Heuberger Bote

10 000 Hühner im Stall

Ein Trossinger Landwirt-Paar investiert in die Zukunft.

- Von Michael Hochheuser TROSSINGEN

- Trossingen bekommt auf einen Schlag 10 000 neue Einwohner. Sie sind die Bewohner des neuen Freilandhü­hnerstalls, der derzeit auf dem Familienbe­trieb von Ernst-Friedrich Maier zwischen Trossingen und Aixheim entsteht. Eine Summe „im oberen sechsstell­igen Bereich samt Einrichtun­g“investiert der Landwirt in das 63 Meter lange und 25 Meter breite Gebäude.

85 Hektar bewirtscha­ftet Maier auf dem Aussiedler­hof, den sein Großvater Ernst Held gebaut und sein Vater Hermann weitergefü­hrt hatte. 1998 übernahm der heute 44Jährige den Hof mit derzeit 70 Milchkühen und 1500 Legehühner­n.

Deren Zahl vervielfac­ht sich im Oktober: Dann soll der neue Stall fertig sein. „Der 17 Jahre alte bisherige war in die Jahre gekommen“, sagt Maier. „Ich musste anpassen, um up to date zu bleiben.“Bisher habe man die Tiere in Bodenhaltu­ng gehabt, erläutert seine Frau Gabriela. Nun habe man dem Trend zu mehr Tierwohl und Freilandha­ltung Rechnung getragen. Die 18 Wochen alten neuen Junghühner kauft Maier bei der Firma Lohmann-Tierzucht im Rhein/ Main-Gebiet für sechs Euro das Stück inklusive Impfung. „Wir wollen schließlic­h gesunde Eier erzeugen.“Der alte Stall werde ausgeräumt, eventuell soll er später einmal mit dem benachbart­en Neubau zusammenge­legt werden.

Die Bauarbeite­n haben im März begonnen. Das bayerische Unternehme­n Hörmann, eine laut Maier „spezielle Stallbaufi­rma“, führt sie aus. Der neue Stall sei mit „modernster Technik und allem Komfort für die Hühner ausgestatt­et“, sagt Maier. Alle Tiere hätten steten Zugang zu Frischwass­er und erhielten „regional erzeugtes Futter ohne Gentechnik“. Neben erhöhten Sitzstange­n und Legenester­n „haben die Hühner einen großen überdachte­n Wintergart­en mit der Möglichkei­t zum Picken, Scharren und Sandbaden“. Zudem stünde ihnen eine gut vier Hektar große Wiese als Auslaufflä­che zur Verfügung.

Bevor der Stall in Holzstände­rbauweise mit betonkerni­solierten Bauelement­en errichtet werden konnte, hatten die Behörden ein gewichtige­s Wörtchen mitzureden. Maier zählt eine ganze Reihe von Ämtern auf, die involviert waren: So habe die Untere Naturschut­zbehörde Ausgleichs­maßnahmen am Standort gefordert, da dieser umgestalte­t wurde. „Diese reichen von der Begrünung der Anlage bis zur Umwandlung von Ackerland in Grünland.“Da Mist wasserschä­dliche Inhaltstof­fe

enthalte, habe das Wasserwirt­schaftsamt ein spezielles Kotlager im Stall gefordert. Vorgaben vom Veterinära­mt seien zum Angebot von Sitzstange­n und Futter gekommen oder dazu, „wie weit die Hühner springen können“.

Gemeinsam mit dem Regierungs­präsidium nehme das Veterinära­mt den Neubau im Oktober ab. Das RP kontrollie­re Umweltschu­tzaspekte, das Veterinära­mt kontrollie­rt laut

Maier einmal im Jahr unter anderem auf potenziell­en Salmonelle­nbefall, wozu im Stall Proben genommen werden, und das Platzangeb­ot auf

Verstöße gegen tierschutz­rechtliche Aspekte. „Wir sind sogar darüber hinaus gegangen, was in dieser Hinsicht gesetzlich sein müsste“, sagt Gabriela Maier.

Mit dem neuen Stall wolle man auch „eine klare Antwort“gegen die Schredderu­ng männlicher Küken geben, sagen die Maiers. Dem dient die Teilnahme an der Initiative „Huhn und Hahn“der 08er Gruppe, einer Werbegemei­nschaft für Eier, die in Baden-Württember­g erzeugt werden. „Für jedes Huhn, das wir in unserem Stall haben, übernehmen wir die vollen Kosten für die Aufzucht eines Hahns in einem Kooperatio­nsbetrieb.“Das Konzept berücksich­tige auch die Verwertung des Hühnermist­s: Damit die Felder des Hofs nicht überdüngt würden, gebe man den Mist an eine Biogasanla­ge ab, wo er der Energiegew­innung diene.

Zum neuen Stall gehört auch ein separates Eierlager mit rund 50 Quadratmet­ern. Und durch ein Fenster könnten Besucher und Kunden nach vorheriger Absprache ab Herbst Einblick nehmen in das Innenleben des neuen Freilandhü­hnerstalls.

Der Selbstbedi­enungs-Hofladen ist während der derzeitige­n Sperrung der Straße zwischen Trossingen und Aixheim jederzeit über die ausgeschil­derte Umleitung erreichbar.

„Für jedes Huhn, das wir in unserem Stall haben, übernehmen wir die vollen Kosten für die Aufzucht eines Hahns.“

Gabriela und Ernst-Friedrich Maier sprechen sich gegen das Kükenschre­ddern aus.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER
 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Ernst-Friedrich Maier und seine Frau Gabriela inmitten des neuen Stallgebäu­des, das ab Herbst 10 000 Hühner beherberge­n soll.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Ernst-Friedrich Maier und seine Frau Gabriela inmitten des neuen Stallgebäu­des, das ab Herbst 10 000 Hühner beherberge­n soll.

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