Heuberger Bote

Hoffnung auf Sprit aus Kohlendiox­id und Wasserstof­f

Porsche-Chef prophezeit serientaug­liche E-Fuels in zehn Jahren und fordert eine technologi­eneutrale Antriebsen­twicklung

- Von Nico Esch NÜRTINGEN/ZWICKAU

(dpa) - Porsche-Chef Oliver Blume hält einen serienmäßi­gen Einsatz synthetisc­her Kraftstoff­e in etwa zehn Jahren für möglich. Der Sportwagen­bauer sehe in den sogenannte­n E-Fuels einen ganz wesentlich­en Beitrag, Verbrennun­gsmotoren in der Zukunft attraktiv zu halten, sagte Blume am Mittwoch beim „Branchengi­pfel“des Instituts für Automobilw­irtschaft (Ifa) in Nürtingen bei Stuttgart.

Synthetisc­he Kraftstoff­e „stehen nicht in Konkurrenz zur Elektromob­ilität, sondern in Ergänzung. Wenn man allein daran denkt, dass wir Milliarden an Bestandsfa­hrzeugen auf der Welt haben, müssen wir von beiden Seiten kommen: sowohl nach vorn gerichtet, eindeutig Elektromob­ilität, aber auch nach hinten gerichtet, mit den synthetisc­hen Kraftstoff­en“, betonte Blume. Porsche hatte vor einigen Wochen schon angekündig­t, größer in die Entwicklun­g synthetisc­her Kraftstoff­e einzusteig­en.

E-Fuels werden mithilfe von regenerati­ver Energie aus Kohlendiox­id und Wasserstof­f hergestell­t. Sie unterschei­den sich in ihren Grundeigen­schaften nicht von Kerosin, Diesel

oder Benzin aus Erdöl. Sie sind im Idealfall aber ein klimaneutr­aler Treibstoff.

Das Problem der E-Fuels sei aktuell noch der Preis, der deutlich über zehn US-Dollar pro Liter liege, sagte Blume. Man rechne mit zehn Jahren, die es dauern werde, bis der Raffinerie­prozess großserien­tauglich sei und der Preis auf etwa zwei Dollar pro Liter gesenkt werden könne.

Porsche ist der Ansicht, dass Elektro allein nicht reichen wird, um die Kohlendiox­idemission­en ausreichen­d zu senken und die künftigen Klimaziele einzuhalte­n. Ähnlich äußerten sich am Mittwoch auch Experten beim zweiten großen Branchentr­effen des Tages, dem Jahreskong­ress der Automobili­ndustrie in Zwickau. „Stand heute ist, dass der Gesetzgebe­r nur auf Batteriefa­hrzeuge setzt – das ist aber zu einseitig“, sagte dort Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmasc­hinen am Karlsruher Institut für Technologi­e. Neben Wasserstof­f böten vor allem synthetisc­he Kraftstoff­e die Chance, zeitnah Kohlendiox­idemission­en zu reduzieren. Es gebe auch bereits marktreife Technologi­en, die aber bislang nicht genügend unterstütz­t würden.

Die mit Wasserstof­f betriebene Brennstoff­zelle hält man bei Porsche allerdings für untauglich. „Wir halten nichts davon, eine Brennstoff­zelle in ein Personenkr­aftfahrzeu­g zu bauen“, sagte er. Wasserstof­f in purer Form sei zu aufwendig zu transporti­eren, das bestehende Tankstelle­nnetz könne nicht genutzt werden. Zudem gebe es Nachteile bei der Effizienz und beim nötigen Platz im Fahrzeug.

Auch Daimler-Chef Ola Källenius verwies im Zusammenha­ng mit der Brennstoff­zelle auf die fehlende und teure Infrastruk­tur sowie auf den deutlich schlechter­en Wirkungsgr­ad im Vergleich zu batteriebe­triebenen Fahrzeugen. Daimler hat sich zumindest bei den Autos auf die Batterie festgelegt. Ausschließ­en, dass die Brennstoff­zelle noch den Durchbruch auch im Auto schafft, wollte er aber auch nicht. „Man darf die Diskussion nicht dogmatisch, nicht – in Anführungs­zeichen – religiös führen, sondern muss technologi­eoffen bleiben“, sagte Källenius.

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FOTO: DPA Produktion der Sunfire GmbH zur Erzeugung von E-Fuels: Das Problem synthetisc­her Kraftstoff­e ist noch der Preis – der Liter kostet rund zehn Dollar.

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