Gitarrenblitze zucken wieder
Gods of Blitz feiern eine imposante Rückkehr
- Willkommen in Flashbackville, Stadt des Déjà-vu. Die Gods of Blitz haben sie auf ihrem Debütalbum „Stolen Horse“(2005) besungen, jetzt finden wir uns darin wieder. Denn es ist alles wieder da: die drahtigen, die sich duellieren, der pulsierende Bass, die arschtretenden Drums und diese vertraute Stimme. 13 Jahre nach dem letzten Album in Originalbesetzung („Reporting a Mirage“) haben sich Sebastian Gäbel und seine Mitstreiter wieder zusammengefunden und es wirkt, als ob sie nie weggewesen wären.
Schon bei den ersten Takten des Openers „Cactus Complex“fühlt sich alles so vertraut an wie beim Griff ins heimische Plattenregal: Man weiß genau, was wo ist und Veränderungen sind überflüssig, weil bereits alles optimal ist. Die Songs gehen mit ihren blitzartigen Rhythmen direkt in die Beine, Gitarrenmusik zum Tanzen. Nun ist „Now“kein komplett neu geschriebenes Album, sondern lebt eher von bis dahin unbekannten oder raren Songs und Neueinspielungen. So sind mit „Teenage Thoughts“und „The Situation“zwei Songs von „Under The Radar“(2008) vertreten: Diese Platte wurde nach dem Ausstieg von Gäbel mit dem neuen Sänger Nico Kozik aufgenommen. Der machte seine Sache ganz gut, doch irgendwie war das Feuer aus und die Band löste sich auf. Wenn Gäbel sie nun singt und dazu seinen E-Bass rund und weich tönen lässt, weiß man, was gefehlt hat. Diese Stimme ist einfach so perfekt für genau diesen Sound, es wirkt, als sei alles zu einer organischen Einheit verschmolzen.
Das gemächlichere „Television Sky“, das 2012 vor einem einmaligen Reunion-Auftritt in Berlin veröffentlichte „Bright Light“oder das makellose „Ancien Régime“– die Gods of Blitz zeigen, warum sie Mitte der Nullerjahre als Indierock-Hoffnung galten und dass Gitarrenmusik ohne Macho-Posen und Prollgehabe den entscheidenden Tick eleganter ist. Mit dem Cover des Leonard-CohenKlassikers „First We Take Manhattan“gelingt dem Quartett zudem eine Interpretation, die sich den Song auf eine fantastische Art zueigen macht wie man es von Johnny Cashs Neuvertonung des Nine-Inch-Nails Hits „Hurt“kennt.
Schade, dass Touren derzeit nicht im gewohnten Maße möglich sind. Wenn es wieder soweit ist, werden die Fans vor der Bühne stehen und mitsingen: „Down in Flashbackville/ I’ve Got a Little Time to Kill“. Es wird sich anfühlen wie damals – nur dass wir alle etwas gealtert sind.