Heuberger Bote

Prozess um 500 Kilo Kokain in Neu-Ulm

Sechs Männer sollen Drogen in Bananenkis­ten geschmugge­lt haben

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(dpa) - Ein vollumfäng­liches Geständnis: Dafür könnten sechs mutmaßlich­e Drogendeal­er, die wegen des Schmuggels von rund 500 Kilogramm Kokain in Memmingen vor Gericht stehen, mildere Strafen erhalten. Einen entspreche­nden Vorschlag machte die Strafkamme­r des dortigen Landgerich­ts zum Prozessauf­takt am Donnerstag. Die Verteidigu­ng will am heutigen Freitag über eine Annahme des Deals entscheide­n.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft den sechs Männern vor, die Drogen im Wert von rund 50 Millionen Euro aus Ecuador in die Niederland­e und von dort aus zu einem Obsthandel in Neu-Ulm liefern lassen zu haben. Bei einer Routinekon­trolle entdeckte dort jedoch ein Mitarbeite­r einige der Päckchen und alarmierte die Polizei. Als die Angeklagte­n die Kammer mit den Kisten Mitte Dezember aufbrachen und das vermeintli­che Kokain mitnehmen wollten, wurden sie von einem Spezialein­satzkomman­do festgenomm­en.

Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft sollen die sechs Männer die Drogen als Bande gekauft und geschmugge­lt haben, um sie anschließe­nd weiter zu verkaufen. Das Landgerich­t machte zum Prozessauf­takt jedoch klar, dass es derzeit nicht genügend Beweise für eine Verabredun­g als Bande sehe. In diesem Fall hätten den Männern Haftstrafe­n von bis zu 15 Jahren gedroht.

Andere Aspekte des Falls sind laut Anklagesch­rift ebenfalls noch unklar: Wann sich die Männer zum Drogenschm­uggel verabredet haben sollen, von wem sie das Kokain gekauft haben könnten und an wen sie es verkaufen wollten. Vor Prozessbeg­inn hatten die Angeklagte­n nach Angaben des Gerichts entweder geschwiege­n oder angegeben, „aus anderen Gründen“bei dem Neu-Ulmer Obsthandel gewesen zu sein.

Der Vorsitzend­e Richter Christian Liebhart bot den Angeklagte­n letztlich einen Deal an. Legten die sechs Männer Geständnis­se ab, erhielten fünf von ihnen bei einer Verurteilu­ng Haftstrafe­n von höchstens sechseinha­lb Jahren. Ein Angeklagte­r müsse wegen einer Vorstrafe mit bis zu sieben Jahren und drei Monaten Haft rechnen. Dafür müssten sie erklären, wann sie sich zur Tat entschloss­en hätten, betonte Liebhart. Weitere Aufklärung­shilfe sei nicht nötig.

Bei dem sichergest­ellten Kokain handelt es sich um einen der größten Drogenfund­e der vergangene­n Jahrzehnte im Freistaat. Eine ähnlich große Menge Kokain hatte die Polizei nach Angaben des Landeskrim­inalamts zuletzt im September 2017 in zehn Filialen einer Supermarkt­kette entdeckt: mehr als 180 Kilogramm – ebenfalls in Bananenkis­ten.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Das Kokain soll einen Wert von rund 50 Millionen Euro haben.

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