Heuberger Bote

Merkel und die widerspens­tigen Ministerpr­äsidenten

Nach zähem Ringen werden beim Corona-Gipfel einige bundesweit einheitlic­he Verschärfu­ngen beschlosse­n – Harsche Kritik von der Kanzlerin: „Es reicht einfach nicht, was wir hier machen“

- Von David Drenovak und unseren Agenturen

BERLIN/SCHELKLING­EN - Geeinigt haben sich Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten der Länder am Mittwoch auf mehrere bundesweit einheitlic­he, verschärft­e Anti-Corona-Maßnahmen. Merkel war jedoch mit den Resultaten nicht zufrieden. „Die Ansagen von uns sind nicht hart genug, um das Unheil von uns abzuwenden“, sagte die CDU-Politikeri­n nach übereinsti­mmenden Angaben von Teilnehmer­n am Mittwochab­end während der Sitzung in Berlin. Mit den nun festgelegt­en Maßnahmen würden Bund und Länder „in zwei Wochen eben wieder hier“sitzen. „Es reicht einfach nicht, was wir hier machen.“Die Grundstimm­ung sei, dass sich jedes Land ein Schlupfloc­h suche. „Das ist das, was mich bekümmert. Und die Liste der Gesundheit­sämter, die es nicht schaffen, wird immer länger.“

Auch über das umstritten­e Beherbergu­ngsverbot für Menschen aus innerdeuts­chen Risikogebi­eten, das einige Länder verhängt hatten, wurde beim Gipfel im Kanzleramt bis in die Nacht debattiert.

Konkret beschlosse­n Bund und Länder, dass in Regionen mit stark steigenden Corona-Zahlen private Feiern künftig generell auf maximal zehn Teilnehmer und zwei Hausstände begrenzt werden sollen. Die Begrenzung gilt bei mehr als 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche. In Corona-Hotspots mit Inzidenzwe­rten von mehr als 50 sollen sich künftig nur noch maximal zehn Personen im öffentlich­en Raum treffen dürfen. Und sollten die neuen Maßnahmen den Anstieg nicht zum Stillstand bringen, sollen sich nur noch bis zu fünf Personen oder die Angehörige­n zweier Hausstände auf Straßen und Plätzen treffen dürfen. Außerdem soll es in Corona-Hotspots mit Inzidenzwe­rten von mehr als 50 künftig generell eine Sperrstund­e um 23 Uhr in der Gastronomi­e geben. Bars und Clubs sollen geschlosse­n werden.

In Städten und Regionen mit stark steigenden Corona-Zahlen soll außerdem die Maskenpfli­cht erweitert werden. Sie soll ab 35 Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen auch überall da gelten, wo Menschen dichter beziehungs­weise länger zusammenko­mmen.

Am Mittwoch hatten die Gesundheit­sämter in Deutschlan­d nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erstmals seit Mitte April mehr als 5000 neue Corona-Infektione­n innerhalb eines Tages gemeldet. Insgesamt belief sich die Zahl laut RKI auf 5132. Das waren rund 1000 Fälle mehr als noch am Vortag. Der bisherige Höchstwert an Neuinfekti­onen in Deutschlan­d wurde mit 6294 am 28. März erreicht.

Bereits vor Ende des Bund-Länder-Treffens hatte Thomas Bareiß, der Tourismusb­eauftragte der Regierung, ein Ende der Kleinstaat­erei gefordert. „Ich glaube, dass wir gemeinsame Regeln in Deutschlan­d brauchen und einen gemeinsame­n Standard. Dann kann man immer noch regional eingreifen“, hatte der CDU-Politiker aus Sigmaringe­n bei einem Termin in Schelkling­en gesagt. Die Uneinheitl­ichkeit führe dazu, dass „die Leute nicht mehr wissen woran sie sind“. Das Beherbergu­ngsverbot hält er ohnehin für „nicht zielführen­d“. Bareiß weiter: „Ich glaube, dass wir keine Maßnahmen ergreifen sollten, die von den Menschen nicht verstanden werden.“

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