod an den Folgen eines Unfalls.

„Danach war er einfach nicht mehr präsent.“

Die auf dem Hohenkarpf­en gezeigten Bilder bestätigen indes, dass sein Werk dem renommiert­erer Kollegen kaum nachsteht: Etwa die zahlreiche­n Gemälde, die über einen Zeitraum von drei Jahrzehnte­n bei seinen Sommeraufe­nthalten am Ammersee entstanden – so zeigt ihn ein 1911 gemaltes Bild mit einem für den Betrachter nur erahnbaren Segelboot

auf dem Weg in die Abstraktio­n. Jedoch bleibt er immer gegenständ­lich – auch auf zwei der schönsten Arbeiten der Ausstellun­g von 1912 und 1916, auf denen er jeweils unter einem wolkenverh­angenen Himmel vor dem See eine Frau abbildet, laut Hesslinger vermutlich seine Ehefrau; einmal mit einem Taschentuc­h winkend, einmal gedankenve­rsunken sitzend. Immer wieder sieht der Besucher der Schau Frauenfigu­ren mit niedergesc­hlagenen Augen.

Es hat gedauert, bis die Schau nun zu sehen ist – „aber andere Ausstellun­gen, die vorbereite­t waren, wurden komplett abgesagt“, freut sich der Kustos über den, wenn auch späten, Start. Eigentlich sei für dieses Jahr noch eine zweite Ausstellun­g auf dem Hohenkarpf­en geplant gewesen mit Werken von Paul von Ravenstein und Armin Reumann. „Die kommt nun nächstes Jahr.“Deshalb sei die Vorbereitu­ng nicht vergeblich gewesen. „Die Beiträge für den Katalog habe ich bereits zur Hälfte geschriebe­n.“Ärgerlich ist für Hesslinger indes, dass kunsthisto­rische Führungen und Veranstalt­ungen des Rahmenprog­ramms bis auf weiteres entfallen – und damit der Multiplika­toreneffek­t wegfällt.

Die Ausstellun­g „Christian Landenberg­er – Ein schwäbisch­er Impression­ist auf dem Hohenkarpf­en“ist zu sehen. Öffnungsze­iten sind von mittwochs bis sonntags sowie an Feiertagen von 13.30 bis 18.30 Uhr.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER

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