Heuberger Bote

Es löwt einfach nicht mehr!

- ●» Von Felix Alex f.alex@schwaebisc­he.de

Es waren 14 wunderbare Jahre unter Bundestrai­ner Joachim Löw, auch wenn es wie in jeder guten Langzeitbe­ziehung ab und an kriselte. Dennoch spürte nicht nur die ganze Fußballnat­ion über eine Dekade lang: DFB-Team und Bundestrai­ner – das passt. Ob er entgegen aller Kritiker an seinem Daumenhoch-Lieblings Poldi festhielt, den WM-Pokal in den Rio’schen Nachthimme­l streckte oder an Russlands Stränden lustwandel­te, er blieb immer der Pilzkopf an der Seitenlini­e, der Mann mit dem Espresso und dem lustigen Dialekt – unser Bundes-Jogi halt. Doch damit ist jetzt Schluss. Auch wenn er optimistis­ch dabei ist, ein neues Team aufzubauen und sich ganz seinem EM-Ziel verschrieb­en hat, ist Löws Zeit als Bundestrai­ner auf der Zielgerade­n. Selbst wenn alle Kritiker derzeit irren, Dauer-Phönix Löw nach der EM 2021 wieder einmal die Asche von seinem Rollkragen­pullover klopft, ist das omnipräsen­te Vertrauen in den Trainer verschwund­en. Nicht anders ist das „friendly fire“zu erklären, das den Bundestrai­ner von allen Seiten trifft. Würden die Umstände der Pandemie nicht sein, der Wind würde ähnlich von den Tribünen wehen – zumindest von den Fans, denen die Nationalma­nnschaft nicht mittlerwei­le vollkommen egal ist. Dabei ist das alles nicht einmal die Schuld des ewigen Jogi. Der Bundestrai­ner hat sich einfach überlebt.

Dass er es nicht schaffte, aus den dafür geeigneten Spielern ein äraprägend­es Team zu formen, wurde ihm hierzuland­e nie vorgeworfe­n. Doch mittlerwei­le strahlt eben auch der hellste RioTriumph nicht mehr. Zu gönnen wäre es Löw, dass er die Zeichen erkannt hat und sich 2021 einen würdigen Abschied bereitet und nicht vom Hof gejagt werden muss. Denn dass auch die schönste Ära enden muss – darüber dürfte Konsens herrschen.

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