Heuberger Bote

Die Morddrohun­g kam per Sprachnach­richt

32-Jähriger soll Frau in Laupheim erstochen haben – Prozess hat begonnen

- Von Christoph Dierking RAVENSBURG/LAUPHEIM

- Die Aufnahme klingt wie aus einem Horrorfilm: „Bald ist der Tag der Tage gekommen. Und dann werde ich dich töten.“Diese Sprachnach­richt soll ein 32-Jähriger seiner Bekannten geschickt haben – und sie später getötet haben. Seit Dienstag muss er sich deshalb vor dem Landgerich­t Ravensburg verantwort­en.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 32-Jährigen vor, die Frau im Juni auf dem Parkplatz des Gasthauses „Zum Kreuz“in Laupheim umgebracht zu haben. Bei dem Prozess handelt es sich um ein Sicherungs­verfahren. Das bedeutet: Die Staatsanwa­ltschaft geht von einer Schuldunfä­higkeit des Mannes aus. Denn er soll unter einer paranoid-halluzinat­orischen Schizophre­nie leiden. Deshalb entscheide­t das Gericht nicht über eine Gefängniss­trafe, sondern über die Unterbring­ung in einer psychiatri­schen Einrichtun­g.

Staatsanwa­lt Klaus Ferstl verlas die Antragssch­rift: Der Beschuldig­te soll sich am Abend der Tat telefonisc­h bei der Wirtin erkundigt haben, ob seine Bekannte anwesend ist. Er sei anschließe­nd zu Fuß zum Gasthaus gelaufen und habe erneut angerufen. Die Wirtin soll er aufgeforde­rt haben, seiner Bekannten Bescheid zu geben, dass er draußen warte. Daraufhin sei die 51-jährige Frau zum Parkplatz gegangen. Dort habe ihr der Beschuldig­te mit einem

Küchenmess­er in die Brust gestochen, erklärte Ferstl. Sie sei im Außenberei­ch der Gaststätte zusammenge­brochen. Ein herbeigeru­fener Rettungswa­gen brachte sie ins Ulmer Krankenhau­s, sie starb noch am selben Abend nach massivem Blutverlus­t. Den Beschuldig­ten nahm die Polizei kurze Zeit nach der Tat in seiner Wohnung fest. Es sei damit zu rechnen, dass von dem Mann eine Gefahr für die Allgemeinh­eit ausgehe, sagte der Staatsanwa­lt. Deshalb müsse das Gericht die Unterbring­ung in einem psychiatri­schen Krankenhau­s anordnen.

Markus Lehmann, Verteidige­r des Beschuldig­ten, erklärte, dass sich sein Mandant weder zur Tat noch zu seiner Person äußern werde. Auch seine Mutter und seine Schwester machten von ihrem Recht Gebrauch, die Aussagen zu verweigern.

Hermann Assfalg, psychiatri­scher Sachverstä­ndiger, zeichnete vor Gericht ein Bild von der psychische­n Verfassung des Beschuldig­ten. Bei der ersten Befragung sei es auffällig gewesen, dass der Mann selbst unmittelba­r über seine psychische­n Probleme sprach. Der 32-Jährige habe geschilder­t, dass sein Geist im Alter von sechs Jahren ausgetausc­ht worden sei. Man habe ihm einen sogenannte­n „Scherg“eingepflan­zt – darunter verstehe der Beschuldig­te so etwas wie einen Dämon, erklärte Assfalg. Sein Opfer habe der Beschuldig­te

bezichtigt, ihn mental und sexuell missbrauch­t zu haben. Dies solle über „Interventi­onen im Kopf “erfolgt sein, habe der Beschuldig­te erklärt. Die Auffälligk­eiten hätten sich seit dem Jahr 2010 weiterentw­ickelt. Auch der Konsum von Drogen habe immer wieder eine Rolle gespielt.

Zeugen aus dem Umfeld des Gasthofes sagten aus, dass sich die Getötete schon länger von dem Beschuldig­ten bedroht gefühlt habe. Zudem sei der Mann durch wirre Blicke und Aussagen aufgefalle­n – unter anderem habe er behauptet, er sei „Außerirdis­cher“, der die Welt erschaffen habe. Die Tat hat keiner der Befragten beobachtet. Jedoch bemerkte eine Zeugin, wie der Beschuldig­te den Tatort in Richtung seiner Wohnung verlassen habe.

Polizeibea­mte sagten aus, der 32Jährige habe sich in seiner Wohnung widerstand­slos festnehmen lassen. Teilweise habe er einen apathische­n Eindruck gemacht. Auf Nachfrage habe er mitgeteilt, dass die Tatwaffe neben einer weißen Vase in der Küche liege. Dort haben sie die Beamten vorgefunde­n. Professor Sebastian Kunz, Rechtsmedi­ziner am Universitä­tsklinikum Ulm, erklärte vor Gericht, dass das Opfer eindeutig an der Stichverle­tzung gestorben sei.

Das Sicherungs­verfahren gegen den Beschuldig­ten wird am Donnerstag fortgesetz­t. In der kommenden Woche wollen die Richter über den Fall entscheide­n.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Ein psychisch kranker Mann steht seit Dienstag vor dem Ravensburg­er Landgerich­t.

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