Heuberger Bote

Ausreden

- Von Matteo Felisoni

Das ist ausgesproc­hen anders – Zeit fürs neue „Danke der Woche“

Es geht dieses Mal an:

Ausreden.

Nachdem der Bundesarbe­itsministe­r allen Arbeitnehm­ern Homeoffice ermögliche­n möchte, sorgt dies plötzlich für unbeabsich­tigten Stress – die einen können nicht von zuhause arbeiten, weil z.B. Patienten die Privatadre­sse der Pflegekräf­te gar nicht kennen. Die anderen sind gestresst, weil nur ihr Partner die Idee toll findet – denn Homeoffice ändert alles! Keine der bisher so bequemen Ausreden scheint weiterhin möglich zu sein – was wird z.B. aus „Schatz, ich kann heute Abend leider kein Laub zusammenre­chen, ich bekomme vielleicht noch einen Anruf“, oder „Oh, ich kann bedauerlic­herweise keinen Sprudel kaufen, hier hagelt‘s bestimmt gleich und stundenlan­g!“Auch Dinge wie „Boah, du glaubst nicht, wie kalt es im Büro ist“sind passé. Denn die Antwort kommt von Angesicht zu Angesicht: „Ja, mein Schatz, ich weiß, ich sitze vor dir“. Zieh dich also warm an...

Für mich ist das in Ordnung, weil ich gerne arbeite und es auch von zuhause aus machen kann. An dieser Stelle aber ein großes Dankeschön an diejenigen, die ihrer Tätigkeit auswärts nachgehen, um für andere da zu sein, die sich nicht alle über die Möglichkei­t von Homeoffice freuen. Wenn es angeblich Lokale gibt, die „im Stress“heißen, dann doch nur, weil es beim Anruf zuhause beschäftig­t klingt: „Herzilein, es wird heute später, bin noch im Stress…“. Wer sich gerade ausgesproc­hen angesproch­en fühlt, hebe bitte die Hand und tue so, als müsse er sich wegen hochgestec­kter Ziele ganz schön strecken... Du ahnst es ja nicht.

Aber sehen wir es positiv: Ich bin sicher, dass die aktuelle Situation zu mehr Klarheit führen kann. Wenn alle Ausreden hinfällig sind, kann man wenigstens endlich ausreden. Zum allererste­n Mal ist dann der komplette Satz zu hören, was bisher durch Funklöcher nicht immer möglich wa(h)r. Oft verkam ein Anruf zu einer unerhörten Buchstaben­suppe. Übrigens: Textnachri­chten werden bei Netzproble­men entweder ganz oder gar nicht verschickt. Es ist demnach nicht nötig, auf Gruß- und Abschiedsf­ormeln zu verzichten…, nur so als Tipp.

Ach ich weiß, im Homeoffice ist alles anders. Und deine Kollegen können nicht mehr der Grund dafür sein, dass du im Stress bist. Bist du aber trotzdem, weil die Arbeit nicht weniger wird und es schließlic­h zurecht nicht Hommmm-Office heißt!

Naja, also Danke.

P.S: Und was gibt’s heute Abend noch? Da haben wir den Salat. Aus Rettich.

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