10 000 Hühner im Stall
Ein Trossinger Landwirt-Paar investiert in die Zukunft.
- Trossingen bekommt auf einen Schlag 10 000 neue Einwohner. Sie sind die Bewohner des neuen Freilandhühnerstalls, der derzeit auf dem Familienbetrieb von Ernst-Friedrich Maier zwischen Trossingen und Aixheim entsteht. Eine Summe „im oberen sechsstelligen Bereich samt Einrichtung“investiert der Landwirt in das 63 Meter lange und 25 Meter breite Gebäude.
85 Hektar bewirtschaftet Maier auf dem Aussiedlerhof, den sein Großvater Ernst Held gebaut und sein Vater Hermann weitergeführt hatte. 1998 übernahm der heute 44Jährige den Hof mit derzeit 70 Milchkühen und 1500 Legehühnern.
Deren Zahl vervielfacht sich im Oktober: Dann soll der neue Stall fertig sein. „Der 17 Jahre alte bisherige war in die Jahre gekommen“, sagt Maier. „Ich musste anpassen, um up to date zu bleiben.“Bisher habe man die Tiere in Bodenhaltung gehabt, erläutert seine Frau Gabriela. Nun habe man dem Trend zu mehr Tierwohl und Freilandhaltung Rechnung getragen. Die 18 Wochen alten neuen Junghühner kauft Maier bei der Firma Lohmann-Tierzucht im Rhein/ Main-Gebiet für sechs Euro das Stück inklusive Impfung. „Wir wollen schließlich gesunde Eier erzeugen.“Der alte Stall werde ausgeräumt, eventuell soll er später einmal mit dem benachbarten Neubau zusammengelegt werden.
Die Bauarbeiten haben im März begonnen. Das bayerische Unternehmen Hörmann, eine laut Maier „spezielle Stallbaufirma“, führt sie aus. Der neue Stall sei mit „modernster Technik und allem Komfort für die Hühner ausgestattet“, sagt Maier. Alle Tiere hätten steten Zugang zu Frischwasser und erhielten „regional erzeugtes Futter ohne Gentechnik“. Neben erhöhten Sitzstangen und Legenestern „haben die Hühner einen großen überdachten Wintergarten mit der Möglichkeit zum Picken, Scharren und Sandbaden“. Zudem stünde ihnen eine gut vier Hektar große Wiese als Auslauffläche zur Verfügung.
Bevor der Stall in Holzständerbauweise mit betonkernisolierten Bauelementen errichtet werden konnte, hatten die Behörden ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Maier zählt eine ganze Reihe von Ämtern auf, die involviert waren: So habe die Untere Naturschutzbehörde Ausgleichsmaßnahmen am Standort gefordert, da dieser umgestaltet wurde. „Diese reichen von der Begrünung der Anlage bis zur Umwandlung von Ackerland in Grünland.“Da Mist wasserschädliche Inhaltstoffe
enthalte, habe das Wasserwirtschaftsamt ein spezielles Kotlager im Stall gefordert. Vorgaben vom Veterinäramt seien zum Angebot von Sitzstangen und Futter gekommen oder dazu, „wie weit die Hühner springen können“.
Gemeinsam mit dem Regierungspräsidium nehme das Veterinäramt den Neubau im Oktober ab. Das RP kontrolliere Umweltschutzaspekte, das Veterinäramt kontrolliert laut
Maier einmal im Jahr unter anderem auf potenziellen Salmonellenbefall, wozu im Stall Proben genommen werden, und das Platzangebot auf
Verstöße gegen tierschutzrechtliche Aspekte. „Wir sind sogar darüber hinaus gegangen, was in dieser Hinsicht gesetzlich sein müsste“, sagt Gabriela Maier.
Mit dem neuen Stall wolle man auch „eine klare Antwort“gegen die Schredderung männlicher Küken geben, sagen die Maiers. Dem dient die Teilnahme an der Initiative „Huhn und Hahn“der 08er Gruppe, einer Werbegemeinschaft für Eier, die in Baden-Württemberg erzeugt werden. „Für jedes Huhn, das wir in unserem Stall haben, übernehmen wir die vollen Kosten für die Aufzucht eines Hahns in einem Kooperationsbetrieb.“Das Konzept berücksichtige auch die Verwertung des Hühnermists: Damit die Felder des Hofs nicht überdüngt würden, gebe man den Mist an eine Biogasanlage ab, wo er der Energiegewinnung diene.
Zum neuen Stall gehört auch ein separates Eierlager mit rund 50 Quadratmetern. Und durch ein Fenster könnten Besucher und Kunden nach vorheriger Absprache ab Herbst Einblick nehmen in das Innenleben des neuen Freilandhühnerstalls.
Der Selbstbedienungs-Hofladen ist während der derzeitigen Sperrung der Straße zwischen Trossingen und Aixheim jederzeit über die ausgeschilderte Umleitung erreichbar.
„Für jedes Huhn, das wir in unserem Stall haben, übernehmen wir die vollen Kosten für die Aufzucht eines Hahns.“
Gabriela und Ernst-Friedrich Maier sprechen sich gegen das Kükenschreddern aus.