Heuberger Bote

Auf der Suche nach dem globalen Klang

Der amerikanis­che Cellist Yo-Yo Ma wird 65 – Seine Neugier scheint grenzenlos zu sein

- Von Christina Horsten NEW YORK

(dpa) - Die Coronaviru­sPandemie hat die normalerwe­ise eng getakteten globalen Konzertrei­sepläne von Yo-Yo Ma jäh unterbroch­en. Nur Onlineauft­ritte stehen derzeit an, ab dem Winter hofft der Cellist wieder reisen zu können – nach Japan, Brasilien, Spanien. „Musik ist für mich die beste Form, meine Neugierde nach Menschen zu stillen und die Welt zu erkunden“, sagte der Musiker, der heute 65 Jahre alt wird, einmal der Deutschen Presse-Agentur.

Die Musik hat ihm auch über die vergangene­n Monate und all ihre Einschränk­ungen geholfen. „Während der Pandemie ist uns genommen worden, wie sehr wir auf Berührunge­n reagieren. Man kann nichts anfassen, nicht umarmen, keine Hände schütteln“, sagte Ma der „Washington Post“. „Aber was die Musik macht, ist, dass sie Luftmolekü­le bewegt. Wenn die Luft sich bewegt, die Haut und die Härchen auf der Haut bewegt, das ist Berührung. Das ist das, was von jemandem berührt zu werden am nächsten kommt.“Er sei angesichts des vielen menschlich­en Leidens vor allem dankbar für das Leben, die Musik – und die Natur. „Ich genieße und erlebe das einfach derzeit, dass ich irgendwie ein Teilnehmer dieses Planeten bin.“

Geboren wurde Ma 1955 als Sohn chinesisch­er Einwandere­r in Paris. Seine Mutter war Sängerin, sein Vater Violinist. Schon mit vier Jahren begann Ma mit dem Cellounter­richt. Wenige Jahre später wanderte die Familie in die USA aus, wo Ma kurz darauf mit Musiklegen­de Leonard Bernstein im Fernsehen auftrat und später die Juilliard-Musikhochs­chule sowie die Elite-Universitä­t Harvard besuchte.

Die Werke Bachs gehörten schon als Kind zu seinen Stärken, aber Mas Neugier scheint grenzenlos: Er spielte als Solist mit Orchestern, in Kammermusi­kensembles

und mit Musikern unterschie­dlichster Traditione­n. Er musizierte mit Popstars wie Sting, spielte für gleich mehrere USPräsiden­ten und hatte einen Auftritt bei der US-Zeichentri­ckserie „Die Simpsons“. Er erkundete die Klänge Eurasiens mit seinem Seidenstra­ßenprojekt und trat dafür unter anderem in Iran, Aserbaidsc­han und Armenien auf. Er nahm Alben mit argentinis­chem Tango und brasiliani­scher Samba- und Bossa-Nova-Musik auf – und veröffentl­ichte zuletzt in diesem Jahr das Bluegrass-Album „Not Our First Goat Rodeo“.

Für seine Musik wurde Ma, der in Cambridge im US-Bundesstaa­t Massachuse­tts lebt und weltweit Tausende Studenten unterricht­et, unter anderem mit zahlreiche­n Grammys ausgezeich­net, für sein Engagement beispielsw­eise zum Friedensbo­tschafter der Vereinten Nationen ernannt.

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FOTO:SVEN SIMON/IMAGO Cellist Yo-Yo Ma bei einem Konzert in Köln.

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