Heuberger Bote

Alarm für Armenien

Henrich Mchitarjan fordert die Welt zur Hilfe auf

- LONDON

(SID) - Henrich Mchitarjan kann nicht mehr zusehen. Im Südkaukasu­s heulen die Alarmsiren­en, Raketenein­schläge lassen Straßenzüg­e erzittern und Häuser brennen – und der beste Fußballer Armeniens will, dass die ganze Welt hinsieht. „Wenn das nicht heute endet, kann es schon morgen auf andere Regionen übergreife­n“, schreibt der Offensivst­ar des AS Rom und Ex-Dortmunder via Social Media: „Heute sind unsere Kinder das Ziel, morgen können es eure sein.“Die internatio­nale Gemeinscha­ft müsse eingreifen, „um einen weiteren Völkermord zu verhindern“.

Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidsc­han um die Region Bergkaraba­ch erlebt die blutigsten Kämpfe seit den 90er-Jahren, seit Ende September starben mindestens 245 Menschen. Beide Seiten beschuldig­en die andere, auch Zivilisten getötet zu haben. Der UN-Sicherheit­srat forderte ein sofortiges Ende der Gefechte, Frankreich, die USA und Russland mahnten am Montag noch einmal einen Waffenstil­lstand an. Die Gewalt, auch die Angriffe auf zivile Einrichtun­gen, seien eine „inakzeptab­le Bedrohung für die Stabilität der Region“.

Die Lage ist komplex. Die selbsterna­nnte Republik Bergkaraba­ch ist mehrheitli­ch von Armeniern bewohnt, völkerrech­tlich gehört sie aber zu Aserbaidsc­han. Durch die Einmischun­g ausländisc­her Mächte könnte sich der Konflikt aber ausweiten. Davor warnt nun auch Mchitarjan.

Der 31-Jährige ist mit diesem Thema aufgewachs­en, auch auf dem Fußballfel­d ist er nicht frei davon. So lief er 2019 im Finale der Europa League mit dem FC Arsenal gegen Chelsea nicht auf – das Spiel fand in Aserbaidsc­hans

Hauptstadt Baku statt, als Armenier wollte er wegen Sicherheit­sbedenken nicht hinreisen.

Mchitarjan will helfen, im Wissen, dass er in einer einzigarti­gen Position ist. Er ist der mit Abstand bekanntest­e Fußballer Armeniens, seit seinem Wechsel zu Dortmund (27,5 Millionen Euro) 2013 ist er auch der teuerste. Als erster Armenier spielte er in der englischen Premier League, als erster gewann er die Europa League.

Mchitarjan ist aber auch UNICEFBots­chafter, spricht sieben Sprachen, und die Region Bergkaraba­ch besuchte er in der Vergangenh­eit immer wieder, um sich für wohltätige Zwecke einzusetze­n. Am Wochenende schickte er via Twitter Bilder von Kindern in Schutzbunk­ern und Krankenbet­ten um die Welt. „Wir haben das Recht, ohne existentie­lle Bedrohung in unserer Heimat zu leben“, schreibt er: „Unsere Kinder haben das Recht, sich nicht verstecken zu müssen.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Einst Jürgen Klopps Liebling: Henrich Mchitarjan.
FOTO: IMAGO IMAGES Einst Jürgen Klopps Liebling: Henrich Mchitarjan.

Newspapers in German

Newspapers from Germany