Volksbank legt bei Generalversammlung solide Bilanz vor
Weisser: „Selbstständigkeit ist aus heutiger Sicht für die nächsten Jahre nicht gefährdet“- Im Aufsichtsrat folgt Sonja Walter auf Günter Neipp
– In einem schwierigen Umfeld hält die Volksbank Trossingen Kurs. Das Unternehmen legte am Dienstag eine solide Bilanz 2019 vor, die von der Generalversammlung denn auch einstimmig gebilligt wurde. Doch es gibt auch ein paar Eintrübungen im sonst so positiven Zahlenmaterial.
Das Jahr 2020 geht seinem Ende entgegen – da musste sich die Volksbank Trossingen noch mit dem Jahr 2019 beschäftigen. Am Dienstag fand die Mitgliederversammlung fürs vergangene Geschäftsjahr statt – sie war corona-bedingt vom Mai auf Mitte Oktober verschoben worden. Immerhin als Präsenzveranstaltungen und nicht, wie es auch möglich gewesen wäre, in virtueller Form oder per schriftlicher Benachrichtigung samt schriftlicher Beschlussfassungen.
Der Bankvorstand hatte die Mitglieder wie üblich eingeladen, die sich persönlich anmelden und registrieren lassen mussten. Das Angebot nahmen zunächst knapp 50 Teilhaberinnen und Teilhaber an; es erschienen dann am Dienstag im Konzerthaus gezählte 48 Mitglieder; noch kurzfristig hatten zwei Personen abgesagt, wohl aus Angst vor Corona. Im Konzerthaus herrschten große Abstände und weitgehende Maskenpflicht; zudem wurde das Rednerpult nach jedem Beitrag desinfiziert. Es gab kein Rahmenprogramm und keine Bewirtung – und nach gut 70 Minuten war die Versammlung beendet.
Die Bank hat 2019 in vielen Parametern deutlich zugelegt, in den meisten Fällen mehr als 2018. Vorstandssprecher Michael Weisser fasste es so zusammen: „Mit dem Ergebnis und der Entwicklung der Volksbank Trossingen sind wir sehr zufrieden, und ich versichere Ihnen, dass wir nach wie vor eine grundsolide Bank mit sehr guter Vermögenslage sind.“Mit einer Gesamtkapitalquote von 20,7 Prozent liegt die Trossinger Bank deutlich über dem Durchschnitt der genossenschaftlichen Institute und unter den 15 besten.
Und immerhin kann die Bank eine Dividende auszahlen; sie liegt bei vier Prozent. Zunächst hatte man darauf verzichten sollen – die Europäische Zentralbank hatte allen Geschäftsbanken eigentlich empfohlen, keine Dividenden für 2019 zu zahlen. Nachdem aber das Bundesaufsichtsamt Banken mit guter Bilanz und, nicht zuletzt, einer sich abzeichnenden ordentlichen Entwicklung im Krisenjahr 2020 dann doch gestattet hatte, eine Dividende auszuschütten, kann die Volksbank ihren Mitgliedern in den kommenden Tagen die entsprechende Überweisung tätigen.
Grundsolide steht die Bank da, so Michael Weisser, ja. Und doch stehen da in der Bilanz ein paar Zahlen und Fakten, die nicht schwarz, sondern eher grau sind. So hat die Bank 2019 drei Filialen geschlossen und erst kürzlich ihre Öffnungszeiten reduziert, um neue, flexible Arbeitszeitmodelle einführen zu können. Dienstags ab 17 Uhr und am Mittwochnachmittag bleiben die Türen nun zu.
Bedenklich ist, dass einmal mehr der Zinsüberschuss zurückgegangen ist, um 1,5 Prozent oder 62 000 Euro – klar in einer europaweiten und lange anhaltenden Nullzinsphase. Ausgleichen konnte man das nur mit einem Provisionsüberschuss im Immobilien-, Bauspar- und Versicherungsgeschäft. Im laufenden Jahr erreicht die Bank, man möchte sagen: coronabedingt erwartungsgemäß, ihre Ziele nicht; die Ertragslage dürfte weiter rückläufig sein.
Und so rückt, noch im Hintergrund, ein Thema weiter nach vorne, dass die Volksbank bisher immer von sich gewiesen hat: eine Fusion. Wenn man weiß, wie vorsichtig sich Banker in der Regel äußern, dann klingen Michael Weissers Worte, nun ja, interessant: „Mit dem Aufsichtsrat tauschen wir uns in regelmäßigen jährlichen Strategiesitzungen unter anderem auch über das Thema Selbstständigkeit (…) aus. Diese Selbstständigkeit ist aus heutiger Sicht für die nächsten Jahre nicht gefährdet. Die Entwicklung im Bankenbereich beobachten wir dennoch sehr genau.“