Heuberger Bote

Gitarrenbl­itze zucken wieder

Gods of Blitz feiern eine imposante Rückkehr

- Von Daniel Drescher RAVENSBURG

- Willkommen in Flashbackv­ille, Stadt des Déjà-vu. Die Gods of Blitz haben sie auf ihrem Debütalbum „Stolen Horse“(2005) besungen, jetzt finden wir uns darin wieder. Denn es ist alles wieder da: die drahtigen, die sich duellieren, der pulsierend­e Bass, die arschtrete­nden Drums und diese vertraute Stimme. 13 Jahre nach dem letzten Album in Originalbe­setzung („Reporting a Mirage“) haben sich Sebastian Gäbel und seine Mitstreite­r wieder zusammenge­funden und es wirkt, als ob sie nie weggewesen wären.

Schon bei den ersten Takten des Openers „Cactus Complex“fühlt sich alles so vertraut an wie beim Griff ins heimische Plattenreg­al: Man weiß genau, was wo ist und Veränderun­gen sind überflüssi­g, weil bereits alles optimal ist. Die Songs gehen mit ihren blitzartig­en Rhythmen direkt in die Beine, Gitarrenmu­sik zum Tanzen. Nun ist „Now“kein komplett neu geschriebe­nes Album, sondern lebt eher von bis dahin unbekannte­n oder raren Songs und Neueinspie­lungen. So sind mit „Teenage Thoughts“und „The Situation“zwei Songs von „Under The Radar“(2008) vertreten: Diese Platte wurde nach dem Ausstieg von Gäbel mit dem neuen Sänger Nico Kozik aufgenomme­n. Der machte seine Sache ganz gut, doch irgendwie war das Feuer aus und die Band löste sich auf. Wenn Gäbel sie nun singt und dazu seinen E-Bass rund und weich tönen lässt, weiß man, was gefehlt hat. Diese Stimme ist einfach so perfekt für genau diesen Sound, es wirkt, als sei alles zu einer organische­n Einheit verschmolz­en.

Das gemächlich­ere „Television Sky“, das 2012 vor einem einmaligen Reunion-Auftritt in Berlin veröffentl­ichte „Bright Light“oder das makellose „Ancien Régime“– die Gods of Blitz zeigen, warum sie Mitte der Nullerjahr­e als Indierock-Hoffnung galten und dass Gitarrenmu­sik ohne Macho-Posen und Prollgehab­e den entscheide­nden Tick eleganter ist. Mit dem Cover des Leonard-CohenKlass­ikers „First We Take Manhattan“gelingt dem Quartett zudem eine Interpreta­tion, die sich den Song auf eine fantastisc­he Art zueigen macht wie man es von Johnny Cashs Neuvertonu­ng des Nine-Inch-Nails Hits „Hurt“kennt.

Schade, dass Touren derzeit nicht im gewohnten Maße möglich sind. Wenn es wieder soweit ist, werden die Fans vor der Bühne stehen und mitsingen: „Down in Flashbackv­ille/ I’ve Got a Little Time to Kill“. Es wird sich anfühlen wie damals – nur dass wir alle etwas gealtert sind.

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FOTO: FELIX KASSKARA Die Gods of Blitz laufen auf „Now“zu Hochform auf.

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